EM 2024 - Gündogan sein Präsident wird aber wütend sein (Fußball und Sport allgemein)

Alones, Donnerstag, 27.09.2018, 18:02 (vor 2648 Tagen) @ Scherben

Das Problem ist, die Türkei rutscht insbesondere wegen der Ignoranz seines Präsidenten Erdogan in eine riesige Wirtschaftskrise an dessen Ende ein Staatsbankrott stehen könnte.

Das Argument sehe ich durchaus ein, wobei niemand mit Gewissheit sagen kann, was in den kommenden 6 Jahren alles passieren wird. Vllt. ist Erdogan bis dahin auch schon Geschichte? Aber das Thema Menschenrechte ist sowas von geheuchelt, dass ich es wirklich nicht mehr hören kann.

Vielleicht war das auch einfach nur missverständlich formuliert, aber wieso ist dieses Thema geheuchelt? Es gibt viele Leute, denen das sehr wichtig ist.

Zur Türkei habe ich schon etwas gesagt. Stichwort Panzerlieferungen oder der Flüchtlingsdeal. Dass Menschenrechte mit Füßen getreten werden, wenn Erdogan dafür sorgt, dass niemand nach Europa kommt, interessiert das kein Schwein. Aber wenn der Möchtegern-Sultan jetzt ein Fußballturnier ausrichten will, wird sich regelrecht empört, obwohl man in diesem Punkt moralisch ebenfalls höchst fragwürdig agiert.

Ansonsten stelle ich immer wieder fest, dass die Bewertung sehr unterschiedlich ausfällt, ob man Menschenrechte im eigenen Land verletzt, oder in einem anderen Land. Beispiel WM 2026 in den USA. Ich will die ganzen völkerrechtswidrigen Kriege der USA gar nicht aufzählen, aber wenn eine US-Drohne mal eben eine Hochzeit im Irak bombardiert, interessiert das niemanden. Oder wo sind die Zwischenrufe aus der Politik, man solle den USA die WM wegnehmen, solange sie ihre Kriege führen? Aber wenn Trump jetzt anfangen würde, Journalisten im eigenen Land in den Knast zu sperren, wäre das natürlich ein Ausschlusskriterium. Und genau an diesem Punkt finde ich die Empörung als Heuchelei. Entweder ich bin konsequent und verurteile alles (dann wird jedes Turnier in Zukunft in Lichtenstein stattfinden müssen), oder ich höre einfach mal auf, die große moralische Keule zu schwingen.

D.h. übrigens nicht, dass man Menschenrechtsverletzungen nicht kritisieren darf. Aber dann bitte unabhängig von solchen Großereignissen. Meine persönliche Meinung ist, dass grundsätzlich alle Menschen dieser Welt das Anrecht auf ein bisschen Freude haben. Und wenn ihnen ein solches Turnier Spaß macht, es sich einigermaßen finanzieren lässt und über genügend Rückhalt in der Bevölkerung verfügt, dann sollen sie es auch bekommen. Völlig egal, ob nun in den USA, Russland, der Türkei oder Nordkorea.