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Tedesco und der ‚Schritt zurück‘ (Fußball und Sport allgemein)

Will Kane, Biosphärenreservat Bliesgau, Dienstag, 04.09.2018, 11:10 (vor 2672 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

Der sid zitiert Domenico Tedesco nach der Niederlage gegen Hertha wiefolgt:

„55 Prozent Ballbesitz bringen wenig. Die Mannschaft, die mehr Ballbesitz hat, hat immer das größere Risiko, den Ball zu verlieren und Konter zu fressen. Wir müssen an dem arbeiten, was wir können; was wir nicht können, werden wir lassen“

Weiter wird ausgeführt, dass die Manndeckung für Rudy durch die Hertha das vorgesehene Konzept eines Ballbesitzspiels der Gelsenkirchener lahmgelegt habe. Nach der zweiten Niederlage in Folge zum Saisonstart und aufkeimender Unruhe reagiere Teswsxo mit einem Schritt zurück. Seine Mannschaft solle wieder dem Gegner den Ball überlassen. Sie solle wieder das machen, was sie in der letzten Saison perfektioniert, allerdings auch Kritik eingebracht habe: Das Risiko minimieren, gegen den Ball statt mit dem Ball minimieren.

Soweit der sid.

Dem ist eigentlich nicht viel hinzuzufügen. Spricht alles für sich.

Die Frage, die ich mir dabei stelle ist, ob Tedesco und Heidel wirklich geglaubt haben, mit dem Transfer eines einzigen Spielers (Rudy) den ‚nächsten Schritt in der Entwicklung‘ gehen zu können (wie es immer so schön heißt), wenn man gleichzeitig wichtige Spieler abgegeben hat, mit denen eine andere Spielweise vielleicht möglich gewesen wäre. Der Großteil des verbliebenen Kaders scheint mir von außen gesehen eher nicht dafür geeignet zu sein. Mit seiner Ankündigung (die man mMn mit ein wenig Ironie auch als Drohung auffassen kann), hat er aus meiner Sicht entweder aus Furcht vor weiteren Niederlagen und daraus resultierenden möglichen Konsequenzen für seinen Job oder aus gewonnener Erkenntnis heraus, dass sein Versuch ein Irrweg war, jedenfalls wieder auf den Destruktivfußball der Gelsenkirchener aus der letzten Saison eingestimmt.

Nicht, dass ich einen solchen Fußball nicht für legitim halte. Schon der Catenaccio im Italien der 50er Jahre wurde von den diesen Stil pflegenden kleineren Mannschaften als legitimes Mittel gegen die weit überlegenen großen Teams betrachtet, und das mMn durchaus zu recht. Problematisch wurde es für den italienischen Fußball (und den Fußball allgemein), als Helenio Herrera diesen Spielstil für das von ihm damals trainierte Inter adaptierte und bis zur Perfektion brachte. Trotz herausragender Fußballer, mit denen man einen gänzlich anderen Fußball hätte spielen können. Auslöser war übrigens ein Ultimatum, dass die Clubführung Herrera gesetzt hatte. Um seinen Job zu behalten switchte er auf Totaldefensive mit gelegentlichen (allerdings fast perfekten) Kontern um. Mit riesigem Erfolg in allen Wettbewerben. Als Folge daraus stellten immer mehr Spitzenteams in Italien auf Catenaccio umrunden auch die Nationalmannschaft. Und das gegen jeden Gegner, auch fußballerisch hoffnungslos unterlegene Teams.

Nun ist Tedesco nicht Herrera, Gelsenkirchen nicht Inter und wir befinden uns nicht Anfang der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts, sondern im Jahre 2018. Dennoch hoffe ich, dass dieser ‚Schritt zurück‘ (wobei der Schritt vorwärts ja eigentlich noch gar nicht richtig gegangen worden war), nicht für andere Clubs als Vorbild dient. Man stelle sich einmal ein Spiel wie Gelsenkirchen gegen Hertha vor, in dem keine der beiden Teams den Ball haben wollen. Bleiben beide Mannschaften dann einfach in ihrer jeweiligen Hälfte und der Ball ruht im Mittelkreis? Okay, etwas sehr sarkastisch. Ansehnlich dürfte es allerdings keinesfalls sein.

Da die nächsten beiden Gegner der Gelsenkirchener Mannschaften sind, die eher (Gladbach) bzw. auf jeden Fall (Bayern) den Ball haben wollen, könnte sich der ‚Schritt zurück‘ für die Gelsenkirchener sogar bereits kurzfristig relativ erfolgreich auswirken. Wäre schön, wenn es im Sinne des Fußballs anders käme.


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