Max Meyer bis Saisonende suspendiert (Fußball und Sport allgemein)

Will Kane, Biosphärenreservat Bliesgau, Dienstag, 01.05.2018, 02:41 (vor 2796 Tagen) @ Poeta_Doctus

Und ich stoße mich daran, auf ‚einem Auge blind‘ zu sein. Und ärgere mich auch über mich selbst, wenn ich dieses Verhalten einmal mehr bei mir selbst entdecke. Wir kaufen z.B. unsere Lebensmittel entweder direkt auf einem Bio-Bauernhof oder an entsprechenden Marktständen oder auch im entsprechend sortierten Supermarkt. Da hat man doch gleich ein mehrfach gutes Gewissen... Zumal wenn man nicht auf den Pfennig schauen muss. Unter welchen Umwelt- und Arbeitsbedingungen meine zuletzt gekaufte Jeans hergestellt wurde, hinterfrage ich dagegen nicht.

Nun, keiner kann die Welt alleine ändern. Aber in meinen Augen ist es immer noch besser, gewisse Dinge zu hinterfragen und besser machen zu wollen als einfach nichts besser machen zu wollen. Scheinst du aber eigentlich doch auch so zu sehen, warum sonst im Bioladen einkaufen?

Ich (bzw, wir) kaufe(n) Bio-Produkte nicht, weil wir die Welt besser machen wollen. Sondern weil wir ökologische Landwirtschaft aus vielerlei Gründen für die vernünftigere Alternative halten. Konventionelle Landwirtschaft verteufele ich dabei nicht. Bäuerliche Landwirtschaft konventioneller Art ist mir durchaus lieber als industrielle Bioproduktion. Wir leben übrigens in einer Stadt, die sich ‚Fair Trade - Hauptstadt Deutschlands‘ nennt. Wir unterstützen diese Initiative aktiv und passiv. Nur kaufen wir nicht bevorzugt Fair Trade - Produkte, weil wir die Welt besser machen wollen. Sondern weil wir der Überzeugung sind, dass ein handwerklich oder bäuerlich hergestelltes Produkt auch seinen fairen Preis haben muss, damit auch faires Einkommen für alle Beteilgten gewährleistet ist. Das ist z.B. auch ein Grund dafür, dass wir unsere Weine von selbständigen Familienbetrieben beziehen, von handwerklich arbeitenden Winzern und nicht von industriellen Weinproduzenten oder Weinbaubetrieben, die in den Händen von Großinvestoren sind. Deshalb kaufe ich auch kein Bier von Großbrauereien. Da spielt der persönliche Geschmack natürlich eine Rolle, aber vor allem auch einfach so etwas wie Lebensfreude. Ich kann mit einem Produkt wesentlich mehr anfangen, das die Persönlichkeit des Handwerkers oder Bauern spüren lässt als mit einem austauschbaren, anonymen Industrieprodukt. Dass ich ohne Industrieprodukte allerdings nicht auskomme, weiß ich sehr gut, bereitet mir auch keine Kopfschmerzen.

Mit dem ,die Welt besser machen‘ habe ich es generell nicht so. Zum einen finde ich so manches auf der Welt ausgesprochen schön und wüsste nicht, was ich daran besser machen könnte. Zum anderen bin ich vorsichtig, wenn es um die Definierung von guten und schlechten Dingen geht. Manches ist offensichtlich, vieles ist jedoch auch ideologisch beeinflusst. Welche Ideologie ist dabei die ‚richtige‘? Je älter ich werde, desto mehr distanziere ich mich von Ideologien.

Ich versuche so durch das Leben zu gehen, dass ich vor mir selbst, meiner Frau und meinen Kindern sowie meinen Freunden einigermaßen glaubwürdig und fair bin und niemandem gegenüber bewusst unfair bin. Und dabei die Lebensfreude, das Genießen nicht zu kurz kommen lasse. Ich mag es nicht belehrt zu werden und andere zu belehren. Was nicht heißt, dass ich nicht lerne. Relativ oft dabei aus eigenen Fehlern.

Gott sei Dank (so sehe ich es jedenfalls) habe ich im Laufe meines Lebens immer mehr Abstand genommen von meiner moralisierenden, protestantisch-deutschen Einstellung und gleichzeitig mehr von der katholisch-(süd)französischen Lebensart meiner Frau angenommen. Aber so ganz kann ich aus meiner ursprünglichen Haut auch nicht heraus. Was dann auch wieder sein Gutes hat...

Gut, wenn jemand meint, er müsse z.B. moralisch einen auf dicke Hose machen, weil er Vegetarier ist, dabei aber irgendwelche aus Kinderhand gefertigte Billijeans kauft, dann kann ich den Vorwurf "Heuchelei" schon verstehen.

Mir geht es dabei nicht darum zu moralisieren oder "es anderen unter der Nase" zu reiben. Aber wenn jemand mit gewissen Dingen Probleme hat und dann für sich entscheidet, dass er es in dieser Beziehung besser machen will - auch im Wissen, dass man in anderen Bereichen selbst nicht perfekt handelt - halte ich das für löblich.

Ich habe nichts gegen Moral als Richtschnur des persönlichen Handelns. Aber gegen Moralisieren habe ich einiges. Wobei ich Dir oder anderen jetzt ganz bestimmt nicht irgendetwas in dieser Richtung unterstellen wollte. Darum ging es mir auchngar nicht. Da Moral aber sehr unterschiedlich definiert und interpretiert wird, hinterfrage ich sie gerne, wenn man mich mit ihr konfrontiert.

Wenn jemand für sich entscheidet, Dinge anders zu machen und dabei niemanden bewusst schädigt, dann ist das für mich selbstverständlich zu respektieren und zu akzeptieren.

Um zum Schluss einmal zu den Herren Tönnies, Heidel, Wittmann und Co zu kommen: Deren Äußerumgen gehen mir gelinde gesagt am A.... vorbei. Mich interessiert in erster Linie, wie die Verantwortlichen des BVB handeln und wie sie sich äußern. Und Max Mayer halte ich für einen guten Fußballer.