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Menschen mit Depressionen werden immer noch im Stich gelassen (BVB)

Ravenga, In der Ruhr liegt die Kraft, Mittwoch, 04.12.2019, 19:49 (vor 1604 Tagen) @ Sven

Wie recht du doch hast! Ich erinnere mich damals an meine eigene Pubertät, so zwischen 13 und 16 Jahren, als ich unter massivem Mobbing zu leiden hatte, davon eine Zeit lang auch unter physischen Attacken meiner Mitschüler. Ich zog mich immer weiter zurück, wurde depressiv, bekam Essstörungen und verhielt mich in der Schule verschlossen bis apathisch, meine Noten brachen ein. Einzige Reaktion der Lehrer war damals mich auf dem Elternsprechtag niederzumachen und mir zu sagen, da müsse ich nun mal durch, aber wenn ich mich nicht endlich mündlich etwas anstrengen würde, müsse ich das Schuljahr wiederholen... wie zu erwarten hat der zusätzliche Druck dazu geführt, dass ich mich panisch davor geweigert habe zur Schule zu gehen. Es gab außerhalb der Schule exakt ein Hilfsangebot, nämlich ein paar Sozialarbeiter vom Jugendamt, zu denen ich dann auch ging und durch die es etwas besser wurde. Dennoch musste ich mich an meinen eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen, etwas, von dem ich heute keine Ahnung habe, wie ich das geschafft habe. Unterstützung habe ich in dieser Zeit nur von meiner Mutter erhalten, die wiederum von meiner Schule keinerlei Hilfsangebote zur Verfügung gestellt bekam, das musste sie sich alles selbst erarbeiten.

Und auch heute erlebe ich es wieder. Als Praxisanleiter im pädagogischen Bereich habe ich zur Zeit eine 20 jährige Auszubildende, die auch mit mentalen Problemen zu kämpfen hat. Sie hat auf jeden Fall das Zeug zur Pädagogin, aber sie ist noch sehr unsicher und ihr mangelt es auch einfach an Selbstvertrauen. Von ihrer Lehrerin bekam sie dann beim Lehrerbesuch vor den Latz geknallt: "Also mit diesem mentalen Zustand haben Sie in diesem Beruf absolut nichts verloren". In diesem Moment musste ich meine ganze berufliche Professionalität aufbringen um die Frau nicht hochkant rauszuschmeißen, dennoch habe ich einen sehr bösen, detaillierten Brief an die Schulleitung geschickt, weil man in dieser Art und Weise nicht mit Depressiven umgehen kann und die Lehrerin sich auch sehr uneinsichtig zeigte. Die Lehrerin unterrichtet übrigens das Fach, das zu einem Großteil gesellschaftliche Inklusion behandelt...

Dir und deiner Tochter wünsche ich von Herzen alles Gute für die Zukunft, weil ich weiß, wie sich die Scheiße anfühlt, aber auch weil ich weiß, wie bitter das alles für die Eltern ist.


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