Jedes Spiel ist anders (Spieltage)

burz, Lünen, Donnerstag, 28.10.2021, 22:16 (vor 1522 Tagen) @ Will Kane

und wie hoch ist die Chance, dass wir Gladbach raushauen nach dem gestrigen Abend?

Die Frage lässt sich naturgemäß nicht beantworten.

Die Leistung der Gladbacher war gestern ebenso beeindruckend wie die Leistung der Bayern desaströs war. Nur besagt das für das nächste Pokal- oder auch Meisterschaftsspiel wenig.

Hütter und sein Trainerteam haben ganz offensichtlich das Spiel der Bayern in dieser Saison sehr genau analysiert und daraus ihre Rückschlüsse gezogen, wie man dieses Spiel unterbinden und aus dieser Unterbindung heraus gleichzeitig selbst offensiv aktiv Nutzen zieht.

Das haben andere Trainer vorher sicherlich ebenfalls getan. Nur hat es da mit der Umsetzung durch die jeweilige Mannschaft gehapert. Die Gladbacher Mannschaft jedenfalls hat Hütters spezifisches Konzept für dieses eine Pokalspiel mit gnadenloser Konsequenz exzellent umgesetzt.

Im letzten Meisterschaftsspiel gegen die Hertha sah bei den Gladbachern nichts nach irgendeinem Konzept aus. Den konstruktiven Spielaufbau der Herthaner konnte man nicht effektiv unterbinden, weil es so etwas wie konstruktiven Spileaufbau bei der Hertha gar nicht gibt. Weshalb man auch keine Passwege eines zentralen Spielers zustellen oder die Innenverteidiger permanent unter Druck setzen kann, weil eh die ganze Herthamannschaft im und am eigenen Sechzehnmeterraum steht. Da ist halt mehr eigene Kreativität gefragt, die sich nicht aus der Unterbindung der Schlüsselfaktoren des Gegners speist. Weshalb Gladbach ein solches Spiel dann auch mit 1:0 verliert.

Genauso wie man das Spiel der Bayern genau analysiert, die richtigen Schlüsse daraus gezogen und dies ausgezeichnet umgesetzt hat, könnte es z.B. auch gegen uns passieren. Es kann aber genauso passieren, das man gegen den KSC ausscheidet.

Gladbach ist für uns nach dem Spiel gestern Abend bestimmt nicht zu einem leichteren, aber auch nicht zu einem gefährlicheren Gegner geworden.

Danke für die Analyse!
Sicher hatten sie ein gutes Konzept und es hervorragend und auch konsequent dauerhaft mutig durchgezogen, aber natürlich auch das Momentum quasi von Start an auf ihrer Seite. Ein frühes 1-0 wünscht man sich, es ist aber nicht planbar. Ein Upamecano wird vom Supermecano (Zitat Salamidzic)zum Downamecano, das war sicherlich auch ein Faktor. Allein das 4-0 sagt viel über die Tagesform der Abwehr inklusive Torwart aus: Upamecano ist total unentschlossen und Hernandez hilft ihm nicht sondern deckt die Frischluft hinter ihm, dann geht der Ball auch noch durch Neuers Beine. Dass alle drei gleichzeitig so (mindestens!) unglücklich agieren ist auch sehr selten.
Und trotzdem gebührt den Gladbacher Spielern und dem Trainer Lob, dass sie die Bayern immer wieder in solche Situationen gebracht haben. Denn wenn Embolo Upamecano nicht anläuft kann der sich 10 mal überlegen, wie er den Ball verarbeitet oder ob er ihn für MN durchlässt.
Wir wissen Alle nicht, wie das Spiel mit einer frühen Führung der Bayern geendet wäre, ob BMG trotzdem so mutig gespielt hätte, ob die Bayern nicht mehr Sicherheit gehabt hätten.
Und trotzdem kann der Auftritt der Gladbacher eines lehren: immer weiter spielen und keinen Moment nachlassen!

Das Konzept der Gladbacher konnte nur aufgehen, weil sie es von der ersten Minute an konsequent durchgezogen haben ohne nachzulassen (sieht man einmal davon ab, dass man verständlicherweise nach dem 4:0 die Intensität etwas heruntergefahren hat)

Die Aufstellung der Bayern kam den Gladbachern dabei sicherlich entgegen, ebenso wie die fehlenden Umstellungen während des Spiels bei den Bayern.

Der Spielaufbau der Bayern läuft grundsätzlich über Kimmich. Goretzka ist daran so gut wie nie beteiligt und es gehört auch nicht zu seinen Stärken. Aus der Innenverteidigung läuft der Ball somit immer zu Kimmich. Waren es früher auch Boateng und zuletzt Alaba, die nicht nur die Spieleröffnung, sondern auch den Spielaufbau im Wechsel mit dem defensiven Mittelfeld (z.B. Thiago) betrieben, ist dies bei der aktuellen Besetzung der Innenverteidigung der Bayern kaum noch der Fall. Hernández fällt diesbezüglich vollkommen aus; bei Upamecano sieht das schon anders aus, bleibt aber immer auch eine Frage der jeweiligen Tagesform. Pavard spielt auf der Außenposition und Nianzou ist noch lange keine Alternative. Am besten in dieser Hinsicht ist Süle.

Nun spielte gestern nicht Süle, sondern Upamecano. Dabei ist Süle der aktuell am besten in Form befindliche Innenverteidiger der Bayern. Den Gladbachern war es recht. Upamecano und Hernández wurden ständig angelaufen und gepresst, gleichzeitig Kimmichs Passwege zugestellt. Und zwar seine eigenen und die zu ihm. Embolo war oft in den Zwischenlinien postiert und hat hier eine erstklassige Arbeit geleistet. Upamecano und Hernández waren mit dieser Situation überfordert, weil sie nicht wie gewohnt zu Kimmich spielen konnten und selbst nicht in der Lage waren, von hinten heraus zu spielen. Goretzka ist da keine passende Anspielstation und aktuell ohnehin nicht in Form. Hütter hat mit diesem Schachzug die gesamte Statik des Bayernspiels ausgehebelt, und zwar an der Wurzel.

Dies konnte aber nur gelingen, weil seine Spieler ihre jeweilige Aufgabe mit Bravour erledigt haben, mit enormen Druck gestartet sind und eben nie nachgelassen haben.

Gegen Teams wie Hertha sieht es dann wieder anders aus. Die schauen ihrerseits darauf, wie sie die Statik des Gladbacher Spiels (die eine andere ist als wenn man gegen Bayern spielt) aushebeln kann.

Noch eine Anmerkung zur Reaktion des/der Trainer der Bayern:
Spätestens nach dem 2:0 hat jeder gesehen, wie das Spiel läuft. Der/die Trainer hätten mit Umstellungen in der Defensive und auch mit Auswechselungen reagieren müssen, was man aber noch nicht einmal zur Halbzeitpause getan hat. Unverständlich, wie ich finde.

Cool. Hab das Spiel nicht gesehen und nun wahrscheinlich einen besseren Eindruck vom Spiel, als wenn ich es ohne Deine Analyse gesehen hätte.