schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
A- A+
schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
Startseite | FAQ | schwatzgelb.de unterstützen
Login | Registrieren

Zum Thema "Im Osten keine Slums" (Sonstiges)

HoschUn, Ort, Dienstag, 18.06.2019, 14:35 (vor 1775 Tagen) @ Matse
bearbeitet von HoschUn, Dienstag, 18.06.2019, 14:50

Um gegen den Erfolg rechter Parteien zu arbeiten, sollte man ihn allerdings verstehen können. Was ist also die Motivation der Wählerinnen und Wähler? Die Motive sind im Osten vielfach sicher anders als in Bayern oder Gelsenkirchen.

Ich hatte mal kurz nachgesehen: Der Landkreis Freyung-Grafenau (28% für die AfD) in Niederbayern steht vermutlich besser da als so manche Region in Ostdeutschland. Allerdings ist das auch kein Boomstandort: Lt. Wikipedia (mit Verweis auf eine Zukunftsstudie) handelt es sich um einem Landkreis mit Zukunftsrisiken. Vielleicht ist auch die Grenznähe ein Faktor für das Wahlverhalten, keine Ahnung. Allerdings sollte es Aufgabe der anderen Parteien sein, genau diese Faktoren zu erkennen und entsprechend zu handeln. Damit eben nicht der populistische Nährboden bedient wird.

Vielleicht gibt es da nicht wirklich viel zu verstehen?

Eine Vorliebe für solche Parteien und autoritäre Figuren gibt es im ganzen ehemaligen Ostblock. Warum sollte der deutsche Osten da soviel anders sein? Das ist ganz einfach eine gewachsene Kultur und eine Kultur kann man nicht verändern, indem man einfach an irgendwelchen politischen Stellschrauben dreht. Den meisten Ostdeutschen geht es heute relativ gut, jedenfalls nicht viel schlechter als in den meisten Regionen Westdeutschlands. Das Phänomen allein über die Ökonomie zu erklären wird scheitern. Zwar gibt es im Westen wie im Osten AfD-Hochburgen in denen die Ökonomie offensichtlich auch eine Rolle spielt, besonders in NRW zu sehen, aber das sind eher Einzelfälle. Der Rest ist eine Kulturfrage. Und wenn man sich dann mal die westdeutschen Hochburgen der AfD anschaut, dann fällt doch schnell etwas auf. Die meisten ostdeutschen Migranten nach 1990, in etwa die Hälfte, sind nach Bayern gezogen und in Baden-Württemberg gibt es den Großteil der russlanddeutschen Migration. Die Russlanddeutschen sind die anderen Osis, die man gerne übersieht, die aber kulturell ähnlich geprägt sind. Die jungen dynamischen gut ausgebildeten ostdeutschen Menschen, die damals in den Westen gegangen sind, die wählen, abgesehen vom immer vorhandenen Geschlechterunterschied, nicht viel anders als ihre zurückgebliebenen undynamischen abgehängten ostdeutschen Brüder und Schwestern. Obwohl das auch immer so ein typischer Erklärungsversuch ist, dass nach der Wende einfach irgendwie die "guten" Leute abgewandert sind und jetzt als Gegengewicht fehlen. Das ist mehr Wunschvorstellung als Realität. Es ist schon auffällig wie sehr man versucht kulturelle Unterschiede weg zu reden bzw. auf reine politische Faktoren und Motivationen zu reduzieren. Nein, diese kulturellen Unterschiede sind tief verwurzelt und sie werden noch lange bleiben.


Antworten auf diesen Eintrag:



gesamter Thread:


1234350 Einträge in 13693 Threads, 13785 registrierte Benutzer Forumszeit: 27.04.2024, 12:22
RSS Einträge  RSS Threads | Kontakt | Impressum | Nutzungsbedingungen | Datenschutzerklärung | Forumsregeln