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Es gibt keine weltweite Knappheit an Impfstoff! (Corona)

Goalgetter1990, Donnerstag, 23.12.2021, 01:00 (vor 1462 Tagen) @ JHBvC
bearbeitet von Goalgetter1990, Donnerstag, 23.12.2021, 01:07

Natürlich ist es ein Problem, wenn bei der Verteilung von Medikamenten auch äußere finanzielle Interessen eine Rolle spielen, jedenfalls sobald diese die gesundheitlichen Aspekte stören. Das ist natürlich schwierig festzustellen, aber so lange Pfizer am Aktienmarkt Gewinne macht und gleichzeitig an anderen Stellen "schlechterer" Impfstoff verteilt wird, erscheint das konkret möglich. Hierzu müsste es Analysen geben, alles andere ist Vermutung.

Die Notwendigkeit von Lizenzen ergibt sich daraus, dass Biontec in Hinblick auf das Schutzniveau mit Abstand den besten Impfstoff hergestellt hat. Hinsichtlich der Gesundheit der Menschen, insbesondere aber auch des gesamtgesellschaftlichen Problems "Corona" (Wirtschaft, Politik und Recht), sollte bestmöglich Sorge für die Bekämpfung der Auswirkungen getragen werden. Am effektivsten hilft hier "der beste Impfstoff" für "Alle". Was genau soll der Sinn von Sputnik oder sonstigen gescheiterten Impfstoffen wie Curevac, etc. sein? Auch musst Du berücksichtigen, dass es enorme staatliche Fördermittel gegeben hat (und gibt) und eine solche evtl. Zwangslizenzierung durch Entschädigungen kompensiert werden kann.

Die Behauptung, dass sich die fehlenden Impfungen in Afrika durch "mangelndes Interesse" der Bevölkerung erklären lassen, ist wohl eher ein schlechter Scherz. Hier dürften eher fehlende Infrastruktur bzw. Staatsversagen eine Rolle spielen.

Die These, die du für nicht vertretbar hälst, habe ich so nicht aufgestellt. Nochmal: Ich bin dafür den Impfstoff fair und zu bestmöglichen Preise an möglichst viele Länder zu verteilen und diesen hierfür von möglichst vielen (privaten) Produzenten herstellen zu lassen. Dabei können auch für weitere Fortentwicklungen der Impfstoffe von staatlicher Seite (finanzielle) Anreize gesetzt werden. Die Lizenzinhaber können entschädigt werden. In Hinblick auf die außergewöhnliche Tragweite in volkswirtschaftlicher und sozio-kultureller Hinsicht der Corona-Krise, sollten auch solche außergewöhnlichen Maßnahmen offen diskutiert und geprüft werden. Gerade auch, weil sehr viele andere Maßnahmen getroffen werden, die weitaus stärker und intensiver in Rechte (höherrangige Grundrechte als Lizenzrechte) eingegriffen wird und dies wohl auch in mittelfristiger Zukunft so bleiben wird. Einen solchen ausnahmsweisen Eingriff wie Zwangslizenzen als das Ende der sozialen Marktwirtschaft zu verstehen - so lese ich deinen Kommentar jetzt mal - halte ich für nicht vertretbar.

Zuerstmal in Bezug auf die Impfbereitschaft in Afrika: Nein, das ist kein schlechter Scherz. Es ist ein Fakt, dass aufgrund von verschiedenen inneren und auch äußernen Umständen - abseits vom von dir angesprochenen Staatsversagen, was zweifellos eine Rolle spielt - die Impfbereitschaft nicht vergleichbar mit bspw. Europa ist. Siehe:

April 2021: https://www.welt.de/politik/ausland/article230712447/Afrika-Mehrere-Laender-wollen-Impfstoffe-vernichten.html
August 2021: https://www.stern.de/panorama/grosse-impfskepsis-in-afrika----ich-will-kein-versuchskaninchen-sein--30650782.html
November 2021: https://www.spiegel.de/ausland/omikron-debatte-um-impfpflicht-in-afrika-a-20db4755-b19f-4719-939b-9a0be28c024c

Wie auch die Artikel selbst sagen, es hat oft verschiedene Gründe, die aufeinander treffen. Aber die Impfbereitschaft ist - je nach Land - deutlich niedriger. Zudem: Wenn du selbst sagst, dass es in vielen Ländern am Staatsversagen scheitert, dann wird sich das auch mit "offenen" Lizenzen nicht ändern. Beschaffungsprozesse, Logistik, örtliche Infrastruktur (bspw. Lagerung und Zentren) brauche ich dann immer noch.

Und nochmal, ich verstehe die Grundproblematik nicht. Es gibt weltweit genug Impfstoff, wenn man eben nicht nur auf Moderna oder Biontech schaut. Es hat seinen guten Grund, warum es viele verschiedene Hersteller mit verschiedenen Technologien gibt, inklusive Vorteile und Nachteile (Haltbarkeit, Einfachheit der Lagerung, Schutz, etc.). Auch dass Biontech den "besten" Impfstoff hat, lasse ich mal dahingestellt, auch andere Impfstoffe haben sehr hohe Schutzraten, insbesondere vor Krankenhauseinlieferungen. Die Erwartung, dass man die ganze Welt mit Biontech und Moderna geimpft bekommt, ist doch sehr unrealistisch. Mal abgesehen davon, dass für die Produktion entsprechende Ressourcen, Know-How und zertifizierte Standorte verfügbar sein müssen.

Ich würde sogar eine - natürlich nicht belegbare - Gegenthese aufstellen: Würde man nun - wie vorgeschlagen - die Lizenzen der Top-Impfstoffe freigeben, wäre die Chance nicht gering, dass bald ein anderer etablierter Impfstoff "der Beste" sein wird. Welches Interesse hätte denn Biontech regelmäßig einen neuen Impfstoff gegen neue Varianten zu entwickeln, wenn sie das nicht monetarisieren könnten? Du sprichst von finanziellen Anreizen durch den Staat: a) wären wir dann sind auch wieder im von dir kritisierten Problem "mit der Pandemie Geld machen" und b) müssten diese Anreize entsprechend hoch sein. Wo ist dann der Unterschied dazu, ob sich die Hersteller pro Dose bezahlen lassen? Da wo es geht, kooperieren Hersteller wie Biontech oder Moderna bereits mit anderen Herstellern, um die Produktion auszuweiten:
https://www.dw.com/de/biontech-pfizer-impfstoff-kooperation-mit-s%C3%BCdafrika/a-58580492

Ich versuche nicht, deine Meinung kleinzureden, halte aber die Hoffnung, dass durch offene Lizenzen Produktion, Verteilung, Verimpfung besser werden, für eine Illusion.


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