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Bob Marley heute vor 40 Jahren gestorben (Sonstiges)

uwelito, Wambel/ Westpfalz/ Waldhof, Mittwoch, 12.05.2021, 18:05 (vor 1052 Tagen) @ Will Kane
bearbeitet von uwelito, Mittwoch, 12.05.2021, 18:18

sehr gelacht :-)
Einer derjenigen zu sein, der Bob live sehen konnte. Sehr beneidenswert.


Ist allein dem damaligen Alter und der Tatsache geschuldet, dass in der Westfalenhalle oder auch in Köln, Essen oder Düsseldorf seinerzeit im Prinzip alle wichtigen Musiker auf ihren Tourneen Station machten. Die Gelegenheit war einfach da und man hat sie genutzt, ohne dass man sich groß Gedanken gemacht hat.

Für manche Auftritte musste man z.B. nach Frankfurt fahren, insbesondere wenn es um US-Künstler ging, die vor allem die G.I.s ansprachen. Die mieden den Rhein-/Ruhr-Raum eher und bevorzugten Berlin, München, eben Frankfurt oder auch Stuttgart oder Mannheim.

Die Eintrittspreise waren im Vergleich zu heute auch in Relation sehr günstig.

In der Retrospektive waren das oft legendäre Konzerte legendärer Künstler, aber das hat man damals überhaupt nicht so empfunden. Man konnte auch öfters gar nicht ahnen, dass der jeweilige Künstler einmal eine Legende werden könnte... ;-)


Gerade gestern ein Interview mit Gentleman zu Bob Marley gesehen. Bob Marley war zu Lebzeiten weniger anerkannt/respektiert als heute. Sehr traurig eigentlich.


Kommt darauf an wo.

Er war wohl der einzige, der seinerzeit den Vermittlungsversuch zwischen den bis aufs Blut verfeindeten und sich mörderisch bekämpfenden politischen Gruppen auf Jamaica wagen konnte.

Davon abgesehen ist es allerdings nicht selten so, dass erst nach seinem Tod die Bedeutung eines Künstlers deutlich wird.

Auch Marley konnte an den bürgerkriegsähnlichen Zuständen in den Kingstoner Ghettos nichts ändern. Einerseits haben sich die Rastafarians damals als unpolitische Gruppe verstanden, zumindest bezogen auf die damals existierende politische Situation Jamaicas/ Babylons . Diese Verachtung gegenüber der korrupten politischen Klasse teilte Marley mit seinen Rasta brethren. Man mischte sich grundsätzlich nicht in die Tagespolitik ein. Zudem waren die Rastafarian in den 70ger Jahren immer noch stark marginalisiert. Unabhängig davon, dass Reaggae seit ca. Mitte der 70ger in speziell in England populärer wurde. Man hörte zwar auch in Jamaica Reggae und ging zu Konzerten, identifizierte sich aber eher nicht mit den Rastas.

In Jamaica fand in den 1970ger Jahren, wie in anderen Ländern, ein Stellvertreterkrieg statt, der seinen Ursprung im Kalten Krieg und der Konfrontation zwischen den USA und der UDSSR (in Jamaica vertreten durch einen großen Einfluss des Nachbarn Kuba). Gegenüber standen sich dort bis an die Zähne bewaffnete Posses (Gangs), angeführt von legendären und mörderischen Dons (Capos) wie Jim Brown (der fast schon perverserweise eigentlich Christopher Coke hieß). Brown war der Kopf der notorischen Shower Posse, die später auch in den nordamerikansichen Großsstädten ihr Unwesen trieb.

Auf der einen Seite standen die Posses rund um Brown, die bei der Labor Party und dem korruptesten Politiker seit der Unabhängikeiterklärung, Edward Seaga, auf der payroll standen. Gegenüber die Posses, die der Peoples National Party und Michael Manley nahestanden. Die Shower Posse schaffte massenweise Drogen in die USA, erst Marihuana, dann später Kokain. Ihre Ausleger in den USA sind stark mitverantwortlich für die Entstehung der Crack - Katastrophe in den amerikanischen und kanadischen Großstädten.

Die Posses in Kingston waren bis an die Zähne bewaffnet. Die Shower Posse gelangte hauptsächlich an AK 47, die PNL Anhänger an Kalashnikows. So schien es damals einfach, die Versorgung mit Waffen sowohl der CIA als auch den Kubanern (sowjetisches Waffen) zuzuschreiben. Mittlerweile ist durch deklassifizierte Dokumente der CIA belegt, dass sowohl die AKs als auch die Kalshnikows von amerikanischen Agenten in die Kingstoner Ghettos geschafft worden waren. Man sah den zunehmenden Einfluss Kubas auf den karibischen Inseln als große Gefahr, diesen Teil des großen Hinterhofs an die Sowjets zu verlieren (siehe auch Grenada). Lieber wollte man die ganze Insel auseinanderschießen lassen, als sie komplett dem Einfluß der Kubaner zu übergeben.

In diesem wirren und gewalttätigen Umfeld sollten dann Anfang 1977 Wahlen stattfinden. Mainley und Seaga waren die Kandidaten für das Präsidentenamt. Der Ausgang war nicht absehbar. Bob Marley, wie geschrieben bis dahin eigentlich nicht in die Politik involviert, liess durchblicken, dass man trotz aller Ablehnung des "babylonischen Systems" in der PNL die bessere Option für die meisten Jamaikaner sah, speziell für die armen und einfachen Menschen. Geplant war das Smile Jamaica Concert und Seaga befürchtete, dass Marley seine Unterstützung für Mainley bekanntgeben würde. Marley war damals schon populär genug, um ein entscheidender Faktor werden zu können. Gangmembers der Shower Posse warnten Marley und wollten, dass er das Konzert absagt. Doch der blieb standhaft und so drangen im Dezember Killer in Marley Anwesen in Kingston ein und verletzten Marley, seine Frau Rita und weitere Freunde schwer. Wie durch ein Wunder überlebeten alle. Marley gab das Konzert.Er holte die Beiden bei einem späteren Konzert (1978) auf die Bühne und brachte sie dazu, dass sie sich widerwillig die Hände reichten. Marley selbst lebte da schon nicht mehr in Jamaica.Erreicht wurde durch diese Geste aber leider langfristig gar nichts. Die Gewalt nahm danach nicht ab, sondern sogar noch zu. Wenn man die Hintergründe kennt, weiß man weshalb.

Bob Marley verließ unmittelbar danach, immer noch nicht genesen von seinen schweren Schußverletzungen, das Land und ließ sich in England nieder. Es war davon auszugehen, dass man weiterhin versuchen würde, ihn in Jamaica zu töten. Zurück kam er nur noch als Besucher, um Konzerte zu geben und für seine letzte Ruhe.


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