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[Ehemalige] großes Interview mit Klopp im Guardian (Englisch) (Fußball und Sport allgemein)

Alones, Dienstag, 24.04.2018, 15:24 (vor 2799 Tagen) @ Revolvermann
bearbeitet von Alones, Dienstag, 24.04.2018, 15:27

Das die Leute in Ungarn in ihrer Xenophobie einen korrupten Autokraten wählen, der demokratische Grundwerte mit den Füßen tritt und sich in der EU nur die Rosinen herauspicken möchte, ist wohl kaum die Schuld von Angela Merkel als viel mehr ein Zeichen dafür wie irrational und paranoid die Menschen in Mitteleuropa mittlerweile sind.

Ganz so einfach ist es nicht. Ich denke nämlich schon, dass man die Menschen in Osteuropa noch abholen könnte, wenn man ihnen ein gutes Angebot macht. Es müsste den Menschen z.B. mal ganz klar aufgezeigt werden, wie sich die EU das vorstellt, dass sich die Lebensverhältnisse im Vergleich zu Westeuropa langsam mal angleichen. Stattdessen hat man mit gewaltigen Brain Drain-Effekten zu kämpfen. Die gesamte Jugend verlässt das Land. Und im Westen macht man sich gerne auch mal über solche Geschichten wie den "Nutella-Gipfel" lustig. Dabei hat das einen realen und ernstzunehmenden Hintergrund. Viele Menschen in Osteuropa fühlen sich einfach gedemütigt. Dementsprechend kommt dann am Ende so eine Scheiße wie mit Orban raus.

Angela Merkels großes Versäumnis ist, dass sie keine Vision für Europa entwickelt hat. Wo soll die Reise hingehen? Das weiß die Frau wohl selbst nicht.

Hier in Österreich ist es nicht anders. Unser Bundeskanzler bemängelte vor 3 Jahren noch die mangelnde "Willkommenskultur" ehe er erkannte das man aus dem Flüchtlingsthema politisch mehr Kapital schlagen kann indem man sich die Xenophobie der Leute zu Nutze macht. Heute hat man eine braun angehauchte Regierung, die nur das Thema Flüchtlinge kennt und gleichzeitig Sozialabbau betreibt und der Koalitionspartner tagtäglich durch Naziskandale und Skandälchen auf sich aufmerksam macht. Klimaschutz? Wurscht. Gerechtere Wohlstandverteilung? Wurscht. Es gibt nur mehr Flüchtlinge, Flüchtlinge, Flüchtlinge und da bekomm ich langsam echt das Kotzen. Vor allem wenn sich die Leute am Land so dermaßen vor Ausländern fürchten obwohl weit und breit kein Flüchtling in der Nähe ist, während man es im städtischen Bereich wo viele sind, wesentlich gelassener nimmt. Total absurd.

Ja, in Ungarn ist das ähnlich. Es gibt faktisch keine Flüchtlinge in Ungarn. Dennoch gibt es kein anderes Thema. Vor allem die Landbevölkerung kann man damit kriegen. Man ist bereit jegliche demokratischen Grundsätze aufzugeben, nur um die Aufnahme von ein paar Hundert Flüchtlingen zu verhindern. Dennoch gibt es schon noch Unterschiede zu Österreich: während in Ungarn die gesamte Jugend das Land verlässt, ist das in Österreich eher nicht der Fall. Hinzu kommt ein Gipsy-Anteil von 3-10 Prozent in der Bevölkerung (ganz genau weiß man das nicht). Bis heute hat man es nicht geschafft, diese vollständig zu integrieren. Dass es da gewisse Ängste bezüglich Flüchtlinge gibt, kann ich da eher noch nachvollziehen, als in Österreich.

Merkel hin oder her, bin kein Freund von konservativer Politik, aber die Frau hat keinen einfachen Job und jeder der behauptet er hätte es damals besser gemacht belügt sich selbst. So wie unser Blenderkanzler Kurz der sich nach wie vor die Schließung der Balkanroute ans Revers heftet obwohl er nix getan hat und dies etwa Merkel unter ihrem "Türkei-Deal" zu verdanken war.

Insofern kann ich Klopp da schon nachvollziehen.

Natürlich hat die Frau keinen leichten Job. Aber ich kann dennoch nicht verschwiegen, dass die Bundesregierung gerade in der Flüchtlingsfrage richtig viel Mist gebaut hat. Jahre lang hat man weggesehen, als Südeuropa bereits um Hilfe gerufen hat. Dann hat man sich geweigert, das UNHCR so zu unterstützen, dass die Situation für die Menschen in den Lagern erträglich gewesen wäre. Und eine Politik, die ohne Ende Waffen exportiert und auch stets westliche Regime-Change-Aktivitäten unterstützt, kann ich ohnehin nicht gutheißen. Es hätte gar nicht erst soweit kommen müssen.


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