Inside Borussia Dortmund (BVB)

Textmarker, Ort, Samstag, 14.09.2019, 12:37 (vor 1680 Tagen) @ markus93
bearbeitet von Textmarker, Samstag, 14.09.2019, 12:41

Man konnte es zwar schon aufgrund der Spielverläufe ahnen, dass es so ist wie es wohl tatsächlich ist.

Aber dieses "Geduld, Geduld, Geduld,...einfach immer unser geduldiges Spiel weiterspielen,...Geduld..." von Favre dann nochmal real zu hören, ist schon, nunja, schwer zu verdauen.

Dazu diese wirklich wenig autoritäre Art. Das erklärt so einige Marotten der Spieler, die sich im Laufe der Favre-Zeit immer mehr einschlichen.

Damit meine ich hauptsächlich das ab Mitte der Rückrunde immer häufiger auftretende und zuweilen wirklich verstörende Nicht-mehr-mit-zurück-arbeiten der kompletten Offensivreihe ab einem gewissen Zeitpunkt im Spiel. Dazu das völlige aus der taktischen Rolle Fallen von (dem vorher - auch defensiv - herausragenden) Hakimi, das schon viel früher einer entsprechenden Ansage/Maßnahme bedurft hätte. Ähnliches gilt im Falle Akanjis.

Dass diese Ansagen etc. nicht stattfanden, kann ich natürlich schwer belegen, aber der ganze Habitus von Favre legt es jedenfalls sehr nahe. Er wird diese Dinge zwar schon ansprechen. Aber wer selber mal mannschaftsmäßig unterwegs war, weiß, dass - fern ab der Mentalitätsmonster - eine besondere einwirkungsweise auf die entsprechenden Spieler notwendig ist. Im Business der Millionarios wohl noch einmal verstärkter. Da wird beim Trainer vom Schlage Favre von Spielerseite her mit einem "Ja, ja, Herr Trainer" vermeintlich akzeptierend und die Fehler einsehend genickt, aber beeindrucken wird es die Wenigsten (siehe die o.g. Marotten, die ja irgendwann wirklich chronisch waren).

Jetzt werden einige kommen und die sehr passablen Erfolge von Favre in der Vergangenheit anführen. Die bestreite ich auch gar nicht und erkenne an, dass Favre im Hinblick auf taktische Konzeption etc. wirklich in die obere Etage gehört. Aber man muss hier sehen, dass besonders für den Anspruch von ganz oben eine besondere ständige Gier in den Spielern geweckt werden muss.

Mit Hertha BSC und Mönchengladbach kann du dir zwischendurch Auftritte wie bei Union leisten und du erreichst mit 1,7 Punkten/Spiel trotzdem zum Saisonschluss ein phänomenales Ergebniss. Außerdem hast du Spieler, die noch nicht ganz oben angekommen sind und auch ohne besondere Trainermotivation per se von dieser Gier begleitet werden. Zudem gehst du da nie als haushoher Favorit in die Spiele.

Bei uns brauchst du aber mittlweile für das Erreichen der nunmehr auch offiziell verlautbarten Ziele einen 2,5-Punkte-Schnitt. Da muss die Gier immer vorhanden sein. Und insbesondere etwa bei Union Berlin ist da der Trainer gefordert. Das sind halte diese Spiele, die bei den meisten Spielern zumindest unterbewusst erstmal eine bedeutend lasziverere Herangehensweise hervorrufen als wenn es bspw. gegen Barca geht. Und genau in diesen Spielen versagen wir regelmäßig. Gegen Atletico oder Bayern (okok...0:5...) ist die Motivation Spielerimmanent.

Und um dem Argument der letzten Vorrunde vorwegzugreifen. Da war zugegegenermaßen eine erhebliche Portion Spielglück dabei. Und Sancho, Sancho, Sancho. Ohne ihn sähe es glaube ich derzeit sehr sehr übel aus. Um es in Guardiola-Deutsch zu sagen: Seit geraumer Zeit gilt bei uns: Sancho oder nix.

Dass Favre in den vergangenen Wochen - mal mehr, mal weniger verklausuliert - öffentlich die mittlweile vom ganzen Verein getragenen Zielsetzung in Frage stellt (in meinen Augen nicht hinnehmbar), passt zu seiner leicht mimosenhaften - und daher wahrscheinlich niemals zum ganz großen Wurf reichenden - Art.

Ich glaube, wir werden noch diese Saison einen anderen Trainer auf der Bank haben.