Kann das mal wer erklären? (BVB)

Blarry, Essen, Montag, 22.10.2018, 13:20 (vor 2013 Tagen) @ kreuzherz

Ok. Danke, das verstehe ich. Aber ist es da nicht sinnvoller einfach die Großchancen zu zählen?

Dann versuch das doch mal, ohne eine klare Definition und Abgrenzung von Großchancen zu haben. Genau dafür ist das xG-Modell schließlich entwickelt worden: Torchancen zu quantifizieren, ohne auf Pi*Daumen und bierseliges Augenmaß angewiesen zu sein.

Das Modell wird in der professionellen Anwendung bei Bedarf um sogenannte Proxies erweitert, die z.B. die Anzahl der gegnerischen Spieler zwischen Ball und Tor miteinbeziehen. Ist für den "Hausgebrauch", zum Beispiel bei Understat.com, aber unnötig, weil der Datenbestand eben für jeden Punkt des Spielfeldes eine Historie Hunderter Torschüsse aufweist und sich die Fälle "freie Schussbahn" und "drölf Gegner vorm Schuss" bei den gegebenen großen Stichprobenumfängen einfach ausgleichen.

Darüberhinaus, auf einer höheren Ebene der Analyse, lässt sich mit den xG tatsächlich sowas wie Spielglück messen. Wer mehr xG produziert als tatsächlich Tore schießt, hat eine mit knallharten Zahlen belegbare schwache Chancenverwertung. Richtig deutlich wird der analytische Nutzen z.B. bei einem Blick auf den Vergleich der xG- und der tatsächlichen Abschlusstabelle unserer Seuchensaison 2014/15 (understat.com/league/Bundesliga/2014). Da hatten wir nämlich rund 7 Tore weniger als erwartet geschossen, fast 9 Tore mehr kassiert, und am Ende 12 (!) Punkte weniger als statistisch anhand der Torabschlüsse zu erwarten war. "Normalerweise" wären wir mit 58 Punkten als Tabellendritter eingelaufen. Noch härter hat es in der Spielzeit den SC Freiburg erwischt, deren Performance über die Saison hinweg gerade mal einen Sieg von einem Europa-League-Platz entfernt war, am Ende aber der Abstieg stand.