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Die Perspektive für sinnvolle Ergänzungen fehlt mir leider (BVB)

Will Kane, Saarbrücken, Montag, 18.11.2019, 11:27 (vor 1620 Tagen) @ Nietzsche

Oder ich spiele ein System, was zum Team passt.


Wie könnte das Deiner Meinung nach aussehen?


Wie wäre es mit nem 3-5-2?
Hakimi und Schulz sind unglaublich schnell und haben beide Defizite im Defensivbereich.
Lassen wir sie die Flügel hoch- und runtersprinten, den Gegner beschäftigen bzw. jagen und unserem Spiel Breite geben.

Die Dreierkette fängt die defensiven Defizite der beiden AV auf. Bei defensivem Gegner kann einer ja durchaus temporär auf die Sechs vorrücken.

Die gute, alte Dreierkette. In einem 3-5-2/5-3-2 wurde Deutschland 1990 Fußballweltmeister. Und 1996 in einem etwas modifizierten System Fußballeuropameister. Obwohl diese Systeme seinerzeit im Prinzip schon durch die Entwicklung im Fußball überholt waren. In Deutschland wurde aufgrund dieser Turniererfolge viel zu lange daran festgehalten. Einer von mehreren Gründen für den Niedergang des deutschen Fußballs zunächst auf der Ebene der Auswahlmannschaften, später dann auch bei den Clubmannschaften in der damaligen Zeit.

In Süd- und Mittelamerika wird in einigen Ländern bis heute durchweg immer mit einer 3er-/5er-Kette gespielt. Und in Italien war sie auch nie gänzlich verschwunden. Neapel hat bis vor kurzer Zeit immer mit einer 3er-/5er-Kette gespielt. Und Juve hatte das bei Bedarf immer im Programm.

In der Bundesliga kam und kommt die 3er-/5er-Kette nach der WM 14 auch wieder verstärkt zum Zuge. Nicht nur Teams wie Chile, welche dieses System traditionell spielen, sondern selbst Fußballnationen wie die Niederlande, denen das 4-3-3 nahezu heilig ist, spielten plötzlich in einem 3-5-2/5-3-2. van Gaal hatte erkannt, dass die fußballerische Qualität der ihm zur Verfügung stehenden Spieler in ihrer Gesamtheit schlicht nicht mehr ausreichte, um ein offensiv ausgerichtetes 4-3-3 spielen zu lassen. Deshalb stellte er mit Beginn der unmittelbaren Vorbereitungsphase auf eben diese 3er-/5er-Kette um und wurde damit überraschend ungeschlagen Dritter der WM. Er hat also auf ein System umgestellt, dass bevorzugt von fußballerisch weniger talentierten Teams oder von Mannschaften gespielt wird, deren Hauptanliegen in erster Linie die defensive Absicherung und das eher konterbasierte Spiel aus einer auch zahlenmäßig starken Defensive heraus ist. Die Elftal spielte völlig unniederländischen und in den meisten Spielen unansehnlichen Fußball, was van Gaal trotz dem Erfolg in seiner Heimat erhebliche Kritik einbrachte. Da half es auch nicht, dass man im ersten Gruppenspiel den Titelverteidiger und amtierenden Europameister Spanien (der es seinerseits versäumt hatte, sich fußballerisch weiterzuentwickeln) per Konterspiel auseinandernahm.

Und das ist für mich auch der springende Punkt bei diesem System. Sicherlich ist jedes System, jede Formation interpretierbar. Dennoch bleibt das 3-5-2/5-3-2 ein bevorzugtes System für defensiv ausgerichtete Teams mit fußballerischen Defiziten oder aus einer dichten defensiven Staffelung heraus konterbasiert spielende Mannschaften. Es ist deren Reaktion auf die spielerische Überlegenheit agierender Teams. Gegen selbst tief und kompakt stehende Teams verpufft der Ansatz dieses Systems.

Guardiola hat in seiner Zeit bei Barcelona auch zeitweilig mit einer 3er-Kette spielen lassen. Allerdings in einem 3-4-3, das gegen den Ball entweder so belassen wurde oder maximal zu einem 4-4-2 wurde. Sein Gedanke dahinter war allerdings ein offensiver. Da das 4-2-3-1 oder das 4-3-3 Barças immer häufig vom Gegner gespiegelt wurde, um es zu neutralisieren, zog er einen Spieler ins Mittelfeld vor, um dort eine numerische Überlegenheit zu schaffen. Beim von Barça gepflegten Kurzpasskombinationsspiel mit Dreiecksbildungen nicht der schlechteste Schachzug. Wobei gegen aufkommende 5er- und teilweise 6er-Ketten das System der agierenden Mannschaft letztlich Televanz zugunsten der praktizierten Spielweise verliert . Spielt der Gegner mit einem 5-4-1 oder einem 6-4-0 gegen den Ball, muss ich mir um meine eigene Formation eher weniger Gedanken machen als um eine vernünftige Konterabsicherung und die technischen und spielerischen Fähigkeiten meiner Spieler und deren Qualitäten hinsichtlich Passpiel und im 1:1.


Unsere quirligen und wuseligen Offensivspieler tummeln sich vorn auf den Halbpositionen und in der Mitte und können jederzeit einen Flügel überladen. Dann fällt der AV auf der Seite etwas zurück zur Absicherung und der auf der anderen Seite steht für schnelle Verlagerungen bereit. Wie Ginter damals unter Tuchel.

Das geht allerdings auch nur, wenn man aus der Tiefe heraus agieren kann. Und ohne den Spielaufbau über das zentrale Mittelfeld funktioniert dies dann auch nicht. Tief und kompakt stehende Teams agieren mittlerweile überdies so diszipliniert und geschickt, dass sie sich mit Überladungen und schnellen Seitenverlagerungen nicht mehr überraschen lassen.

Die Zusammensetzung der Dreierkette und der Offensive kann man so wählen, dass sie optimal zum Gegner passt.
Und wir bräuchten dafür auch keinen bulligen Stürmer.

Dass man in einem Zweistürmersystem generell nicht unbedingt über einen Sturmtank verfügen muss, ist sicherlich richtig.
Deshalb wäre ein 4-4-2 für uns mMn immer eine Überlegung wert. Wobei aber auch hier die Bedetzung des zentralen/defensiven Mittelfeldes der Knackpunkt bliebe.

Wir hätten damit dynamische Außen, Breite im Spiel, viele Leute in der Mitte für Gegenpressing und unsere Stärken kämen gut zur Geltung.

Wenn der Gegner uns Raum und Tiefe anbietet.

Sieht man einmal vom morbus bavariensis einmal ab, der uns regelmäßig bei Gastspielen in Minga zu befallen scheint, haben wir doch trotz aller Schwächen und berechtigten Kritik eher weniger Probleme mit Teams, die selbst agieren. Unsere Schwächen und auch Punktverluste kommen doch zumeist gegen stark defensiv agierende oder aus einer defensiv Grundhaltung agierende oder Intensiv und hoch pressende Teams zum Tragen. Und gerade gegen diese Teams sehe ich persönlich die 3er-/5er-Kette eben nicht als das Mittel der Wahl an, auch wenn wir Defizite im zentralen/defensiven Mittelfeld aufweisen.

Gegen Teams, bei denen wir der fußballerische underdog sind, sehe ich die 3er-/5er-Kette allerdings schon als eine Option an. Das hieße aber auch, sich dazu zu bekennen.

Außerdem wären wir für eine 3er-/5er-Kette zahlenmäßig in der Innenverteidigung nicht ausreichend besetzt, auch wenn man Balerdi und Weigl voll hinzuzählen würde. Bei einer Viererkette reicht es im allgemeinen, mit vier Innenverteidigern im Kader eine Saison zu bestreiten, in der man in drei Wettbewerben vertreten ist. Spiele ich mit einer Dreierkette, benötige ich mindestens fünf, besser sechs Innenverteidiger über die gesamte Saison gesehen. Oder zumindest auf den Halbverteidigerpositionen Hybridspieler, die sowohl als Außenverteidiger, als auch auf einer Halbverteidigerpositionen eingesetzt werden können. Aber außer Piszczek, der das unter Tuchel glaube ich auch bereits das eine oder andere Mal gespielt hat, sehe ich da niemanden in unserem Kader. Hummels zentral, Akanji auf der rechten und Zagadou auf der linken Halbverteidigerpositionen - dann hätten wir als Ersatz auf der rechten Seite Weigl (der dann nicht im Mittelfeld eingesetzt werden könnte), Balerdi (falls der tatsächlich so weit wäre); wenn Zagadou und//oderHummels ausfielen, sähe das ganze schon ziemlich mau aus.


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