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das Bild bei Twitter lässt sich ziemlich vergrößern (BVB)

Knüppler17 ⌂, Montag, 19.11.2018, 15:58 (vor 1986 Tagen) @ Nolte

Wieso? Mir fällt das Wort "Neid" etwas zu schnell. Vor allem weißt du doch gar nicht, wie wohlhabend die Leute (auch hier im Forum) sind, die Merz nun kritisieren.

Der ganze Duktus der Debatte, in der kein Verweis auf Privatjets fehlen darf, geht für mich in diese Richtung. Ich habe dazu mehrere Texte gelesen, die immer wieder auf ins gleiche Horn bliesen, die mich zu diesem Schluss kommen lassen.

Es geht wohl eher um die Glaubwürdigkeit. Gerade angesichts der Vorwürfe, die oft an die Regierungen der letzten Jahre adressiert werden, nämlich dass sie die Bedürfnisse der "gewöhnlichen Leute" aus den Augen verloren hätten, ist man als BürgerIn vielleicht etwas vorsichtig, einen Reichen zu wählen, der seine eigenen Privilegien entweder nicht erkennt oder nicht zuzugeben bereit ist. Wenn nämlich der Reiche seine eigene Lebenssituation auf den "Durchschnittsbürger" projiziert - und diese Gefahr liegt nah, wenn der Reiche sich dem (oberen) Durchschnitt zugehörig fühlt -, macht das wenig Hoffnung darauf, dass er die Situation und Probleme des Volkes wirklich wahrnimmt.

Bei Glaubwürdigkeit gehe ich mit, allerdings mit großen Fragezeichen. Es gibt wohl kaum finanzkräftigere Politiker als die Bewohner der Villa der sozialen Gerechtigkeit, Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht. Jede, aber auch wirklich jede Geschichte, die man so aus Berlin und anderen Landstrichen über die beiden hört, deckt sich an genau diesem Punkt: Wasser predigen und Wein saufen - Hauptsache, die eigenen Taschen sind immer richtig voll. Gleiches hört man von der AfD, die gerne mal hunderte Mont Blanc Kulis abrechnet und derart üppige Catering-Gelage schmeißt, dass selbst hartgesottene Prüfer die Reißleine ziehen. Die Namen eben derjenigen, die so gerne vorgeben zu wissen, wie es den vernachlässigten Menschen geht, fallen diesbezüglich besonders oft.

Dem gegenüber pflegt doch gerade Angela Merkel einen so kleinteiligen Lebensstil, dass man sich wundern müsste. Sie wohnt immer noch in ihrer kleinen Wohnung, kocht selbst, geht einkaufen, wäscht ihre Wäsche, zeigt keinerlei Allüren und selbst ihre Kritiker würden ihr ernsthaft abnehmen, dass sie wohl nicht einmal wüsste, was sie mit Millionengehältern oder Bestechungsgeldern anstellen sollte. Das wirkte jahrelang gut im Wahlkampf - der Vorwurf, die Regierung habe die normalen Bürger aus dem Blick verloren, zielt dennoch direkt auf sie.

Wähler glauben einfach, was sie glauben wollen. Da stehen dann Wagenknecht, Lafontaine, Weidel, Gauland & Co für die kleinen Leute, während ausgerechnet die Regierung Merkel jeden Bezug zum normalen Leben verloren haben soll. Vor diesem Hintergrund denke ich durchaus, dass Geld für die Glaubwürdigkeit nicht unbedingt entscheidend ist.

Wenn er sagt: "Ich bin reich und privilegiert, aber ich bin mir bewusst, dass meine Probleme nicht gleich den euren sind", dann zeigt das eine Sensibilität, die in Merz' Aussage schlicht nicht auftaucht.

Diese Aussage wäre vielleicht klüger gewesen. Andererseits wäre sie genauso instrumentalisiert worden, weil alleine das Wort "reich" schon wieder triggert. Ich finde, dass er mit der Offenlegung seines Einkommens, die keineswegs notwendig gewesen wäre, schon sehr viel preisgegeben hat.

Da liegt für mich dann auch der Hase im Pfeffer: Einerseits wird immer immer wieder Offenheit und Transparenz gefordert, im gleichen Atemzug versichert, dass es schon kein Nachteil sein werde - schafft nun aber jemand diese Transparenz, fliegt es ihm sofort um die Ohren, weil die Art der Darstellung nicht passte und er das, was er nicht einmal hätte machen müssen, in einer nicht genehmen Form ausgedrückt habe.


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