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Weiterspielen nach Eriksens Zusammenbruch: Hjulmand erklärt dänische Entscheidung (Fußball allgemein)

pactum Trotmundense, Syburg, Sonntag, 13.06.2021, 12:21 (vor 1041 Tagen) @ Komanda

Meiner Meinung nach hätten hier Verband und Trainerteam zusammen entscheiden sollen, das Spiel aufzugeben. Dann ist es halt ein 0:3

Nein, so einfach kann man sich das nicht machen. Das ist wieder so ein Fall, wo das gefühlt Richtige die falsche Entscheidung ist. Es mag für einen selbst logisch und richtig klingen so zu handeln, aber das ist es nicht.

Zunächst einmal muss die Frage überhaupt gestellte werden ob die beteiligten Sportler, Spieler wie auch Schiedsrichter, überhaupt einen Schock hatten. Da jede Mannschaft über Teampsychologen verfügt und auch Schiedsrichter auf internationaler Ebene einen Arzt und einen Psychologen vom Verband bekommen, gehe ich davon aus, dass von der Seite her alles okay war.

Dann kommen wir zu dem schwierigen Feld einer Traumaprophylaxe. Es ist eben gerade nicht gut, wenn jemand, der gerade etwas für ihn selbst potentiell traumatisches erlebt hat, gezwungen wird in diesem Erlebten verhaftet zu bleiben und es nicht beenden zu können. Die Spieler und Schiedsrichter waren fokussiert auf ein Fußballspiel und es mit diesem tragischen Vorfall abzubrechen führt dazu, dass eben dieser Vorfall über Gebühr das eigene Denken bewegt und damit eine Verstärkung herbei führt, die letztlich ein Trauma bildet.

Bei Tieren macht man das übrigens ganz selbstverständlich. Jeder Springreiter weiß, dass ein Pferd, das an einem Hindernis gebockt hat und womöglich voll rein gekracht ist, unbedingt schnellstmöglich noch ein paar Sprünge machen soll, weil es sonst nie wieder richtig springt. Es hat ein Trauma. Bei jedem Springreitturnier kann man das sehen. Die Regeln schreiben sogar vor, dass dem Reiter die Gelegenheit gegeben werden muss dann noch ein paar Sprünge machen zu dürfen, selbst wenn die Zeit abgelaufen ist.

Insofern hat die UEFA hier sogar mal alles richtig gemacht. Sie hat die Entscheidung den Spielern und Schiedsrichtern überlassen. Anders als bei dem Anschlag auf den Bus bei unserem Spiel gegen Monaco. Hier wurde über die Köpfe der Spieler hinweg entschieden. Hätten die Spieler spielen wollen, hätte man sie lassen müssen. Hätten sie nicht spielen wollen, wäre es abzubrechen gewesen. Aber allein schon die Befassung der Spieler mit dem Thema "Spielfortsetzung ja oder nein" mit dem Prozess der gemeinsamen Entscheidungsfindung ist enorm wichtig. Die dann getroffene Entscheidung muss dann auch gemacht werden.

Auch ein Tipp, wenn ihr mal Zeuge eines Unfalls seid und ein schockierter Mensch geht dann vom Unfallort los und spaziert davon. Auf keinen Fall daran hindern. Mitgehen, begleiten und aufpassen, aber bloß spazieren gehen lassen. Der braucht das dann. Es ist seine Entscheidung. Wenn natürlich schwerste Verletzungen vorliegen, die umgehender Behandlung bedürfen, dann nicht. Dann ist die Lebensrettung wichtiger als die Traumaprophylaxe. Sollte aber logisch sein.

Ich weiß nicht ob die UEFA das gestern absichtlich so gehandhabt hat, weil sie diese Umstände kannte oder ob es zufallsbedingt so ablief. Aber für die Spieler war es schon richtig.

Zugegeben: das wusste ich früher auch alles nicht. Mit dem Thema Trauma habe ich mich erst näher befasst als die Sache mit dem Busanschlag war und ich gelesen habe, dass einige Spieler deswegen in längere psychologische Behandlung gegangen sind. Am Tag des Spiels war ich auch für Abbruch und habe mich damals auch darüber aufgeregt, dass direkt am nächsten Tag gespielt wurde. Heute meine ich, dass die Spieler das damals hätten entscheiden müssen und wenn der Anstoß aufgrund der Spielerentscheidung um 4 Uhr morgens gewesen wäre, dann hätte man es machen sollen. Genauso wie man es hätte ganz abblasen müssen, wenn das der Wille gewesen wäre.


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