schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
A- A+
schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
Startseite | FAQ | schwatzgelb.de unterstützen
Login | Registrieren

Hobbit: So gut finde ich den gar nich. (Sonstiges)

Poeta_Doctus, Lands Between, Dienstag, 11.01.2022, 15:55 (vor 835 Tagen) @ FliZZa

Was genau findet man den so schlecht an den Filmen?

Alles mögliche!
Kernübel ist dabei, dass man einerseits das Kinderbuch der Hobbit verfilmen wollte, andererseits aber auch krampfhaft ein Herr der Ringe-Prequel filmen wollte.
Dabei kommt dann jede Menge Murks raus.

- Viel zu lang: Die Filme sind mit allerlei unnötigem Ballast aufgebläht worden. Der Hobbit ist als Buch kürzer als jedes einzelne Herr der Ringe-Buch, trotzdem hat man daraus drei Filme rausgepresst, because money und weil Herr der Ringe-Flair. Darunter leidet aber das pacing (mir fällt gerade kein passender deutscher Begriff ein).

- Trotz dieser immens langen Laufzeit hat man es nicht gebacken bekommen, den einzelnen Hauptcharakteren, nämlich den Zwergen, die Bilbo begleitet, auch nur irgendwas an Persönlichkeit mitzugeben. Die bleiben quasi die ganze Reihe über eindimensionale Abziehbilder und treten im Laufe des Films mehr und mehr in den Hintergrund, um Platz für die "coolen" Ergänzungen der Filmreihe zu machen.

- Der Ton bzw. die Stimmung ist völlig Banane. Die Filmreihe versucht ständig zwischen der Kinderbuchvorlage und dem Wannebe-Herr der Ringe hin und her zu schwenken. Da wechseln sich dramatische Todesszenen in Zeitlupe ab mit "total abgedrehten" Slapstickeinlagen wie der Flucht vor den Goblins auf dem Boot. Beides zusammen funktioniert aber nicht. Das Drama ist nicht mehr dramatisch und der Slapstick nicht komisch. Als ob man John Wick und die Teletubbies in eins sein will. Beides ist ok, man muss sich halt nur entscheiden.

- Dieses Unentschlossenheit, was man eigentlich sein will (Kinderbuchverfilmung oder Pseudo-Herr der Ringe) setzt sich sogar beim optischen Design der Zwerge wieder. Die sehen alle so aus, wie man sich Zwerge vorstellt. Nur zwei der Zwerge nicht, nämlich die Hauptfigur (Torin?) und der Zwerg, dem man eine Lovestory angedichtet hat. Anscheinend dürfen die beiden kein "wacky" Aussehen haben, weil man sie ja ernst nehmen soll.

- Pet peeve: Am Ende des ersten Films gibt es eine dramatische Szene, in der die Hauptfigur es mit dem Oberork aufnimmt und Bilbo rettet (oder so ähnlich, habs lange nicht mehr geguckt). Dabei spielt eine dramatische Musik im Hintergrund. Als ich das das erste mal gesehen habe, kam mir sofort irgendwas bekannt vor. Dann fiel es mir wie Schuppe von den Augen: Das war das Thema der Ringeister. Klingt düster und bedrohlich. ´
Ist aber in der Herr-der-Ringe-Reihe für eben diese Ringgeister reserviert. Wurde aber für den Hobbit völlig sinnlos zweckentfremdet, weils "cool" klingt. Für mich, als würde man bei Star Wars die Darth Vader-Musik für irgendwen anders benutzen, weils halt gut klingt und Wiedererkennungsfaktor hat. Geht irgendwie gar nicht.
Aber ich weiß: Pet peeve.

- Die Ergänzungen, mit dem die Laufzeit aufgepumpt worden ist, sind größtenteils banal und lame. Im schlimmsten Fall stören sie sogar die Haupthandlung. Beispiel aus dem letzten Film (Spoilerwarnung on): Torin, quasi neben Bilbo die zweite Hauptperson, stirbt und hat einen letzten Dialog mit Bilbo, bei dem beide ihren Frieden mit einander machen. Quasi der emotionale Höhepunkt der ganzen Filmreihe. Oder doch nicht? Denn direkt im Anschluss wird eine andere Todesszene ausgebreitet und besprochen, die es im Buch überhaupt nicht gab, nur um wieder Referenzen zu Herr der Ringe zu knüpfen. Der eigentliche emotionale Höhepunkt wird damit völlig unterminiert. (Spoilerwarnung off).

- Specialeffekts: Lame, schlechter als bei der zig Jahre älteren Herr der Ringe-Verfilmung. Aber muss ja alles CG sein, egal obs besser aussieht oder nicht.

Das mag für andere Leute alles ziemlich egal sein und wem die Filme einfach gut gefallen haben, dem will ich seinen Spaß auch nicht madig machen (you do you).

Die ganzen Einzelbeispiele oben sollen nur illustrieren, warum ich die Hobbit-Filme vor allem eins fand: Langweilig.
Langweilige (weil viel zu langgezogene) Story, langweilige (weil völlig eindimensionale) Charaktere, langweilige Action (weil einem die beteiligten Charaktere egal sind).
Zugegebenermaßen hat der Film schon auch gute Schauwerte, Smaug ist sehr cool umgesetzt. Auch die Szenen mit Saruman, Galadriel und Elrond fand ich cool (obwohl nicht aus dem Buch ;)

So als Film an einem regnerischen Sonntagnachmittag kann man sich den schon geben. Mehr aber auch nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass man aus allen drei Filmen einen recht guten Einzelfilm scheiden könnte ^^

PS: Der zweifelhafte Einfluss der Verflimungen auf die neuseeländischen Gesetzte und Rahmenbedingungen für Schauspieler hinterlässt dazu auch keinen feinen Nachgeschmack.

PPS: Das ganze ist übrigens aus Perspektive von jemandem, der das den Herr der Ringe anno dazumal geliebt hat, den Hobbit aber nicht gelesen hat. Es geht mir also weniger darum, ob Der Hobbit eine gute Adaption ist, sondern ob es gute Filme sind (meiner Meinung nach: nö).


Antworten auf diesen Eintrag:



gesamter Thread:


1233615 Einträge in 13684 Threads, 13778 registrierte Benutzer Forumszeit: 25.04.2024, 18:47
RSS Einträge  RSS Threads | Kontakt | Impressum | Nutzungsbedingungen | Datenschutzerklärung | Forumsregeln