Markus Lanz Hendrik Streeck Wenn sich Moderator und Virologe um Kopf und Kragen reden (Corona)

CB, Freitag, 03.07.2020, 13:51 (vor 1392 Tagen) @ Jurist81

Sollte eine zweite Welle - von der ich bedauerlicherweise ausgehe - im Spätsommer/ Herbst auf uns zurollen, wird es daher wohl eher nicht derart rigide Maßnahmen geben wie im März.

Es wird keine zweite Welle geben, wenn wir es vernünftig machen. Ein paar einfache Maßnahmen wie Abstand halten, Masken tragen, Quarantäne von Erkrankten und den Verbot von zu großen Veranstaltungen in geschlossenen Räumen werden wir beibehalten müssen, das ist klar. Aber wir haben auch noch Maßnahmen in der Hinterhand, die bisher nicht probiert wurden. Ich denke z.B., dass wir noch viel mehr Testen müssen. Damit könnten wir die Infektionszahlen noch weiter senken, oder bei gleichzeitigen Lockerungen, konstant halten. Ich bin sehr froh, dass in Bayern kostenlose Tests angeboten werden. Das ist eine Maßnahme, die auf alle Fälle probiert werden muss.

Ich würde mir sogar wünschen, dass in ganz Deutschland in Regionen und Einrichtungen, in denen es relativ viele Fälle gibt, großflächig getestet wird. Wenn wir damit die Anzahl der Infizierten massiv runter drücken können, dann können wir uns auch wieder mehr erlauben.

Nicht falsch verstehen: Wir werden vorsichtig sein müssen und können nur langsam wieder zur Normalität zurück, aber diese Krankheit erscheint mir retrospektiv keine größere Bedrohung darzustellen als andere tatsächlich vorhandene Bedrohungen.

Es ist immer interessant unterschiedliche Einschätzungen zu lesen. Für mich stellt sich die Krankheit ähnlich gefährlich da wie im März. Die Todesrate wurde auch damals mit 0.5 Prozent angegeben und wir wussten, dass sich das Virus schnell verbreitet. Jetzt wissen wir aber, wo die meisten Übertragungen statt finden und können diese verhindern.