Er ist ja nur Profifußballer :-( (BVB)

uwelito, Wambel forever, Dienstag, 29.11.2016, 19:57 (vor 3311 Tagen) @ ElGatoLopez

Leider fehlt mir gerade die Zeit für einen größeren Beitrag, um den Leuten aus der "soll er den Abend auf der Couch sitzen und Monopoly spielen"-Fraktion ein paar trainingswissenschaftliche Fakten zum Heterochronismus der Regeneration zu verlinken, deswegen versuche ich es ohne: Jeder halbwegs semiprofessionelle Triathlet oder Bodybuilder muss seine komplette Freizeit nach seinem Hobby ausrichten, um Ernährung und Schlafverhalten so anzugleichen, dass sich der Körper an die im Training gesetzten Reize anpassen kann. Der Hauptzweck von Doping, deren Nutzung hier im Forum ja auch im Fußball nicht negiert wird, dient u.a. einer beschleunigten Regeneration. Offenbar scheint diese ja mittlerweile in der Wettkampfphase zu kurz zu kommen. Warum wohl verbietet Guardiola seinen Spielern den Geschlechtsverkehr nach 24Uhr? Weil er offen für trainingswissenschaftliche Erkenntnisse ist und genau weiß, wie sehr sich mangelnde Regeneration auf Leistung und Verletzungsrisiko auswirken.
Vor den Olympischen Spielen haben die europäischen Schwimmer langfristig ihr Schlafverhalten auf die südamerikanische Zeitumstellung angepasst, um bei den Finalläufen kein Tief in ihrem Biorhythmus zu haben, wenn aufgrund der amerikanischen TV-Rechte die Medaillen um Mitternacht vergeben werden, wir reden hier zum Teil von Amateuren.
Und wenn sich ständig im Fußball darüber beschwert wird, dass die Spieler aufgrund des viel zu engen Terminplans nicht mehr richtig regenerieren können, dann muss ich von einem Profi verdammt nochmal verlangen dürfen, dass er sich im Jahr 2016 innerhalb seiner vergleichsweise kurzen Karriere in jeder Minute danach richtig, was gut für ihn und seinen Körper ist, um Bestleistung zu bringen, für diese Hingabe wird er auch dementsprechend entlohnt.

Es gibt mit Sicherheit eine Menge Sportwissenschaftler, die so argumentieren. Problematisch wird es, wenn der Mensch Leistungssportler nur noch unter physiologischen Aspekten beurteilt wird und nicht mehr auch entsprechend den genau so wichtigen sozio-kulturellen (mentalen) Unterschieden, dem Temperament usw.

Dadurch erreicht man natürlich, dass der Eindruck der Allgemeingültigkeit entsteht. Meinen eigenen Erfahrungen nach ist dies aber absolut zu kurz gedacht. Ich habe in Kuba über lange Jahre das Glück gehabt, mit einigen herausragenden Leistungssportlern der absoluten Weltspitze in mehr oder weniger enger Verbundenheit zu stehen. Das waren ( z.B. Leichtathleten, VolleyballerInnen oder olympische Kampfsportler. Dadurch und auch durch meine eigenen Funktionen habe ich auch die Möglichkeit gehabt, mit vielen Trainern, Ärzten, Psychologen dieser Leute zu sprechen und mich fachlich auszutauschen. Und für 90 % dieser Leute es so was von klar, dass diese Sportler auch mal (Salsa) tanzen gehen müssen, mal ein Bier trinken sollen und in der Regel einen Tag in der Woche Abstand zu ihrem Sport nehmen sollten. Da ich mal davon ausgehe, dass Auba in kultureller und temparementaler Hinsicht einem Kubaner ziemlich ähnlich ist, behaupte ich jetzt mal, dass er genau diese Ablenkung braucht, um ein zufriedener und vielleicht sogar glücklicher Mensch zu sein. Denn das ist für viele Elitesportler eine Grundvoraussetzung, um das eigene maximale Leistungspotenzial ausschöpfen zu können. Sicherlich kann man über das was, wann und wie streiten. Einen Diskobesuch aber an sich als für die eigene Leistungen negativ einzuordnen, ist nicht haltbar.