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Minimalismus | Guilty Pleasures | Temial (Sonstiges)

markus, Montag, 13.09.2021, 14:21 (vor 949 Tagen) @ LBKS2007

Schöne Vorstellung, dass das alles ohne weiteres möglich ist.
Im Grunde gebe ich dir Recht. Auf die Gefahr hin, hier vom eigentliche Thema abzudriften, sei dennoch eine Anmerkung erlaubt.

Je nachdem wo man wohnt, wird es schlicht unbezahlbar sein, Wohneigentum zu erwerben, vor allem für Familien mit nur einem Einkommen. Es sind nicht nur die Darlehensraten, die vielleicht noch zu stemmen wären. Was aber nebenher in die Immobilie gesteckt werden muss, übersteigt häufig die Möglichkeiten. Natürlich hast du nach 20-30 Jahren deine Schulden abbezahlt, was bis dahin in die Immobilie geflossen ist geht aber weit über den ursprünglichen Kaufpreis hinaus, wodurch wir hier im Gesamtpaket schnell über hohe sechsstellige Summen oder mehr sprechen. Den ganzen Ärger, Aufwand, Verantwortung der damit einher geht mal außen vor.
Ohne das zu vertiefen, ich halte diese vermeintliche Lösung raus aus der Miete hin zum Eigenheim nicht für universell anwendbar.

Die Kehrseite fehlt allerdings: Die Inflation spielt dir in die Karten und nagt an den Schulden. Gleichzeitig gewinnt deine Immobilie an Wert. Zudem bleiben die Raten an die Bank während der gesamten Zinsbindungsfrist gleich, während die Mieten weiter steigen werden. Rechne gerne mal hoch wieviel Miete du in 50 Jahren zahlst, inklusive moderater 1,5% Mietsteigerung. Aber ja: Natürlich ist das auch abhängig von der Region. In München würde ich das auch nicht machen. Die Frage an der Stelle ist, ob man zu Kompromissen bereit ist und sich vorstellen kann, außerhalb der Großstädte zu wohnen.

Und nur um näher an der Arbeit zu wohnen würde ich niemals den Wohnort wechseln, dafür ändern sich Dinge im Leben einfach viel zu schnell. Privat, beruflich, alles möglich und dann war es für die Katz. Solange der zeitliche und finanzielle Aufwand vertretbar ist, muss man das Pendeln also in Kauf nehmen. Das ist aber sehr individuell.

Kommt drauf an, bei welchem Arbeitgeber man beschäftigt ist und wie schnelllebig das Geschäft ist. Wenn man einen festen Job hat, den man dauerhaft behalten möchte, macht das schon Sinn. Es sind nicht nur Zeit und Kosten. Auch die Umwelt wird weniger belastet.

Die angesprochenen Themen Versicherung und Abo passen aber gut zur Ausgangsfrage. Hier bin ich überzeugt ist der Durchschnittsbürger viel zu unbedacht und spendabel. Ich finde durchaus, dass sich das Thema Minimalismus also nicht nur auf materielle Dinge bzw. Produkte, sondern auch Dienstleistungen beziehen lässt. Jeder kennt das Abo fürs Fitnessstudio, welches aus Bequemlichkeit in doppelter Hinsicht zwar weiter bezahlt, aber so gut wie nie in Anspruch genommen wird. Artet der Konsum dann tatsächlich derart aus, dass ich mich verschulde, sind wir vom Thema Minimalismus aber wirklich meilenweit entfernt und ich würde unterstellen, dass Betroffene sich mit solchen Gedanken bisher auch noch nicht beschäftigt haben und von der Veranlagung her auch nicht unbedingt dazu neigen, dies künftig zu tun.

Bei den meisten ist es in der Tat reine Bequemlichkeit. Die Kosten laufen einfach weiter. Ich habe früher nicht anders gelebt und mir irgendwann die Disziplin selbst eingeeignet.

Den Tipp einfach die Einnahmen zu erhöhen finde ich zwar nachvollziehbar aber auch sehr vereinfacht dargestellt. Wenn es so leicht nur wäre, dann hätten wir in Deutschland sicher ein paar Millionäre mehr. Ohne den entsprechenden Spielraum, bevor nicht alle hungrigen Mäuler gestopft sind, wird dir keine durchschnittliche Familie in Deutschland so viel investieren können, dass sich die erzielten Dividenden oder Renditen merklich und langfristig auf das Haushaltseinkommen auswirken. Viele Jobs sind auch einfach finanziell gedeckelt, da gibt es ab und an mal eine tarifliche Erhöhung aber der Traum vom Tellerwäscher zum Millionär findet so in der Realität sicher nicht in einem Maß statt, als dass man von einem allgemeingültigen und einfachem Rezept zum Erfolg sprechen könnte.

Wobei es nicht unbedingt darum geht, Millionär zu werden. Es fängt im kleinen an. Jeder kann ein Stückweit aus dem Konsumhamsterrad ausbrechen. Die Bandbreite ist groß.


Um den Kreis zu schließen, selbst wenn ich all deine Punkte beachte, was ich für mich durchaus behaupten würde, ist es ja nicht von der Hand zu weisen, dass dennoch weiterhin vermeidbare und überflüssige Anschaffungen getätigt werden. Das war ja Kern meiner Ausgangsbehauptung unter Nennung möglicher Ursachen. Und dennoch finde ich diese Einsicht einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur sprichwörtlichen Besserung.

Das stimmt. Mir fällt es aber mittlerweile leicht, auf den ganzen Schrott zu verzichten, seitdem ich mir eine gewisse Disziplin eingeeignet habe. Ich habe übrigens nur drei Paar Schuhe. Wozu fünf oder gar 30? Wenn sie kaputt gehen, kaufe ich neue und dann teure. Vorher nicht.


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