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Fernsehtipp Arte 22 Uhr 10 WOODSTOCK (Sonstiges)

Will Kane, Saarbrücken, Mittwoch, 21.08.2019, 01:15 (vor 1704 Tagen) @ mcprivat


Ich war auf dem „Love and Peace Festival“. Alle 3 schlimmenTage bis zum bitteren Ende. Das war dann aber nicht der allürige, lustlose und eher schlecht spielende Jimi Hendrix, sondern Rio Reiser. „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ hieß nicht nur der Song, den Rio und seine Jungs (die hießen damals noch irgendwie anders) zum besten gaben. Sondern es war dann auch das Motto für etliche Leute, ihr Zerstörungswerk zum Höhepunkt zu bringen. Das Ganze lief auch nicht in Woodstock 69 (oder besser gesagt in Bethel) ab, sondern auf Fehmarn 70. Das mieseste, beschissenste und gewalttätigste, was ich je an Festivals / Konzerten erlebt habe. Ich war vorher auf der Isle of Wight, da gab es auch schon Aggressionen von bestimmten Festivalbesuchern. Aber Fehmarn stellte alles in den Schatten. Wobei soviel Sonne gab es da nicht, dass es durch sie Schatten hätte geben können. Norddeutsches Schietwetter vom Feinsten. Sturm, Regen, Kälte. Alles ein Matsch und alle durchnässt. Viele Bands und Künstler cancelten vorher ihren Auftritt (z.B. Ten Years After oder Joan Baez) oder reisten ab, ohne aufgetreten zu sein (z.B. Taste). Dazu ein Bretterverschlag als Bühne und ein Witz von Anlage. Scheiß Sound und fiel dauernd aus. Gewalttätigkeit überall, hauptsächlich von aus Hamburg angereisten Rockern, die den ‚Ordnungsdienst’ ‚übernahmen‘. Prügeleien, Messerattacken, Siebstahl und Raub. Autos wurden demoliert und zum guten Abschluss der Container der ‚Festivalleitung‘ abgefackelt. Viele waren dauerbekifft, sonst hätten sie das alles nicht durchgestanden. Sind auch etliche frühzeitig wieder fort. Hippies gab es eigentlich zu diesem Zeitpunkt kaum mehr, aber für den verbliebenen Rest hätte es keinen wirkungsvolleren Todesstoß geben können.

Rio und seine Jungs: Ton Steine Scherben!

Ja, da habe ich mich wohl etwas unsauber ausgedrückt. Dass die so hießen, war mir schon klar. Nur auf Fehmarn hatten sie diesen Namen noch nicht. Unter welchem Namen sie dort auftraten, weiß ich aber eben leider nicht mehr.

Dein ganzer Bericht über die Aggressivität klingt wirklich spannend. Stell dir vor soetwas heute. Was da los wäre. Es gibt ja Kräfte in diesem Land die behaupten soetwas gibt es in Deutschland erst seit 2015.

Auf Fehmarn ging die Aggressivität von den Rockern aus. Die kamen aus Hamburg. Eigentlich eine kleine, unbedeutende Randgruppe. Dafür aber umso gewalttätiger. Auf den Punkt gebracht: Eine Bande Krimineller. ‚Love and Peace‘ und Rockerbande - das war der totale Gegensatz. Beim Festival in Altamount hatte man schon leidvolle Erfahrung mit einer als ‚Ordnungskräfte‘ engagierten Rockergang gemacht, was auch Schlagzeilen gemacht hatte. Man wusste darum. Ob die Jungs aus Hamburg (es waren keine ‚Hell‘s Angels‘) nun von den Veranstaltern engagiert waren oder ob sie sich einfach selbst dazu ernannt hatten, war mir nicht klar. Jedenfalls drangsalierten sie ohne jeglichen Grund die Festivalbesucher. Dabei kamen auch Messer zum Einsatz. Es gab jedoch durchaus Festivalbesucher, die es sich nicht bieten lassen wollten, dass sie geschlagen, mit Messern attackiert, gedemütigt, ausgeraubt oder bestohlen wurden durch diese Gruppe. Die haben die Fäuste gehoben und sich gewehrt. Das mit der anderen Wange, die man hinhalten soll, wäre wohl eher hippielike gewesen. Wer jedoch eine solche Situation einmal selbst erlebt hat, der sieht dies vielleicht anders.

Was das Abfackeln des Baucontainers anbelangt, in dem die Festivalleitung ihr ‚Büro‘ hatte, so waren die ‚Scherben‘ (bzw. der andere Bandname) durchaus nicht ganz unschuldig. Die Festivalleitung hatte sich wohl aus dem Staub gemacht und (noch nicht bezahlte) Helfer waren wütend und stinkig. Da gab es dann recht eindeutige Aufforderungen der Band...

Auf der Isle of Wight gab es keine Prügeleien etc. Was bei dieser Menschenmasse, die sich über die Festivaltage auf der Insel aufhielt, schon bemerkenswert war. Es gab allerdings eine kleinere Gruppe, die unbedingt ohne zu zahlen auf das Festivalgelände wollte und dabei verbal sehr aggressiv vorging. Sie schienen sehr politisiert zu sein in einer Form, wie es die Hippies nicht waren. Da war schon eine latente Aggression vorhanden, die aber nicht zum Ausbruch kam.


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