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Was haben Sahin und Schmelzer eigentlich getan (BVB)

Will Kane, Saarbrücken, Sonntag, 13.05.2018, 18:12 (vor 2185 Tagen) @ Sascha

damit so mittlerweile bei einigen reflexhaft Ablehnung hervor rufen? Spielerische Leistung? Ja, in dieser Saison absolut nicht befriedigend. Aber dann muss man so ziemlich jeden anderen Spieler direkt daneben an den Pranger nageln. Man schaue sich nur das Spiel gestern an, da findet man auch abseits von Bürkis Klöppsen genug Szenen, die einem die Haare zu Berge stehen lassen.

Sicherlich ist jede pauschale Be- und eben auch Verurteilung nicht in Ordnung. Allerdings neigen wir alle dazu, in welchem Bereich auch immer. Ich versuche dem zu widerstehen, kann mich aber auch nicht davon freisprechen.

Bei Sahin und Schmelzer komme ich nicht darum herum festzustellen, dass sie ihrerseits einiges dazu beigetragen haben. Auf und neben dem Platz. Sportlich haben fast alle in dieser Saison ihre z.T. hanebüchenen Fehlleistungen gebracht, da stimme ich Dir absolut zu. Schmelzer hat dabei wegen der fußballerischen Fähigkeiten, über die er verfügt und über die er eben auch nicht verfügt, schon immer nicht nur die BVB-Fans, sondern die gesamte fußballinteressierte Gemeinde in Deutschland gespalten. Im Gegensatz zu Sahin. Bei ihm ist es eher der Umstand, dass seine Stärken im heutigen Fußball nicht mehr so gefragt sind wie noch vor 5, 6 Jahren und seine Defizite wie mangelnde Geschwindigkeit nach vielen Verletzungen und langen Profijahren besonders stark zum Vorschein kommen. Beide, Schmelzer und Sahin, sind beide auf jeden Fall leistungsmäßig mMn über ihren Zenit hinaus. Daran besteht für mich kein Zweifel. Das ist auch nicht in irgendeiner Form kritikwürdig, sondern eben auch der Lauf der Dinge. Allerdings sind beide stets mit ihren Statements in der Öffentlichkeit präsent. Bei Schmelzer als Kapitän ist die vollkommen klar, bei Sahin hingegen nicht. Manche meinen ja, er habe wenigstens die ‚Traute’, sich den Fragen der Journalisten zu stellen. Man kann aber durchaus auch den Eindruck bekommen, dass es ihm regelrecht gefällt, wieder ein gefragter Mann zu sein und er seine Kameraauftritte wenn schon nicht genießt, dann doch zumindest wohlwollend inkaufnimmt. Permanente TV-Präsenz, ungeschickte und eher hölzerne Äußerungen (Schmelzer) oder der Eindruck, sich in den Vordergrund zu schieben (Sahin), ständig sich wiederholende inhaltliche Aussagen, alles in Verbindung mit häufigen individuellen und mannschaftlich mäßigen bis schlechten Leistungen - das ist für viele einfach zu viel. Hinzu kommt, dass sie eben zu der ‚alten Garde’ gehören. Und je mehr vom ‚notwendigen Umbruch’ die Rede ist, je mehr von der Notwendigkeit, dass vieles neu geordnet und neuaufgestellt werden muss, desto mehr verfestigt sich das Bild, dass eben auch Spieler dieser ‚alten Garde’ einem neuen Kader nicht mehr angehören sollten bzw. nur noch eine untergeordnete Rolle spielen sollten. Schmelzer und Sahin sind zu den Gesichtern der Krise geworden. Teilweise zu Unrecht, teilweise haben sie eben auch ihren Beitrag dazu geleistet.

Was natürlich wie erwähnt Pauschalverurteilungen nicht entschuldigen soll.


Die Offensive hat sich fast komplett aus der Defensivarbeit verabschiedet und ist bei Hoffenheimer Ballbesitz lustlos die Mittellinie entlang gegangen.

U.a. Reus. Klar, er macht das wichtige Tor. Aber seine Defensivleistung war wieder einmal überschaubar. Kritik an ihm, die durchaus berechtigt wäre, ist allerdings nicht zu vernehmen. Ist er sakrosankt? Steht er unter Artenschutz? Warum wird seine interne Rolle nicht einmal hinterfragt? Nicht, dass ich ihm etwas unterstellen möchte. Aber wenn ‚jeder Stein umgedreht’ werden soll, dann darf es keine Tabus geben.

Vor dem 2:1 verliert Weigl zentral vor dem Strafraum etwas, das man nur mit viel Wohlwollen Zweikampf nennen kann, weil er kurz das Beinchen hebt und dann den Gegner ziehen lässt. Dann ist er zwei, drei Sekunden völlig orientierungslos und weiß gar nicht, was er tun soll. In der Zeit ist in seinem Rücken der Torschütze frei und auf dem Weg Richtung Bürki.

Ja, ein folgenschwerer Fehler. Dir kurzfristige Orientierungslosigkeit Weigls zeigt allerdings auch, dass wir kein Verbundspiel mehr haben. Und das ist mMn nicht nur Trainersache. Die boszsche Spielweise funktioniert z.B. nur im Verbund. Was einiges an Laufarbeit und Konzentration erfordert. Je stärker der Gegner, desto mehr davon. Konnte er dies den Spielern nicht beibringen oder wollten die Spieler diesen erhöhten Leistungs- und Konzentrationsaufwand nicht leisten?

Guerreiro, der offensiv gar nicht so schlecht war, zeigt in vier oder fünf Szenen ein Defensivverhalten, dass man eigentlich nur mutwillig so schlecht auf den Platz zaubern kann. Da leistet einer aus der B-Jugend mehr Gegenwehr. Und so weiter und so fort.

Ja. Nur zieht sich das bei Guerreiro durch, seit er bei uns ist. Wenn er denn mal spielt.


Letztendlich wird es wohl auf zwei Dinge hinaus laufen:

1. Der Rest dieses mannschaftlichen Trümmerhaufens versteckt sich im Rücken des Mannschaftsrates und wünscht ihnen viel Spaß, für diesen auf den Platz geschissenen Fußballhaufen in der Öffentlichkeit stellvertretend gerade zu stehen. Das macht sie angreifbar, weil sie wieder und wieder etwas erklären sollen, was sie selber nicht genau verstehen. Aber an dieser Saison sind nahezu alle Spieler schuld und nicht bloß Sahin und Schmelzer. Es ist einfach nicht fair, dass die beiden alles abbekommen, während der Rest lecker auf Tauchstation geht.

Siehe oben. Sahin muss auch nicht in jedes Mikro sprechen, das ihm hingehalten wird.


2. Sie tragen mit die Folgen einer total falschen Kommunikationsstrategie des Vereins. Vor allem über Schmelzers Aussagen bezüglich Ginter und Pokalfinale kann man absolut kritisch denken, das ist auch berechtigt. Aber diese Darstellung, die sich bei vielen verfestigt hat, dass die beiden Pokaltrainer Tuchel abgesägt haben und seitdem als graue Eminenzen unterwegs sind, stimmt einfach nicht. Tuchels Aus war schon längst beschlossene Sache und weder Sahin, noch Schmelzer haben in dieser Entscheidung den Ausschlag gegeben. Beim BVB hatte man, wie jetzt bei Stöger, aber die gleiche, in meinen Augen völlig unzureichende, Kommunikationsstrategie, die Verkündigung solcher Entscheidungen bis zum Saisonende hinaus zu zögern - selbst wenn schon jeder weiß, was Sache ist. Tuchel hat sich schon früh in seiner BVB-Zeit selber ins Abseits geschossen - wobei er mit Sicherheit selber auch etliche Geschichte im petto haben dürfte, was seitens Borussia alles nicht korrekt ablief. Dass beide Seiten am Ende auf eine größere Schlammschlacht verzichtet haben, dürfte auch damit zusammen hängen, dass beide Seiten wussten, dass der Gegner auch über Munition verfügt.

Die Aussagen und das Verhalten Schmelzers und Sahins nach dem gewonnenen (!) Pokalfinale haben dem BVB viel mehr geschadet, als man im Club vielleicht wahr haben will. Vieles von der Story, dass Sahin und Schmelzer so etwas wie die Hauptverantwortlichen für die Demission Tuchels seien oder vielleicht auch von der Clubführung benutzt wurden, gründet sich darauf. Ich bin sehr oft von Anhängern anderer Clubs, die eigentlich dem BVB wohlgesonnen sind, darauf angesprochen worden. Auch in den Medien ist dieses Verhalten immer wieder thematisiert worden. Dass dies dann auch wieder in die eigene Anhängerschaft hinein zurückwirkt, bleibt nicht aus.

Wobei mir bei Sahin schon einiges etwas merkwürdig vorkam. Zur Winterpause schien sein Abschied sehr wahrscheinlich. Er selbst sprach von Wechselgedanken. Plötzlich entschließt er sich anders, will wieder ‚angreifen‘. Zu einem Zeitpunkt, wo angeblich oder tatsächlich die Trennung von Tuchel zumindest ins Auge gefasst wurde. Als die Zwistigkeiten zwischen Trainer und Clubführung/Clubangehörigen sukzessive an die Öffentlichkeit kamen, kommt auf einmal Röckenhaus mit ‚Insiderwissen‘ aus der Mannschaft um die Ecke. Viel vermuteten Sahin als den ‚Informanten‘. Bewiesen ist da nichts, auszuschließen aber auch nicht. Und dann das Pokalfinale. Wiehl ist verletzt. Etwas überraschend für Außenstehende wird Sahin von Tuchel nicht aufgeboten, ist noch nicht einmal im Kader. Tuchel begründet diese Maßnahme. Inwieweit man diese nachvollziehen kann, bleibt der individuellen Interpretation überlassen. Unplausibel klang sie für mich jedenfalls nicht. Nach dem gewonnenen (!) Finale freuen sich die allermeisten BVB-Spieler. Ein Marco Reus freut sich wesentlich mehr über seine ersten gewonnenen Titel, alsdass ihn seine schwere Verletzung stören würde, die er in diesem Spiel erlitten hat. Alle lachen und sind fröhlich. Kein schönes Spiel, knapp gewonnen - aber DFB-Pokalsieger! Nur Aki Watzke schau etwas miesepetrig - und vor allem Sahin. Als hätte seine Elf gerade ein halbes Dutzend Tore kassiert. Und dann sein Auftriit im TV. Warum ist er überhaupt dabei, wenn er noch nicht einmal im Kader war? Jammert herum, dass er nicht wisse, wie er seine Nichtberücksichtigung seinem Sohn erklären soll. Ein erwachsener MNn, gestandener Profisportler. Es geht im Prinzip nur um sein Einzelschicksal und nicht um den Erfolg der Mannschaft. Das ist in meinen Augen Egoismus. Dass dies die Medien genüsslich ausschlachten, dürfte klar sein. Schmelzer haut voll in diese Kerbe, jeder weiß, dass Sahin sein Buddy ist. Kritisiert öffentlich den Trainer für dessen Entscheidung, hebt Sahin auf einen Sockel, auf den er nicht gehört („mindestens genauso gut“ wie Weigl), stuft Weigl damit herab, Ginter sowieso. Ein Kapitän verbreitet nach einem gewonnenen Titel schlechte Stimmung. Ich sehe Schmelzer in sportlichen Dingen differenziert, habe mich nie an einem ‚bashing‘ gegen ihn beteiligt, lehne dies ab. Aber hier hatte er einen schlimmen Auftritt, der dem Club in Fußball-Deutschland geschadet hat. Und ich glaube, weder er, noch Sahin wurden dafür von der Clubführung zur Rechenschaft gezogen. Kann mich aber auch täuschen; jedenfalls haben ich und andere dies nicht mitbekommen. Dass sich daraus ‚Dolchstoßlegenden‘ entwickeln, sollte niemanden überraschen.


Schmelzers und Sahins effektive Rolle in dieser ganzen Personalie ist aber effektiv klein und nicht ausschlaggebend gewesen.

Mag so sein, mag nicht so sein. Ihren Beitrag haben sie jedenfalls geleistet.


Besonders bei Schmelzer täte es mir echt leid, wenn seine Zeit beim BVB so in Erinnerung bliebe. Er hat eigentlich alle Attribute einer Vereinslegende und die tolle Zeit 2010 - 2013 hat er auch stark mitgeprägt.

Mir täte es auch leid. Aber als Spielführer hätte erwiesen müssen, dass er Kapitän der gesamten Mannschaft ist und nicht einzelner buddies. Diesen Eindruck hat er jedenfalls hinterlassen, und leider wirkt dies bei vielen nach. Ein Fehlereingeständnis hätte da vieles wieder gerade rücken können.


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