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Goodbye Hannes Wolf (Spieltage)

Scarc, Sonntag, 12.05.2019, 22:58 (vor 1804 Tagen) @ Will Kane

Es ist so gekommen, wie viele gemutmaßt haben, sogar noch schneller als gedacht. Hannes Wolf hat es tatsächlich geschafft, den sicheren Aufstieg noch zu vermasseln und was wird nun aus ihm?
Bisher konnte er den Hype um seine Person nicht gerecht werden und Hamburg ist wie Schalke, da kann man nur verlieren.


Wenn man sich die Hamburger Mannschaft einmal anschaut, muss man feststellen, dass sie einfach schlecht zusammengestellt wurde - teilweise auch aufrund der Altlasten. Dazu das unruhige Umfeld und die schlechte Vereinsführung.


Damit hatte sich sein direkter Vorgänger Titz auch auseinanderzusetzen. Dieser hatte es nach seiner Berufung zum Chefcoach fast noch geschafft, den HSV noch in der Liga zu halten bzw. den Relegationsplatz zu erreichen. Dabei wählte er im Gegensatz zu seinem Vorgänger Hollerbach den Ansatz eines ‚Positivfußballs‘. Offensiv und spielerisch-taktisch ausgerichtet.

In der 2. Bundesliga war der in Teilen geänderte Kader mit dieser Spielweise partiell überfordert. Was zu der ein oder anderen sehr hohen (Heim-)Niederlage führte. Die instabile Mannschaft setzte die Trainervorgaben nur noch bedingt um und spielte übervorsichtig. Inwieweit sich hier im weiteren Saisonverlauf eine positive Entwicklung ergeben hätte oder nicht, bleibt Spekulation. Die Clubverantwortlichen sahen sich jedenfalls veranlasst, Titz zu entlassen und durch Wolf zu ersetzen. Dabei spielte auch clubinterne Politik eine Rolle.


Hannes Wolf hat die Mannschaft auf Platz 5 übernommen, auf Platz 1 geführt, war dann vom 12. bis 22. Spieltag Erster und bis zum 30. Spieltag Zweiter.


Der HSV rangierte im Oktober zum Zeitpunkt der Demission von Titz in der Tat auf Rang 5. Allerdings lag er nur 2 Punkte hinter dem Spitzenreiter Köln. Der EffZeh spielte im übrigen auch alles andere als eine stabile Saison. Den HSV bei nur 2 Punkten Rückstand auf Rang 1 zu führen war kein Hexenwerk. Interessant ist dabei, welchen fußballerischen Ansatz Wolf dabei gewählt hat. Er ließ die Mannschaft von der Ausrichtung her verhaltener und defensiv kompakter spielen. Eine wirkliche Offensividee war nicht zu erkennen; Wolf setzte auf die Durchsetzungsstärke von Lasogga im Sturmzentrum ohne besondere spielerisch-taktische Ideen. Dies half, dass sich die Mannschaft keine ‚Klatsche‘ mehr einfing und die Spiele, die vorher 0:0 endeten, mit 1:0 oder ähnlich knapp gewonnen wurden. Oft genug kurz vor Schluss dank der ‚Lebensversicherung‘ Lasogga. Eine fußballerische Weiterentwicklung fand nicht statt.


Ab dem 26. Spieltag sind sie in einer Negativspirale, aus der er die Mannschaft nicht mehr holen konnte. Das ist beim HSV auch nicht zum ersten Mal passiert. Und das liegt eben auch an der Vereinsführung und dem Umfeld.


Man kann es auch so sehen: Die Mannschaft hatte vorher viele Spiele mit viel Glück gewonnen. Dieses Spielglück hält in den seltensten Fällen eine ganze Saison. Zumal wenn man auf Gegner trifft, die im Gegensatz zum HSV spielerisch-taktisch überlegen sind, auch weil sie sich im Saisonverlauf entsprechend weiterentwickelt haben. Wenn mit Aron Hunt dann auch noch ein routinierter Vertreter des technisch-kreativen Fußballs ausfällt, kann man nicht mehr alles durch individuelle Überlegenheit kompensieren.


Deshalb ist er jetzt nicht per se ein schlechter Trainer.


‚Gut‘ und ‚Schlecht‘ sind sehr unpräzise und eher subjektiv-wertende Attribute. Persönlich bin ich der Überzeugung, dass jeder Trainer bestimmte Qualifikationen mitbringt, die ihn für bestimmte Mannschaften geeignet machen. Nicht von ungefähr gibt es Coaches, die z.B. mit Auswahlmannschaften erfolgreich arbeiten, als Clubtrainer aber keinen Erfolg haben (und vice versa). Oder im Nachwuchsbereich oder im Amateursektor ihre Stärken besitzen, etc.. Es kommt halt immer darauf an, zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle zu sein.

Wolf hat im Nachwuchsbereich nachweislich erfolgreich gearbeitet. Im Profibereich ist ihm bislang nicht der Nachweis gelungen, eine Mannschaft fußballerisch weiterzuentwickeln. Mit dem VfB ist er zwar aufgestiegen (was mit diesem Kader quasi ‚Pflicht‘ war), konnte die Mannschaft in der Bundesliga dann aber nicht stabilisieren. Sein Nachfolger hingegen konnte dank einiger taktischer Umstellungen mit derselben Mannschaft fast noch die EL erreichen. Dass dieser dann das nächste ‚VfB-Traineropfer‘ wurde, passt zu diesem Club wie zum HSV.

Aber Wolf ist nicht gezwungen worden, bei diesen Clubs anzuheuern. Es ist nicht auszuschließen, dass eine kontinuierliche Weiterentwicklung als Trainer, sei es über Stationen als Co-Trainer oder bei gut geführten unterklassigen Teams als Chefcoach, der für Wolf geeignetere Weg gewesen wäre. Nicht jeder reüssiert beim direkten Übergang vom Nachwuchsbereich in den Profisektor so wie Nagelsmann oder Tuchel. Klopp hat auch jahrelang als Trainer in der zweiten Liga verbracht und bei absoluter Rückendeckung durch die Clubverantwortlichen wertvolle Erfahrungen gerade auch im Scheitern sammeln können. Wobei Tuchel und Nagelsmann wie Klopp bei ihren ‚eigenen‘ Clubs zum Cheftrainer aufgestiegen sind.


Es gehört aber zur Tradition beim HSV, dass die Schuld nur beim Trainer gesucht wird - darum geht es bei dem Verein auch stetig Berg ab.


Es gibt mehrere Faktoren, die zum Scheitern des direkten Wiederaufstiegs geführt haben. Ganz ohne Verantwortung ist der Trainer dabei aber keineswegs.

Das ist der beste Beitrag, den ich seit langem gelesen habe; einschließlich der Klassenarbeiten zum Thema Argumentieren, die ich heute korrigiert habe.

Es klingt sehr nachvollziehbar und ich bin nicht derart in der Materie drin, dass ich dazu noch etwas anbringen könnte.


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