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Anti-Hopp-Banner in Köln (Spieltage)

Gawan, Samstag, 29.02.2020, 20:15 (vor 2125 Tagen) @ Knolli
bearbeitet von Gawan, Samstag, 29.02.2020, 20:19

Das Ganze aus meiner Sicht - und (zugegeben) ohne ganz konkrete Anbindung an den Beitrag von Knolli, aber doch im Kontext des Threads insgesamt:


Vor allen Dingen soll man die Kirche im Dorf lassen. Es ist ja nicht so, als hätte es das Wort "HuSo" im Fußball zuvor noch nie gegeben. "Part of the game", meiner Meinung nach.

Hopp hätte seine Millionen lieber z.B. in den Deutschen Klassiker Verlag des Hauses Suhrkamp/Insel gesteckt; dann wären die schönen Ausgaben heute noch lieferbar und manches Wichtige wäre fertig geworden (Wieland z.B., oder Tieck...). Viele Menschen (mich eingeschlossen) hätten ihn dann für den Rest ihres Lebens als Mäzen und Retter in schwerer Stunde verehrt. Fußballfan hätte Hopp trotzdem sein/bleiben können.

Oder er hätte die aktuelle Thematik einfach nicht so peinlich hochjazzen müssen. Dann wäre es eine im Großen und Ganzen "regionale Sache" (sorry, musste kurz sein...) unter einigen BVB-Fans geblieben.

Was die ganzen Journalisten betrifft: Ich finde es immer befremdlich, wenn ein sich selbst in Tonfall und Habitus als "bürgerlich" betrachtendes Milieu in Medien immer NUR seine eigenen Gepflogenheiten und Kommunikationsformen gelten lassen will und so allergisch auf alle Verhaltensweisungen und Äußerungen reagiert, die ihrem Milieu nicht entsprechen. Wenn rassistische Obertöne anklingen, ist diese Null-Toleranz absolut notwendig - aber der gute alte "Hurensohn" (in den 90ern war das gang und gäbe), da kann man die Kirche doch auch einmal im Dorf lassen. Nach wie vor stellt das Wort für mich im Fußball gelegentlich die rundeste und kraftvollste Möglichkeit dar, eine Gefühlslage auszudrücken. Ich lasse mir solche Sprache, kontextbezogen und oft auch cum grano salis verwendet, auch nicht nehmen. - Warum auch?

Natürlich ist das der Unmut, der jetzt über Hopp hereinbricht, schon heftig, aber, noch einmal, das hat ihn selbst entfesselt. Jetzt weit über die Sportberichterstattung hinaus so zu tun, als drohe der Untergang der bürgerlich-demokratischen Welt - man vergleiche das geballte "Entsetzen" in Radio und TV - entbehrt selbst nicht einer gewissen Lächerlichkeit.

Banner mit Fadenkreuzen soll man verfolgen. Aber "Gesänge" - die eindeutig nicht strafrechtlich relevant sind? Eine Sprache / Ein Stadion ohne "Hurensohn" (u.Ä.) ist wie ein Teich ohne Schlamm und Seegras. Das erinnert sehr an eine Passage in Goethes "Meister":


"Ich behaupte sogar, dass, je mehr das Theater [in unserem Fall: Der Fußball!] gereinigt wird, es zwar verständigen und geschmackvollen Menschen angenehmer werden muss, allein von seiner ursprünglichen Wirkung und Bestimmung immer mehr verliert. Es scheint mir, wenn ich ein Gleichnis brauchen darf, wie ein Teich zu sein, der nicht allein klares Wasser, sondern auch eine gewisse Portion von Schlamm, Seegras und Insekten enthalten muss, wenn Fische und Wasservögel sich darin wohlbefinden sollen." (Goethe, Wilhelm Meisters theatralische Sendung, II, 5).

Aber gut, darüber könnte man nun lange philosophieren. - - - Wie der DFB und Herr Hopp aus der verfahrenen Sache jetzt rauskommen wollen, ist eine heikle Frage, aber wenn die Medien nicht so komplett hyperventilieren würden, wäre das z.B. auch schon einmal ein Ansatz. Dazu: Aussperrung der BVB-Fans rückgängig machen, eine (meinetwegen auch saftige) Geldstrafe für Fadenkreuz-Banner (für den Verein), kein Kommentar zu Gesängen - und wenn doch, dann nur "intern", über die jeweiligen Fan-Abteilungen oder in Treffen von Fangruppen und Vorständen. Hopp selbst soll aber vor allen Dingen die Füße stillhalten. Hätte er nicht so ein Fass aufgemacht, wäre die Sache nie so hochgekocht. Jetzt jede Woche neue Fässer aufzumachen und den DFB mit dem großen autoritären Hammer herbeizurufen, erscheint mir kontraproduktiv.


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