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Impfstoffentwicklung (BVB)

medvet09, Mayen, Samstag, 11.07.2020, 20:17 (vor 1378 Tagen) @ Ulrich

HIV ist eine Erkrankung, gegen sich der Körper auch deshalb nicht wehren kann, weil die Viren ausgerechnet das Immunsystem befallen. Sars-CoV-2 ist eine ganz andere Baustelle. Zudem kann man auf Erfahrungen zurückgreifen, die man bei der Forschung an Impfstoffen gegen Sars und Mers gemacht hat. Aktuell wird ein nie dagewesener Aufwand bei der Impfstoff-Forschung betrieben, es gibt wohl mindestens 150 verschiedene Projekte, die mindestens drei verschiedene Ansätze verfolgen und sich zudem teils noch im Detail unterscheiden.

Und auch diese Erfahrungen können völlig nutzlos sein.

Corona-Viren sind im Grunde die Arschlö.... unter den Viren, weil sie - obwohl nah verwandt - sehr unterschiedliche Verhaltensweisen im Körper zeigen.

Ein Beispiel aus meinem Berufsbereich:

FIP (feline infektiöse Peritonitis), verantwortlich weltweit für 1 - 5 % aller Todesfälle bei Katzen. Erreger ist ein Coronavirus, welches eine dem Sarserreger sehr ähnliche Nucleotidkonfiguration hat und deshalb 2003-4 für eine kurze Zeit als Ursprung der damals neu beim Menschen auftretenden Erkrankung verdächtigt wurde.

Der FIP-Erreger erzeugt bei den meisten Katzen eine geringfügige Erkrankung des Darmtraktes mit nur kurzfristiger Ausbildung von Antikörpern, vornehmlich IgG. Die Antikörper verschwinden nach kurzer Zeit. Es bildet sich keine länger andauernde und belastbare Immunität aus. Im Gegenteil - es kommt zu immer wiederkehrenden Reinfektionen.

Die schwer erkrankenden Tiere bilden hohe Antikörpertiter und sterben zu 100% an den Folgen i.d.R einer massiven Bauchfell-, Brustfellentzündung - die durch kein Medikament der Welt bisher zu therapieren ist.

Der Ablauf des schweren Verlaufs wird hauptsächlich durch eine Überreaktion des Körpers, i.S. einer überschießenden Immunantwort, hervorgerufen. Ein hoher Antikörpertiter ist hierbei sogar extrem kontraproduktiv. Es kommt zu einer antikörperabhängigen Verstärkung der Virusinfektion (antibody-dependent enhancement).

Die Impfstoffentwicklung war ein bis jetzt fast 20 jähriger Frustweg. "Normale" Impfstoffe, die zu einem hohen Antikörperspiegel im Impfling führen, waren verschlimmernd - da sie das ADE verstärkten.

Nur weil der weltweite "Markt" für einen wirksamen Impfstoff gegen diese verlustreiche Erkrankung der geliebten Haustiere vorhanden war, hat sich ein ganz großer um die weitere Entwicklung gekümmert.

Pfizer kam nach mehr als einem Jahrzehnt mit einer Vaccine auf den Markt, die auf attenuierten, lebenden Viren basiert. Diese können nur zwischen 28 und 31 ° sich in Körperzellen vermehren. Die Vaccine wird in die Nasenhöhle getropft; die Impfviren erzeugen dort lokal eine hohe Ausbildung von Antikörpern IGA auf den Schleimhautzellen - ohne die schädlichen IgGs im Blut zu induzieren.

Der Impfstoff wird gut vertragen, hat aber - je nach Studie - nur eine Wirksamkeit von 0 bis max. 75%.


Und NEIN - trotz einiger Analogien ist FIP kein Modell für Sars-Cov-2.

Es geht mir nur darum aufzuzeigen, wie ekelig Coronaviren in ihrer Antigenität, in ihrer Wirkung auf das Immunsystem sind und wie hoch komplex und dadurch wie langwierig die Entwicklung einer sicheren und wirksamen Vaccine sein kann...

Ich war sehr entspannt bei Vogel- und Schweinegrippe. Als sich die Nachrichten um Sars-Cov-2 mehrten, war ich es nicht.


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