schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
A- A+
schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
Startseite | FAQ | schwatzgelb.de unterstützen
Login | Registrieren

Bittere Bilder aus Griechenland (Sonstiges)

chiwy, Mittwoch, 04.03.2020, 20:53 (vor 1514 Tagen) @ Jakob1111
bearbeitet von chiwy, Mittwoch, 04.03.2020, 20:56

Da es bei sg.de anscheinend keine PM-Funktion gibt und Kontakt per Mail auch nicht möglich ist, schreibe ich dir direkt im Thread.

Ich habe mir die Diskussionen durchgelesen und verspüre das Bedürfnis dir zu sagen, dass ich dich verstehe.

Da hoffentlich hier im Forum keiner flüchten musste und aus seinem Heimatland vertrieben wurde, ist die Situation der Flüchtlinge dementsprechend für keinen User unmittelbar nachvollziehbar.

Vielleicht verbringe ich zu viel Zeit im Internet und habe deshalb überdurchschnittlich viel Kontakt mit Videos, wie du sie hier gepostet hast. Dazu sollte klar sein, dass diese Videos natürlich Gold für rechte Stimmungsmacher sind.
Trotzdem kollidiert sowas dann häufig mit meiner Ansicht von Vernunft und ich erlebe innere Konflikte.
Es liegt in meiner Natur unklare Dinge zu hinterfragen und entsprechend Lösungen für Konflikte zu finden.

Bevor ich zu meinem Dilemma komme, würde ich gerne anmerken, dass ich seit Jahren politisch links gerichtet wähle, denke und meistens auch handle. Für mich gehören alle Reichen enteignet und wir haben kein Recht Menschen, woher sie auch immer kommen, zu verweigern hier in Deutschland Sicherheit, Frieden oder auch ihr persönliches Glück zu finden.

Das ist meine Utopie.

Ich arbeite aber bei einer Behörde und bekomme live mit wie schief es läuft. Es gibt ständig Fälle, wo ich die Welt nicht mehr verstehe und auch durch Nachforschungen keinen Sinn finde.
Es kommen überforderte Menschen in ein überfordertes Land, nachdem sie Krieg/Missbrauch/Ablehnung/Verachtung durchlebt haben.

Durch diese Konstellation findet keine Verbesserung statt.
Das System in Deutschland ist nicht für die momentane Situation gemacht und da ich die menschlichen Schicksale vieler Flüchtlinge kenne, kann ich sagen, dass diese hilfebedürftigen Menschen auch nicht für das System gemacht sind.

Die These lässt sich leicht aufstellen und normalerweise löst sowas, wie oben beschrieben, den Reiz in mir aus Lösungen zu finden.
Das löst aber nur Ohnmacht in mir aus, weil dazu mit Sicherheit grundlegende Änderungen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft notwendig sind, die in meinen Augen die drei Säulen mehr als erschüttern.

Das ganze schliesst dann meinen Gedankenkreis:

Ich halte es für völlig normal deine Überlegung offen zu legen. Das wäre afaik der erste Schritt sich mal richtig auseinander zu setzen und einen Wandel zu verursachen.
Die Gesellschaft ist aber so zerfahren und im Status Quo gefangen, dass direkt gegengelenkt wird.
Du hast in meinen Augen sachlich argumentiert und warst für jede Information, die dich weiter bringt,offen.
Bekommen hast du nur persönliche Feststellungen ohne jegliche Bereitschaft zu diskutieren. Alle Antworten hatten für mich den Tenor, dass jeder es besser weiss und du keine Ahnung hast.

Wenn Bilder von Flüchtlingen, wo "70%+ junge Männer zu sehen" sind und die Überlegung, wo die Familien sind, dich beunruhigen und Fragen aufwerfen, hätte ja mal eine Person gehaltvoll mit mehreren Quellen ein Gegenbild zeichnen können.
Stattdessen wird mit der Beschuldigung von Unwissenheit und einer ganzen Quelle, die überhaupt nicht den Kern deiner Überlegung trifft, reagiert.

So verhärtet man Fronten und überzeugt niemanden. Es spaltet die Gesellschaft und schafft zwei Lager.
Dabei ist es für mich wichtig, dass man ständig im Diskurs ist und alles hinterfragt. Nur so schafft man Wandel und bewegt etwas.

Ich persönlich bin von Flucht so weit entfernt, dass mir selbst das Gedankenspiel schwer fällt. Von daher maße ich mir nicht an eine Wertung bezüglich einer Sinnhaftigkeit/Rechtsmäßigkeit der aktuellen "Flüchtlingskrise" vorzunehmen.
Menschen, die ihr Leben bedroht sehen, dürfen nicht abgewiesen werden.

PS.

Meine Großmutter ist als kleines Mädchen aus Polen geflohen. Sie hat dabei ihre Mutter verloren, ist selbst zum Opfer geworden und hatte im Endeffekt sehr viel Glück in Dortmund angekommen zu sein.
Immer,wenn ich mit ihr darüber gesprochen habe, bestand für mich kein Zweifel, dass diese Flucht der einzige Weg war.

Vielleicht habe ich deshalb Verständnis für deine Gedanken, Jakob1111.


Antworten auf diesen Eintrag:



gesamter Thread:


1233934 Einträge in 13687 Threads, 13784 registrierte Benutzer Forumszeit: 26.04.2024, 15:15
RSS Einträge  RSS Threads | Kontakt | Impressum | Nutzungsbedingungen | Datenschutzerklärung | Forumsregeln