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Kurz für die Perspektive: (Spieltage)

Kris, Montag, 02.09.2019, 18:15 (vor 1670 Tagen) @ Phil

Ich bin natürlich nicht zufrieden, wenn wir so schlecht spielen, wie in Halbzeit 2 in Berlin. Aber irgendwo will ich, dass der Fußball so ist. Dass auch ein CL-Klub und Meisterschaftskandidat bei einem Aufsteiger verlieren kann. Und nicht alles einfach so durchgespielt werden kann und am Ende sowieso immer ein Erfolg steht und 80 Punkte plus die Normalität sind, wenn man Meister werden will.


Dem kann ich durchaus was abgewinnen. Am TV fand ich die Stimmung im Stadion toll, irgendwie ein wenig Pokal-Feeling. Ich freute mich auf Neven, und sogar als das 1:0 fiel, fand ich das nicht so schlimm.

Ich war allerdings davon überzeugt, dass wir das Ding nach Hause bringen. Im Nachhinein bin ich sehr enttäuscht, fast so sehr, wie gegen Ende der letzten Saison, als klar war, dass wir die Meisterschaft nicht gewinnen würden. Es liegt, wie schon vielfach genannt, an der Art und Weise, wie gespielt wurde. Und das ist jetzt zum X-ten Mal so.
Ich frage mich, wieso es einige unserer Jungs nicht schaffen, einmal in der Woche für ein paar Stunden fokussiert zu sein und alles andere auszublenden. Wir haben doch ein Superteam zusammen, da kann richtig was gehen!

Unter „kämpfen“ verstehe ich bei uns, das man all seine Skills einbringt und mannschaftsdienlich spielt, alles für den Erfolg, weil man ja ein Ziel hat. Bis zum Abpfiff alles auf den Platz bringen. Ich verstehe nicht, wie man sich so am Ring durch die Manege führen lassen konnte, es standen doch genügend erfahrene Spieler auf dem Platz. Einzelne Spieler hatten nicht ihren besten Tag, OK, aber die Mannschaft besteht aus 11 Spielern. Da muss einer für den anderen ran.

Ich hoffe, dass mein Gefühl mich trügt, dass es im Gebälk etwas knirscht. Ist jetzt reine Spekulation. Vielleicht hat es mit den Transfers zu tun. Evtl. bei Akanji, dass ihm Hummels als Abwehrchef vor die Nase gesetzt wurde, oder dass er nicht mehr im Mannschaftsrat ist. Oder dass andere Spieler nicht wechseln durften, obwohl sie es gerne getan hätten, oder bei anderen, dass sie sich einen neuen Verein suchen mussten. Oder weiß der Kuckuck. Vielleicht bringt auch die unsichere Situation der nicht verlängerten Verträge Unruhe herein. All das muss irgendwie moderiert werden. Von mir sind das nur Mutmaßungen, aber vielleicht ist was dran, dass man das letzte Spiel so grandios in den Sand gesetzt hat.

Des Trainers „Wir müssen geduldig spielen“ interpretiere ich so, dass man mit Bedacht und Übersicht agiert, dort das Tempo anzieht, wo es sinnvoll ist, mit Passgenauigkeit und –schärfe die gegnerische Abwehr aufmischt, oder an anderer Stelle den Gegner mit Querpässen zu locken versucht. Ich kann daran nichts Verwerfliches finden.
Vogelwildes Draufgehen und lange Bälle nach vorne hauen, ein sich bedingungsloses Müdelaufen brauchen wir bei der Qualität unserer Mannschaft nicht. Was aber nicht heißt, dass man in Überheblichkeit verfallen soll.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Favre ihnen sagt, sie sollen sich einfallslos und unkonzentriert an der Mittellinie die Bälle hin- und herschieben, um schließlich doch in einen Konter zulaufen. Es ist eine Frage des Mutes und Abwägens, wenn bei enger Deckung der Pass gespielt wird. Dafür muss man sich bewegen und konzentriert bei der Sache sein. Vor allem sollte jeder Spieler in der Lage sein, die meisten Pässe an den eigenen Mann zu bringen und zumindest mal beim Torabschluss in Richtung des Kastens zu zielen. Wer einen Ball verliert, muss hinterher. Man muss Druck aufbauen, den Gegner hinten rein drängen und Fehler ausnutzen. Das können die Jungs doch.

Ich als Couch-Potatoe hab gut reden, ich weiß. Habe früher selbst einen Mannschaftssport betrieben und weiß, wie fragil so ein Gebilde manchmal sein kann.
Es wäre schön, wenn sich dieses erlebte Frustspiel als nachhaltiger Wachrüttler für die Zukunft erweist. Allein, mir fehlt im Moment etwas der Glaube.


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