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Ein Zukunft mit Favre (BVB)

Liberogrande, Mittwoch, 27.05.2020, 11:48 (vor 1401 Tagen) @ Spirit_in_Black

Favre ist ein guter Trainer, mit dem wir stabil auf einem guten Niveau spielen können. Für ganz oben wird es mit ihm wahrscheinlich nicht reichen. Das liegt meines Erachtens aber weniger an seiner Art als seiner strategischen und taktischen Ausrichtung. Wie gesagt, Favres System funktioniert ansich gut. Aber eben nur bis zu einem gewissen Punkt. Was fehlt ist die Fähigkeit, wirklich dominant aufzutreten, wie eben die Bayern. Das liegt daran, dass der Fußball eben im Kern (trotz Veränderungen in der Rückrunde) immer noch eher auf passive Verteidigung und Umschaltmomente ausgelegt ist. Und das Umschaltspiel funktioniert wirklich hervorragend, daher haben wir auch viele Tore erzielt und teils Höhe Siege eingefahren. Aber man ist in einem höherem Maße vom Gegner abhängig als wenn man wirklich konstant aus dem eigenen Aufbau Gefahr entwickeln kann. Unser Offensivspiel ist dazu teilweise einfach zu wenig strukturiert und ausgefeilt. Viel hängt davon ab, dass unsere Offensivspieler in Umschaltsituationen ihre individuelle Klasse ausspielen.

Noch wichtiger ist allerdings, dass wir nicht besonders aktiv verteidigen und gut pressen. Das ist gerade auch der größte Unterschied zu den Bayern, die im Pressing und Gegenpressing wirklich herausragend sind und den Gegner so in seine Hälfte förmlich reindrücken können, sodass er kaum Luft bekommt. Das ist einfach ein wichtiger Faktor, um einen Gegner wirklich dominieren zu können. Unter Klopp waren wir teilweise ja auch keine besonders gute Ballbesitzmannschaft. Aber wir konnten den Rhythmus des Spield häufig durch ein aktives Pressing kontrollieren.

Aktuell ist es meistens so, dass wir relativ aktiv beginnen. Manchmal schaffen wir es aus dem eigenen Spielaufbau mit einem guten Angriff in Führung zu gehen, manchmal schließen wir unsere wenigen Umschaltsituationen direkt eiskalt ab. Dann ziehen wir uns häufig erst einmal etwas zurück und lassen den Gegner kommen, meistens schaffen wir es dann auch durch unser starkes Umschaltspiel die Führung auszubauen. Allerdings besteht bei dem weniger dominanten Ansatz auch immer die latente Gefahr, dass wir das Spiel aus der Hand geben, da wir eben nur eine begrenzte Kontrolle über das Spiel haben.

Ansich wäre durch eine dominanter Spielweise also sicher noch einmal etwas Entwicklungspotential da. Allerdings sind wir unter Favre eben auch eine konstant gute Mannschaft. Man kann natürlich einen Trainer wie ten Hag verpflichten und hoffen, dass er uns auf ein höheres Level bringt. Es kann aber auch sein, dass das Experiment scheitert und wir wieder in eine turbulente Saison geraten. Da besteht auf jeden Fall ein Risiko, das sich aber auch auszahlen kann. Gladbach beispielsweise hat auch den Abschied von Hecking in die Wege geleitet als man sehr stabil darstand. Rose zu verpflichten barg schon ein gewisses Risiko, jedenfalls fußballerisch hat man sich aber weiter entwickelt.

Was mir allerdings etwas Sorge bereitet ist die gängige Analyse, dass es Favre einfach an "Mentalität" fehlt. Das ist so ein kaum greifbares Kriterium. Nicht, dass Ehrgeiz oder Motivationsfähigkeiten keine Rolle spielen. Aber meistens geht es nicht um konkrete Effekte, sondern darum wie ein Trainer sich verkauft und ob er in Interviews bestimmte Vokabeln (Kampf oder Wille) benutzt. Solche Sprechblasen entwickeln eine Mannschaft aber nicht mittelfristig weiter.

Womit wir beim Thema Kovac wären. Bei Frankfurt hat er mit einer individuell Recht ordentlichen Truppe, mit ordentlichem Pressing Erfolg gehabt. Sein größter Verdienst war es wahrscheinlich aus eher schwierigen Charakteren eine Mannschaft zu formen. Eine Spitzenmannschaft wie die Bayern könnte er aber nicht mehr weiter entwickeln. Für dieses Feintuning auf höchstem Niveau fehlt ihm das Handwerkszeug. Seine fachliche Limitiertheit hat auf Dauer nicht zu den internationalen Topspielern gepasst. Kovac kann also nicht ernsthaft derjenige sein, der uns näher an die Bayern heranbringt bzw. Mal für eine Saison besser als die Bayern macht. Einen guten Trainer wie Favre zu entlassen, um einen Kovac zu verpflichten, würde mich sehr ratlos zurück lassen.


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