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Die Liebe zum Ball (WM / EM aktuell)

uwelito, Wambel forever, Dienstag, 29.07.2025, 17:47 (vor 130 Tagen) @ Will Kane

In den bisherigen Beiträgen zu Deiner Frage sind wesentliche und wichtige Aspekte struktureller und organisatorischer Art dargelegt worden und ich gehe damit ausdrücklich konform.

Dennoch gibt es da aus meiner Sicht noch einen Aspekt, der jenseits des Rationalen angesiedelt und nicht so einfach zu fassen ist:

Die Liebe zum Ball.

Nun habe ich nicht im letzten Lebensdrittel die Esoterik für mich entdeckt, aber (frei nach Terenz) als Mensch ist mir nicht Menschliches fremd (selbst wenn auch mir manches zuviel wird). Zum Wesen des Menschen gehört nun einmal auch das Emotionale, das wahrscheinlich viel mehr unsere Beziehungen bestimmt als das Rationale.

Als ich vorletztes Wochenende nach noch nicht ganz überstandener Schleimbeutelentzündung im Knie der freudig-erwartungsvollen Aufforderung unseres zweitjüngsten Enkels (zwei Jahre und 10 Monate alt) „Opa, komm Fußballspielen!“ nichts mehr entgegenzusetzen hatte, gingen mir beim beiderseits altersgerechten Kicken im Garten und der liebevollen Betrachtung des kleinen Kerls im Umgang mit dem Ball ganz allmählich viele Bilder von ballspielenden Kindern in vielen Ländern durch den Kopf, in denen ich im Laufe meines Berufslebens gearbeitet und gelebt habe.

Nun kann man nicht zu Unrecht meinen, Kind sei Kind und Ball sei Ball. Dennoch sind mir bei diesen vor meinem geistigen Auge vorbeiziehenden Bildern nicht nur die Gemeinsamkeiten aufgefallen, sondern gerade auch die Unterschiede. Diese Unterschiede sind in meinen Augen kulturell bedingt und bilden sich mMn in dem Moment heraus, wenn das Ballspielen des Kindes nicht mehr auf es allein beschränkt ist, sondern in Interaktion mit seiner Umwelt geschieht. Vor allem Erwachsene (in erster Linie Eltern und nahe Verwandte), aber gerade auch andere Kinder (ältere zumal) üben hier eine wie ich meine entscheidende Vorbildfunktion aus.

Der nach meiner Beobachtung wesentliche Unterschied liegt darin, ob ich den Ball haben will oder ob ich ihn wegbefördern will. Natürlich erschließt sich Kindern sehr schnell, dass es Ziel eines Spiels ist, den Ball letztlich irgendwo zu platzieren, sei es nun ein Tor, ein Korb oder sonst etwas. Aber wie ich das erreiche, was ich vorher mit dem Ball mache und was der Ball mit mir macht - da gibt es doch gravierende Unterschiede und die resultieren nicht zuletzt aus der Beziehung, die man zum Ball entwickelt hat.

‚Der Ball ist mein Freund‘ - das drückt schon etwas anderes aus als ‚Klopp das Ding weg‘. In Ländern wie Brasilien konnte ich (auch wenn es schon sehr lange her ist) eine nahezu erotische Beziehung zum Ball beobachten. Der Ball wird gestreichelt und nicht getreten. Diese Beziehung beginnt bereits im frühen Kindesalter. Und in Spanien z.B. habe ich dies (wenn auch in etwas anderer Ausprägung) ebenfalls feststellen können.

Trifft dieses ‚Ballgefühl‘ auf Erkenntnisse der Sportwissenschaften und wird es organisatorisch-strukturell in gezielte Bahnen gelenkt, dann kann so etwas wie in den letzten Jahrzehnten in Spanien entstehen, dass die Liebe zum Ball eben nicht (mehr) nur l‘art pour l‘art ist, sondern in den entsprechenden Sportarten (zu denen ich persönlich ausdrücklich auch Tennis und Hockey zähle, die mit Hilfsmitteln gespielt werden) zu Spitzenresultaten führen.

In Brasilien war es übrigens so, dass man erst dann Weltmeister im Fußball wurde, als europäische Trainer ein anderes taktisches Know-how ins Land gebracht hatten, für das der brasilianische Fußball wie geschaffen war. Trainer im übrigen, die davon überzeugt waren, dass der Ball der Freund des Spielers sein sollte.

Fantastisches Thema und ein ganz toller Beitrag. Konntest du auch die Spiele der brasilianischen Volleyball Nationalmannschaften genießen? Die spielerische Freude und absolute Hingabe waren der absolute Wahnsinn. Die Erfindung des Balles ist eine ganz große Errungenschaft der Menschheit.

P.S. Frage bezieht sich auf Indoor Volleyball.


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