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Neu auf schwatzgelb.de: Das Glas ist halb voll, verdammt! (BVB)

stfn84, Köln, Donnerstag, 10.11.2016, 10:11 (vor 2739 Tagen) @ Sascha

So sehe ich es auch.

Mir macht die Punktausbeute keine Sorge, sondern die Art und Weise wie wir spielen. Und wer wie spielt!

Natürlich hatten wir auch Verletzungspech; gerade die Spieler die uns zu Saisonbeginn ein Stück weit getragen haben, sind ausgefallen. Für die defensive Stabilität war der Ausfall unseres Kapitäns wohl entscheidend; für die Offensive sicherlich der toll aufspielende Guerrero und Schürrle, der überraschend schnell "angekommen" zu sein schien. Allerdings darf man das bei einer derartigen Ablöse und vermutlich entsprechendem Gehalt auch einfach erwarten.

Das gilt natürlich im gleichen Maß für Spieler wie Rode und MG19, die (mich) bisher schlicht enttäuscht haben.
Gestandene und erfahrene Spieler werden i.d.R. deshalb verpflichtet, damit sie direkt funktionieren. In unserem Fall kommt dazu, dass diese Spieler verpflichtet wurden, damit sich die jungen Spieler an ihnen aufrichten können und sich in ihrem Schatten langsam entwickeln können. Das kann ich bisher nicht erkennen.

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Im Detail möchte ich aber noch auf einige Passagen im Artikel eingehen.

Schaut man auf dem Umbruch im letzten Sommer, wo mit den Abgängen und der schweren Verletzung von insgesamt vier der wohl fünf besten Spieler im Kader der Vorsaison und dem Einbau von zwei Hand voll neuen Spielern eine Mammutaufgabe zu leisten war, und bezieht man dann noch mit ein, dass die runderneuerte Mannschaft in den letzten Wochen des Oktobers mit einer Vielzahl von Ausfällen zu kämpfen hatte, dann ist sie mindestens auf einem ordentlichen Weg.

Zunächst einmal stimmt die Feststellung, dass wir wichtige Säulen der Mannschaft der letzten Saison abgegeben haben. Insbesondere Hummels und Mkhitaryan haben jeweils ihre beste Saison respektive die beste Saison seit Jahren (Hummels) gespielt. Gündogan hat insbesondere in der Rückrunde jedoch nicht mehr den Stellenwert eingenommen, den er früher hatte. Insgesamt gab es einzelne Spiele und Aktionen von Gündogan die seine ganze Klasse gezeigt haben. Er war jedoch in meinen Augen weit von seiner Form vor der schweren Verletzung 2013 entfernt - ich wünsche ihm, dass er die eines Tages wieder erreicht, bezweifle es aber.
Aber, unabhängig davon, dass der sportliche Wert auch immer der subjektiven Einschätzung geschuldet ist, kann man festhalten, dass der Ersatz dieser Spieler nicht zu den leichtesten Aufgaben gehört.

Als Ersatz für diese drei Spieler kann man im Grunde resümieren, dass man den Vorgänger von Mkhitaryan als dessen Ersatz verpflichtet hat.
Gündogan wurde bereits im Vorjahr durch Castro ersetzt.
Hummels wurde durch einen Ersatzspieler des FC Barcelona ersetzt.

Dazu wurde im defensiven Bereich Merino und Rode verpflichtet.

Als LV kam Guerreiro, der jedoch nun vermehrt auf der Position des Ilkay Gündogan eingesetzt wird.

Im Offensivbereich kamen Dembélé und Mor als Talente.
Schürrle scheint als Reus-Ersatz und weitere Alternative verpflichtet worden zu sein; und das obwohl doch immer klar war, dass Marco im August, spätestens jedoch im September wieder Bundesligafußball spielen kann.

Borussia Dortmund war nicht gezwungen diese Vielzahl von Transfers zu tätigen. Borussia Dortmund wollte diese Anzahl an neuen Spielern und eben genau diese Spieler haben.
Finanziell wäre es problemlos möglich gewesen, einen gestandenen IV (á la Toprak) zu verpflichten. Aber man hat sich bewusst dagegen entschieden.

Genauso wie man sich gegen gestandene Profis, an denen sich Talente aufrichten können, entschieden hat. Kuba ist weg, Subotic seit Monaten auf dem Abstellgleis - wobei letzteres sicher auch ein Stückweit der Verletzung geschuldet ist.
Im Umgang mit diesen Spielern entstand bei vielen der Eindruck, dass sich e.V. bzw. KGaA nicht immer richtig verhalten haben. Alles natürlich eher auf Indizien gestützt, aber sicherlich nicht komplett abwegig.
Es bleibt schade.
Vermutlich in erster Linie menschlich - aber eben auch sportlich.

Der wichtigste Aspekt wird aber zumeist ausgeblendet.
Es ist ja nicht nur so, dass wir die Spieler ohne Zwang verpflichtet haben und dabei - im Gegensatz zu anderen Vereinen - einen immensen finanziellen Spielraum ausnutzen konnten. Andere Vereine mussten auch (wichtige) Spieler ersetzen.
Insbesondere sind da die blauen Nachbarn zu nennen, gegen die wir sehr lange sehr ideenlos gewirkt haben.
Dazu kommen dann Spiele wie gegen Union Berlin und Ingolstadt. Bei einem derart teuren und talentierten Kader muss man diese Aufgaben einfach besser lösen. Im Gegensatz zum Autor empfand ich unser Weiterkommen gegen Union Berlin nicht als verdient, sondern glücklich.

Hoffenheim hat einen weiteren Fixpunkt in dessen Angriffsspiel ersetzt und steht aktuell vor uns.
Die Frankfurter Eintracht hat als 16. der Vorsaison aktuell so viele Punkte wie wir. Köln ebenfalls.
Beide haben aber bereits das Spiel gegen die Bayern hinter sich.

Selbst der SC Freiburg kann uns am kommenden Spieltag einholen, sofern sich der Branchenprimus durchsetzt.

Das ist alles kein Grund den Untergang des BVB herauf zu beschwören, gleichwohl kann die Entwicklung kritisch betrachten.
Insbesondere weil es Tuchel bisher nicht schafft was er ansonsten gut kann: Taktisch variabel auf das Geschehen auf dem Platz reagieren.

In dieser Spielzeit fällt uns Nichts ein, wenn der Gegner druckvoll und gut gestaffelt in der Defensive agiert und unser Zentrum zustellt.
Das ist sicherlich auch den Umständen (neue Spieler, Verletzungen) geschuldet, trägt aber meiner Meinung nach eben nicht als Entschuldigung. Dafür sind wir dem Rest der Liga einfach zu sehr enteilt, was den Etat und die Reservisten angeht.
Das Tuchel rotiert ist normal. Der Umfang der Rotation ist aber oftmals unverständlich. Jedes Spiel werden gefühlt (!) 3 Spieler herausgenommen. Komischerweise habe ich nicht das Gefühl, dass dies bei anderen Mannschaften in diesem Umfang passiert. Wenn es dann nicht funktioniert, ist der Trainer dafür verantwortlich.

@HSV fand ich es tatsächlich einfach nur schwach was der HSV abgeliefert hat und die Leistung unserer Borussia nicht wirklich überzeugend. Aber vielleicht habe ich auch nur zu viel Bier getrunken und die taktische Finesse übersehen.

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Zum Vergleich Tuchel vs. Klopp.

Natürlich fehlt Jürgen Klopp, insbesondere seine unbändige Leidenschaft und seine mitreißende Art. Aber wenn man ehrlich ist, fehlt einiges davon auch schon viel länger als eben erst seit dem Sommer 2015. Man verklärt das Ende seiner Amtszeit zu sehr, wenn man all die granteligen Pressekonferenzen und den bleiernen Fußball insbesondere im letzten Jahr vergisst. Auch deshalb war der Wechsel zu einem neuen Trainer vermutlich folgerichtig, und zumindest für die Saison 2015/16 gilt: Spielerisch war das nicht weit entfernt von 2012, phasenweise wohl sogar besser.

Zunächst einmal stimme ich Scherben zu, dass natürlich auch einiges verklärt wird. Unter Klopp wurde das berauschende Spielsystem für den Gegner (scheinbar) immer berechenbarer. Dazu kam, dass man in der Saison 2014/2015 im Kader einige Spieler mit Motivationsproblemen erkennen konnte. Dazu gehörte insbesondere unser Schoko-Kapitän, aber eben auch Spieler wie Gündogan die mal wieder lange verletzt waren und sich eigentlich längst an anderer Stelle wähnten. Entsprechend war es sportlich sehr wohl nachvollziehbar, dass man dem Wunsch von Klopp entsprochen hat.
Spielerisch war 2015/2016 anders als zu Klopps Zeiten, aber zumindest ähnlich erfolgreich. Besser fand ich es nicht, nur beeindruckend, weil ich dieses dominante Spiel nicht von Beginn erwartet hätte. Insbesondere nicht von Spielern wie Weigl. Aber es kam eben auch dazu, dass sich Spieler wie Mkhitaryan, Gündogan und Hummels nochmal beweisen mussten und wollten. Da kam dann eins zum anderen. Tuchel ist für seine erste Saison im sportlichen Bereich ein sehr gutes Zeugnis auszustellen; wobei er genauso nicht der alleinige Vater des Erfolgs ist, wie Jürgen Klopp als Gesicht des "Niedergangs" in der Hinrunde 2014 herhalten darf.

Aber klar: Der Jürgen Klopp von früher fehlt eben dennoch, und auch wenn niemand von Thomas Tuchel erwartet hat, die Fußstapfen seines Vorgängers eins zu eins auszuschöpfen, so irritiert seine fast völlige Abwesenheit in der Öffentlichkeit: Kaum ein Wort über Zukunftsvisionen beim BVB, kaum direkter Kontakt mit den Fans. Dabei weiß man gerade aus der Zeit vor seinem Amtsantritt in Dortmund, dass auch Tuchel jemand ist, der durchaus interessante und kluge Dinge zu erzählen hat. Davon ist abseits der Pflichttermine bei Pressekonferenzen vor und nach den Spielen praktisch nichts mehr übrig. Was nicht nur inhaltlich schade ist. Gerade ein öffentlicher Schulterschluss mit den Fans könnte Kräfte frei setzen, die man in langen Englischen Wochen braucht.

Es ist auch ein Stückweit unfair. Die Nachfolge eines derart erfolgreichen Trainers ist immer extrem schwer. Und undankbar!
Daher ist es auch gut, dass Tuchel sich nicht anbiedert und versucht sich zu verstellen, um der Person Klopp zu ähneln.
Ich finde es gut, dass er sich da etwas abgrenzt.

Aber:
Neben all dem Sportlichen kommt es mir als Fan dann eben auch auf andere Dinge an. Dazu gehört, dass ein Trainer von Borussia Dortmund auch eine Verbindung zu den Fans und deren Emotionalität aufbauen können sollte.
Ich erwarte mir gar nicht, dass er nach jedem Spiel vor die Süd/den Gästeblock kommt und sich mit der Hand auf die linke Brust schlägt.

Allerdings hätte ich mir bei dem einen oder anderen Auswärtsspiel gewünscht, dass er zumindest den Anstand hat an den Gästeblock zu kommen und ein kurzes Klatsch-Klatsch-Wink-Wink-Prozedere durchzuziehen.

Mir ist klar, dass das nur mein subjektiver Wunsch ist und es auch ganz andere Sichtweisen diesbezüglich gibt.
Gleichwohl erklärt es meine Unzufriedenheit mit Thomas Tuchel. Insbesondere aktuell, da er nicht einmal im sportlichen Bereich über jeden Zweifel erhaben ist.

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Abschließend hat Scherben natürlich Recht:
Es wäre vermessen jetzt Trübsal zu blasen und als BVB-Meckerrentner durch die Stadien zu ziehen.
Gleichwohl dürfte es doch aber in Ordnung sein, wenn man während des Spiels Borussia "unterstützt" (in welcher Form auch immer - sei es durch bloße Anwesenheit, Ruhe oder Support) und danach über die Leistungsstärke diskutiert bzw. Punkte kritisiert, die einem selbst nicht gut gefallen. Ich glaube nämlich nicht, dass ich da eine Ausnahme bin sondern dass die meisten genau so agieren!


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