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FAZ: AfD-Politiker Höcke nennt Holocaust-Gedenken eine „Schande“ (Sonstiges)

huerde, Mittwoch, 18.01.2017, 16:03 (vor 2626 Tagen) @ Sascha

Aber was sind Menschen dann, die eine Partei wählen, in der Höcke ja wirklich ein bekanntes Gesicht ist, das nie wirklich zur Raison gerufen oder gar ausgeschlossen wird?

Sind sie dann einfach gleichgültig gegenüber solchen Rassisten? Ich weiß nicht, ob das jetzt so viel besser ist.

Ich oute mich jetzt mal politisch. Nicht weil ich meine mich wofür auch immer rechtfertigen zu müssen. Sondern weil ich sehr viele Menschen in meinem Umfeld (Arbeit, Sportverein, Freundeskreis, Familie) kenne, die sehr ähnlich denken. Und ich verspreche – am Ende bringt es mich zu Deiner Frage.

Merkels Amtszeit wird am Ende mit drei Dingen verbunden werden: Öffnung der Grenzen, Energiewende und Euro-„Rettung“. – Alles andere hat sie ja auch geschickt vermieden anzufassen (Rente, Gesundheit, Pflege, …)

Öffnung der Grenzen:
Hier finde ich, hat sie so ziemlich alles falsch gemacht hat, was man falsch machen kann. Jahrelang (als Italien, Griechenland, Spanien, … schon am ächzen waren) hatte sie die Hände in den Schoß gelegt und sich hinter dem Dublin-Abkommen versteckt. Schon damals hätte eine europäische Verantwortung erfordert sich dem Problem zu stellen und eine gewisse Weitsicht, ja und auch damals schon Menschlichkeit, hätte dringend nahe gelegt, mindestens Vorbereitungen zu treffen.
Geschehen ist nichts. Als dann die Menschen aber vor der Tür stehen jegliche Kontrolle abzugeben und einfach die Türen aufmachen war sicher auch nicht die ideale Lösung.
Und perspektivisch: Afrika wird der Kontinent sein, in dem die große Bevölkerungsexplosion der nächsten Jahre statt finden wird. Und wie viele afrikanische Länder schaffen es heute in stabilen Verhältnissen zu leben? Wenn die Bevölkerungszahlen nach oben schießen, werden das sicher nicht mehr werden. Das was wir heute an Flüchtlingsströmen erleben wird nur ein Vorgeschmack dessen sein, was noch auf uns zukommen wird. Afrika liegt nunmal vor unserer Haustür.
Ja. Ich bin dafür Menschen in Not aufzunehmen. Aber Du wirst den Menschen nicht gerecht, wenn Du sie Massenunterkünfte pferchst und Dich nicht um sie kümmerst und ihnen auch keine Perspektive bieten kannst.
Deutschland braucht Obergrenzen. Ich bin dafür, dass diese nicht starr sind. Und dass wir uns bemühen die Voraussetzungen zu schaffen, dass die Obergrenzen nach und nach angehoben werden können. Aber es macht keinen Sinn mehr Menschen aufzunehmen, als wir sinnvoll versorgen / integrieren / beschäftigen können.
Und man muss sich einfach auch von dem Gedanken frei machen, dass man alle aufnehmen kann, die in Not sind bzw dass Deutschland alle Probleme im Alleingang lösen kann, wenn es sonst keiner macht. Klingt hartherzig. Ist aber leider so.

Energiewende:
Ich war immer für den Atomausstieg. Nicht weil ich die Kernenergie nicht für beherrschbar halte. Sondern weil ich den Atommüll für eine tickende Zeitbombe halte. Ich hatte daher den Ausstieg von Rot-Grün unterstützt. Und dann beschließt Schwarz-Gelb die Laufzeitverlängerung. Um dann nach Fukushima wieder den Ausstieg zu beschließen. – Am Ende kostet es irrsinnig viel Geld was die Bürger zu zahlen haben.
Und den Atomausstieg gleichzeitig mit Klimazielen (Begrenzung fossiler Brennstoffe). Beides ist gut und vernünftig. Aber mit keinerlei Vorbereitung beides gleichzeitig zu versuchen führt zu nichts (wie man aktuell sieht). Dieses Thema wurde total verbockt, nutzt dem Weltklima etwa im Jahr so viel, wie China im Monat mehr raus haut und kostet wahnsinnig viel Geld.

Euro-„Rettung“:
Und das ist die eigentliche Katastrophe. Hier wurde gar nichts gerettet. Griechenland hängt weiterhin am Tropf ohne die Chance, jemals wieder auf die Beine zu kommen. Alles, was die neuen Bürgschaften gebracht haben, ist eine lebensverlängernde Maßnahme. Wobei ich das kaum als Leben bezeichnen möchte. Merkel hat kein Problem gelöst. Sie hat mit dem Einsatz von sehr viel Geld das Problem weiter in die Zukunft geschoben und vor allem massiv vergrößert.
Es glaubt ja wohl keiner, dass Griechenland (oder sonst einer der Südländer) jemals seine Schulden zurück zahlen wird.
Fazit: Heute leiden die Südländer. Wenn sie dann irgendwann fallen (was zwangsläufig kommen wird), dann kriegen wir die dicke Rechnung.
Verbunden mit Draghis desaströser Finanzpolitik wird dies den Wohlstand in Deutschland massiv gefährden.


Also. Wen soll ich wählen? Wie man wohl deutlich erkennt, bin ich kein Linker. Die Linken mögen einen klareren Kurs verfolgen, als die verkappte Linke Angela Merkel. Die Ergebnisse haben sie aber mit getragen.
Ich bin aber auch explizit kein ewig-gestriger, stock-konservativer oder gar fremdenfeindlicher.
Ich sehe mich als ausgesprochen tolerant und weltoffen. Ich bin für (kontrollierten) Zuzug von Migranten. Ich bin ganz deutlich für Umweltschutz. Ich habe nicht im geringsten Probleme mit Ausländern, Muslimen, Homosexuellen. Ich sehe das klassische Familienmodell nicht als das einzig tolle an. Und ich denke nicht, dass eine Frau an den Herd gehört.
Ich würde mich irgendwo als bürgerlich liberal bezeichnen oder sowas.

So schwanke ich zwischen Luckes Alpha und der FDP.


Zurück zur Einleitung. So wie mir geht es vielen, die ich kenne. Wenn ich denen aber mit Alpha oder der FDP komme, höre ich immer die beiden gleichen berechtigten Einwände:
Die FDP wird, so sie je wieder in Regierungsverantwortung kommt, doch nur das Schoßhündchen der CDU spielen.
Und die Alpha wählen brauche ich nicht. Dann kann ich auch am Wahltag mit den Kindern auf den Spielplatz gehen. Die kommen eh nie voran.

Und am Ende kommt (erschreckend) oft die Alternative: „Ich wähle die AFD. So lange, bis sich die CDU besinnt, wo sie her kommt, bis die CSU bundesweit wählbar ist, oder bis eine andere vernünftige Partei die Lücke füllt. Und die AFD wird schon nicht gleich Deutschland zurück in die Nazi-Zeit führen.“

Zweiteres glaube ich in der Tat auch nicht. Und ersteres ist nicht ganz von der Hand zu weisen.
Für mich kommt diese Option nicht in Frage, weil ich einen Typen wie Höcke (aber auch manch andere) nie und nimmer unterstützen könnte. Dennoch sehe ich ein, dass bei allem Ekel ob deren Erfolg, es mich meinen politischen Zielen deutlich näher bringt, als vieles anderes, was passieren könnte (weil die CDU eben doch anfängt sich von den Grünen weg, zurück zu bewegen)


Ein ganz großer Teil der AFD-Wähler denkt wie ich. Das wird auch dadurch belegt, dass bei Polit-Barometer-Umfragen mal unter AFD-Wählern gefragt wurden, wieviele die CSU statt der AFD wählen würden, wenn diese bundesweit antreten würden. Die Zahl war recht hoch.
Und ich mag nun manch Politiker der CSU auch nicht, aber inhaltlich könnte ich damit gut umgehen und rassistisch sind sie nur so marginal, dass ich das mittragen könnte.

Fazit: Deutschland ist nicht über Nacht rassistisch geworden. Merkel hat die CDU nur viel zu weit nach links gezogen und so sehr vielen ihre politische Heimat genommen. Dass diese jetzt (vorübergehend) zur AFD rennen, halte ich für bedauerlich und für mich nicht machbar. Aber Alternativen gibt es in dieser politischen Region eben nicht viele.
Und den Merkel-Kurs mittragen kann ich, wie so viele andere, auch nicht mehr.


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