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Problem der Bayern (Fußball allgemein)

Will Kane, Saarbrücken, Samstag, 10.11.2018, 13:18 (vor 1993 Tagen) @ prosakind

Man liest Vergleichbares hier ja in letzter Zeit öfter. So gerne ich die Schlussfolgerungen teilen würde, ...Der absolute Notfallplan, einmal nahezu die gesamte Mannschaft durch Spieler auf internationalem Niveau auszutauschen, dürfte sich gegenwärtig nicht umsetzen lassen.

Gegenwärtig nicht. Aber über einen Zeitraum von ein bis drei Jahren von dieser Saison ausgehend schon. Und das ist genau der Zeitrahmen, den der Uli jüngst für seinen Rückzug aus der Verantwortung bei Bayern angegeben hat. Bis dahin will er soviel Geld wie möglich angesammelt haben, um dies dann seinem Nachfolger zur entsprechenden Verwendung zu überlassen. Wie immer diese Verwendung dann aussähe.

Ich halte das nicht für leeres Geschwätz. Der Uli ist in seinem ganzen wirtschaftlichen Denken und Handeln immer ein typischer deutscher Mittelständler gewesen. Das mag auch seiner Herkunft geschuldet sein. Er war immer das beim FCB, was die Franzosen als ‚Le Patron‘ bezeichnen.
Der Typ ‚Konzernmanager‘ war er nie und wird er auch auf seine alten Tage nicht mehr werden. Was ich persönlich gut finde.


Aber: haben die Bayern das jemals gemacht? Wollten sie das jemals machen? Oder auch: ist das wirklich notwendig? Ich bin da etwas unsicher.

Nein, sie haben es nie gemacht. Nein, Sie wollten es auch nie machen. Zumindest Hoeneß, um das aus voller Überzeugung. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass dies nicht wirklich notwendig ist.


Ähnlich wie Du sehe ich aber auch, dass das gegenwärtige Bayern-Problem aus einem "verschlafenen" Umbruch resultiert. Dies aber weniger aus Geldknappheit, als aufgrund falsch verstandener Loyalität zu verdienten Spielern, mangelnden Gelegenheiten auf "europäische" Schnäppchen und in der falschen Erwartungshaltung an Entwicklungspotential getätigter innerdeutscher Transfers.

Das kann man sicherlich so sehen. Der entscheidende Fehler der Bayern war es nach meiner Ansicht, den Fortgang Pep Guardiolas nicht zu einer klaren Zäsur zu nutzen. Stattdessen wurde Carlo Ancelotti als Nachfolger für Pep verpflichtet in der Hoffnung, er würde den Kader für die nächste Zeit irgendwie moderieren, sodass man das bestehende Niveau halten könne. Änderungen im Kader sollten moderat und sukzessive erfolgen. Nun hat sich der Eeg, mit Ancelotti einen Weg des ‚irgendwie weiter so‘ einzuschlagen, als nicht der glücklichste Weg erwiesen. Man kan;Carlo dabei nicht vorwerfen, er habe es nicht mit jüngeren Spielern versucht. Im Gegenteil, einige Alstars fürchteten um ihre Pfründe und opponierten. Nicht der einzige, aber einer der Gründe, warum es nicht funktioniert hat mit Carlo.

Ich bin davon überzeugt, wenn Bayern mit einem jungen, innovativen Trainer damals den Umbruch eingeleitet und durchgezogen hätte, würde sich Bayern heute in einer gänzlich anderen Situation befinden.


Nehmen wir mal die Jahre seit dem vorletzten Champions-League-Titel der Bayern 2001. Wann haben die Bayern den wirklich einmal euroäpäische Spitzenspieler gekauft? Also solche, die auch ein Großteil der anderen Top10 Vereine Europas wirklich gern gehabt hätte? Und wieviele kamen davon aus dem Ausland?
Jetzt ohne wirklich nachzuschlagen, fallen mir an innerdeutschen Transfers Ballack, Kahn, Götze, Lewandowski ein (mit Abstrichen noch der junge Mario Gomez), die auch woanders mit Kußhand genommen worden wären (und bei innerdeutschen Transfers haben die Bayern ja noch wirkliche Argumente: Sprache und Ligaverbleib, "nächste Schritt"-Argumentation etc.).
Und international: Ribery, (edit: Thiago) Und dann? Luca Toni (vielleicht, aber der war womöglich in seiner Spielweise auch schon zu beschränkt). Arjen Robben wurde bei Real Madrid nicht zuletzt verletzungsbedingt aussortiert, Tolisso und Martinez (edit: Makaay) galten als vielversprechend, aber wären die schon bereits gewesen für Real, Barca...?

Neuer gehört auf jeden Fall noch zu den Transfers junger deutscher Spieler von anderen Bundesligaclubs, die wohl auch bei anderen Topclubs gerne genommen worden wären. Lucio war zwar Brasilianer, aber wechselte auch innerhalb der Bundesliga.

Bei Ribéry hatten die Bayern die richtige Nase. Den wollten andere Topclubs nämlich nicht, weil er nicht unbedingt als ‚pflegeleichtt‘ galt und auch ein wenig limitiert als Stürmer. Und der Transfer von Robben war ebenfalls ein -wenn auch risikoreicher- Glücksgriff. Robben wollte eigentlich nicht zu den Bayernn, hatte aber im Prinzip keine große Alternative. Bayern wollte ihn schon, bevor er zu Real ging, hatte aber damals keine Chance.

Was ich damit sagen will: m.E. haben die Bayern nie die wirklich ganz großen internationalen Spieler gekauft. Die haben entweder die Ausbildungsstätten Leverkusen, Bremen, Gelsenkirchen, Dortmund, Hoffenheim geplündert, mal hin- und wieder einen aussortierten und angeschlagenen 1a Spieler gekauft oder vielversprechende 1b-Spieler. Und diejenigen sollten sie auch heute noch bekommen (für etwas mehr Geld) und - Punkt 2 Deiner Argumentation - sollten auch intern vermittelbar sein. Costa, Süle, Goretzka, Coman, James - das sind doch alles Spieler, die in den letzten Jahren nicht als unter der Würde empfunden wurden.

Eines sollte man ergänzen: Die Spieler aus dem eigenen Nachwuchs. Ohne Schweinsteiger, Lahm, Müller, Alaba und zeitweilig auch Badstuber wären die Erfolge der Bayern in den letzten 10 Jahren mMn nicht möglich gewesen. Sieht man einmal von Lahm ab, der ein absoluter Weltklassefußballer war, hätten die anderen genannten Spieler wahrscheinlich entweder auf anderen Positionen auf dem Spielfeld nie den ganz großen Durchbruch geschafft und wären vielleicht verkauft worden (Schweinsteiger, Alaba), oder wären nie in die Stammelf gekommen (Müller, Badstuber), wenn van Gaal als Trainer nicht auf sie (z.T. gegen den Willen der Clubführung) gesetzt hätte.

Hoeneß hat ja erkannt, dass wieder mehr Spieler aus dem eigenen Nachwuchs den Weg in den Profikader finden müssen. Von heute auf morgen geht das jedoch nicht. Es gehört zudem auch ein Trauner dazu, der dem Nachwuchs eine Chance gibt.

Ebenso wären - um mal den Vergleich zu uns zu ziehen - Diallo und Akanji vermittelbar gewesen (nicht als IV 1 und 2 wie bei uns, aber mit Vorlauf als IV 3.). Ein Witsel wäre einer für Bayern gewesen (Kategorie Robben/James), in der Bundesliga sind immer noch Havertz, Brandt, Bailey, Pulisic ... Kandidaten für die Bayern. Das Regal mag etwas niedriger werden, als das Selbstverständnis seit der Guardiola-Verpflichtung ist (das war ja der einzige wirkliche laute Transferknall der letzten 20 Jahre). Aber de facto waren die Bayern nie wirklich im obersten Regal unterwegs. Was sie brauchen, ist ein wirklicher Plan und ein, zwei, drei Jahre Zeit. Dann lässt sich das auch mit Bayerns Geld problemlos umsetzen. Die Spieler, die der frühe Klopp nach Liverpool geholt hat, wären auch alle für Bayern finanzierbar gewesen. Und damit kommt man dann ins CL-Finale.

Ich bekomme so einiges mit, was sich auf dem französischen Transfermarkt so tut. Wir und andere profitieren davon, dass das französische Nachwuchsfördersystem sehr viele junge Talente ausstößt. Und auch die Bayernrn sind hier aktiv. Natürlich muss man da mittlerweile auch tiefer in die Tasche greifen, aber vielversprechende Talente, die mit Anfang 20 aber bereits ein hohes Wettbewerbsniveau haben, sind in der Regel immer noch wesentlich günstiger als Spieler Mitte 20, die sich auf einem internationalen Topniveau befinden.


Das eigentliche Problem erscheint also eher, dass Bayern eben einen solchen Neuaufstellungsplan in den letzten zwanzig Jahren nicht gebraucht haben... .... Am Geld wird es nicht scheitern. Wenn die es klug anstellen, wird es nur für uns schwieriger, die Spieler zu holen, die jetzt noch zu uns kommen.

Wir müssen diese Spieler holen, wenn sie noch etwas jünger sind. Siehe Zagadou, siehe Sancho. Diallo und Akanji sind in einem Alter, in dem zukünftig mMn der FCB für uns eine ernsthafte Konkurrenz werden wird. Das sehe ich wie Du.


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