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Neubauer vs. Maaßen (Sonstiges)

FourrierTrans, Dortmund, Mittwoch, 12.05.2021, 22:29 (vor 1077 Tagen) @ markus

Luisa Neubauer ist nicht dafür verantwortlich, was andere Familienmitglieder getan haben oder noch tun. Sippenhaftung gibt es heute noch in Nordkorea. In Deutschland ist das nach dem 2. Weltkrieg abgeschafft worden. Insofern muss sie sich auch nicht davon distanzieren. Es hat absolut nichts mit dem zu tun, wofür sie einsteht.


Noch einmal im Detail: Die Firma, die ihr Leben finanziert hat bzw. eventuell noch finanziert (die Herkunft des Vermögens mal außen vorgelassen), emittiert maximal CO2 durch eine Flotte von Containerschiffen sowie Tabakproduktion und -handel. Für jemanden, der andere so energisch beim Thema Klima angeht, wäre es aus meiner Sicht ein Gebot der Konsequenz, sich von einem aus ökologischer Sicht derart schmutzigen Familiengeschäft öffentlich zu lösen und das Geschäftsmodell anzuprangern. Ansonsten fällt mir dazu ein "Wasser predigen und Wein saufen". Du kannst dies aber durchaus anders sehen.


Mit exakt dieser Argumentation gab es früher die Sippenhaftung. Man ging davon aus, dass Familienangehörige mitschuldig sind, weil sie direkt oder zumindest indirekt vom Fehlverhalten von Familienmitgliedern profitieren. Das gibt es heute aber aus guten Gründen nicht mehr. Heute geht man davon aus, dass eine solche Herleitung nicht zutreffend ist. Deshalb sehe ich das in der Tat anders. „Wasser predigen und Wein saufen“ wäre nur dann angebracht, wenn Luisa Neubauer Geschäftsführerin dieser Unternehmen wäre. Dann könnte man zumindest mit moralischen Grundsätzen argumentieren. Ist sie aber nicht. Zu verlangen, dass sie sich zunächst öffentlich von der eigenen Familie zu distanzieren habe, bevor sie sich selbst für den Klimaschutz einsetzen darf, finde ich auch sehr grenzwertig und geht in die Privatsphäre rein. Sie ist eine eigenständige Person. Was andere Menschen getan haben oder tun, ist dabei nicht relevant. Und das heute selbst dann, wenn es sich um Familienangehörige handelt. Es ist sogar sehr positiv, wenn Nachfahren andere Wege einschlagen.

Der CO2 Vergleich zwischen einem Unternehmen mit 2.000 Mitarbeitern und einer einzelnen Privatperson, ist auch irgendwie kurios. Natürlich verbraucht eine einzelne Person weniger CO2 als ein ganzes Unternehmen. Ebenso ist die Behauptung, dass es sich um unrechtmäßiges Vermögen handelt, offenkundig falsch. Ansonsten würde es entsprechende Strafverfahren geben. Die gab es eventuell nach dem 2. Weltkrieg. Sollte das der Fall sein, ist die Schuld mit der Strafe abgegolten. Auch das ist übrigens Teil eines Rechtsstaats: dass mit einer gesetzlich festgelegten Strafe die Schuld abgegolten wird. Sollte die Schuldfrage noch offen sein und das heutige Vermögen tatsächlich unrechtmäßig sein, so muss die Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren einleiten. Aber selbst das betrifft dann nicht Luisa Neubauer, da sie eben keinerlei Haftung und Verantwortung trägt.

Ich habe noch nie Grün gewählt und habe selbst lange auf alte Kamellen herumgeritten. Ich kann auch wenig mit Typen wie Anton Hofreiter anfangen. Aber der Klimawandel ist so ziemlich die größte Herausforderung der Menschheit in nächster Zeit. Das muss einfach mal einsehen. Wenn sich jüngere Menschen in ihrer Freizeit für Klimaschutz engagieren, ist das absolut positiv und wichtig.

Klar, Luisa Neubauer ist natürlich in keinster Weise in irgendeiner Form persönlich verantwortlich oder gar juristisch haftbar dafür, was die Firma ihrer Familie macht oder gemacht hat. Auch hat die Reemtsma Gesellschaft aus juristischer Sicht nicht unrechtmäßig Vermögen angehäuft (moralisch sicherlich in der Vergangenheitskonstellation eine ganz andere Frage, wie auch bei BMW und der Familie Quandt und vielen anderen Großindustriellenfamilien).
Und natürlich ist die Initiative nicht nur wichtig, sondern existenziell notwendig. Ich habe aber schlicht immer eine große Skepsis, wenn man, pardon, mit dem goldenen Löffel im Mund großgeworden ist und auch weiterhin jetzt nicht irgendwie "gebrochen" hat mit der Familie, die so ein Business betreibt, aber dann eben als führender Kopf Politik und Gesellschaft vor sich "hertreibt". Tut mir leid, ist sicherlich eine subjektive Sichtweise und vielleicht objektiv falsch, aber für mich passt das nicht so recht zusammen.


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