Borussia hat einen Twitternutzer blockiert ... (Politik)

Karsten, Zürich, Montag, 09.09.2024, 14:02 (vor 467 Tagen) @ Jan80

Ich meine Unrecht hast du nicht. Wenn man sich die Entwicklung ansieht, ist die Tendenz shcon eindeutig:

https://de.wikipedia.org/wiki/Mitgliederentwicklung_der_deutschen_Parteien#Wiedervereinigtes_Deutschland

Ist die Frage, warum das so ist.

Weil es den meisten Leuten eben materiell eigentlich ziemlich gut geht. Und weil Personen im Alter von ca. 35 bis 45 Jahren zu grossen Teilen die erste Generation in Deutschland sind, die sich in ein doch recht gemütlich gemachtes Nest gesetzt hat. Es war schlicht nicht nötig, sich über die eigene Erwerbsarbeit hinaus zu engagieren, um ein "gutes" Leben zu haben. Für meine Frau und mich mit unserer Durchschnitts-Mittelschicht-Familie in der Schweiz gilt das auch nach wie vor, ebenso für all meine Freundinnen und Freunde in Deutschland.

Es war übrigens aus meiner Sicht "schon immer" so, dass man Politik in erster Linie für sich selbst machen musste, um mal zu Bebel zurückzukehren. Der hatte seine eigenen Bedürfnisse, hat dafür Mitstreiter gefunden und für viele Menschen wahnsinnig viel erreicht.

Heute besteht der Bundestag zu 87% aus Akademiker*innen. Wenn der Grossteil davon nicht zufällig Sozialwissenschaftler*in ist (Spoiler: ist er nicht), haben die nicht wirklich von Berufs wegen einen Plan davon, was in Milieus vor sich geht, die nicht ihrem eigenen entsprechen. Es ist also de facto so, dass Menschen ohne höheren Schulabschluss in den Parlamenten komplett unterrepräsentiert sind. Das lässt sich aber nur ändern, indem sich eben diese Leute wieder für die eigenen Interessen politisieren.