schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
A- A+
schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
Startseite | FAQ | schwatzgelb.de unterstützen
Login | Registrieren

Problem der Bayern (Fußball allgemein)

prosakind, wäre-gerne-in-Graz, Samstag, 10.11.2018, 11:25 (vor 1992 Tagen) @ thospe
bearbeitet von prosakind, Samstag, 10.11.2018, 11:32

Man liest Vergleichbares hier ja in letzter Zeit öfter. So gerne ich die Schlussfolgerungen teilen würde, so denke ich aber, dass diesbezüglich doch viel Wunschdenken die Perspektive verzerrt. Was m.E. auch unstrittig ist: das vielbeschworene Festgeldkonto (egal ob der offizielle oder der inoffizielle schweizer Teil von ihm) hat durch die Inflation der Ablösesummen einiges an Wert verloren. Der absolute Notfallplan, einmal nahezu die gesamte Mannschaft durch Spieler auf internationalem Niveau auszutauschen, dürfte sich gegenwärtig nicht umsetzen lassen.

Aber: haben die Bayern das jemals gemacht? Wollten sie das jemals machen? Oder auch: ist das wirklich notwendig? Ich bin da etwas unsicher.

Ähnlich wie Du sehe ich aber auch, dass das gegenwärtige Bayern-Problem aus einem "verschlafenen" Umbruch resultiert. Dies aber weniger aus Geldknappheit, als aufgrund falsch verstandener Loyalität zu verdienten Spielern, mangelnden Gelegenheiten auf "europäische" Schnäppchen und in der falschen Erwartungshaltung an Entwicklungspotential getätigter innerdeutscher Transfers.

Nehmen wir mal die Jahre seit dem vorletzten Champions-League-Titel der Bayern 2001. Wann haben die Bayern den wirklich einmal euroäpäische Spitzenspieler gekauft? Also solche, die auch ein Großteil der anderen Top10 Vereine Europas wirklich gern gehabt hätte? Und wieviele kamen davon aus dem Ausland?
Jetzt ohne wirklich nachzuschlagen, fallen mir an innerdeutschen Transfers Ballack, Kahn, Götze, Lewandowski ein (mit Abstrichen noch der junge Mario Gomez), die auch woanders mit Kußhand genommen worden wären (und bei innerdeutschen Transfers haben die Bayern ja noch wirkliche Argumente: Sprache und Ligaverbleib, "nächste Schritt"-Argumentation etc.).
Und international: Ribery, (edit: Thiago) Und dann? Luca Toni (vielleicht, aber der war womöglich in seiner Spielweise auch schon zu beschränkt). Arjen Robben wurde bei Real Madrid nicht zuletzt verletzungsbedingt aussortiert, Tolisso und Martinez (edit: Makaay) galten als vielversprechend, aber wären die schon bereits gewesen für Real, Barca...?
Was ich damit sagen will: m.E. haben die Bayern nie die wirklich ganz großen internationalen Spieler gekauft. Die haben entweder die Ausbildungsstätten Leverkusen, Bremen, Gelsenkirchen, Dortmund, Hoffenheim geplündert, mal hin- und wieder einen aussortierten und angeschlagenen 1a Spieler gekauft oder vielversprechende 1b-Spieler. Und diejenigen sollten sie auch heute noch bekommen (für etwas mehr Geld) und - Punkt 2 Deiner Argumentation - sollten auch intern vermittelbar sein. Costa, Süle, Goretzka, Coman, James - das sind doch alles Spieler, die in den letzten Jahren nicht als unter der Würde empfunden wurden.

Ebenso wären - um mal den Vergleich zu uns zu ziehen - Diallo und Akanji vermittelbar gewesen (nicht als IV 1 und 2 wie bei uns, aber mit Vorlauf als IV 3.). Ein Witsel wäre einer für Bayern gewesen (Kategorie Robben/James), in der Bundesliga sind immer noch Havertz, Brandt, Bailey, Pulisic ... Kandidaten für die Bayern. Das Regal mag etwas niedriger werden, als das Selbstverständnis seit der Guardiola-Verpflichtung ist (das war ja der einzige wirkliche laute Transferknall der letzten 20 Jahre). Aber de facto waren die Bayern nie wirklich im obersten Regal unterwegs. Was sie brauchen, ist ein wirklicher Plan und ein, zwei, drei Jahre Zeit. Dann lässt sich das auch mit Bayerns Geld problemlos umsetzen. Die Spieler, die der frühe Klopp nach Liverpool geholt hat, wären auch alle für Bayern finanzierbar gewesen. Und damit kommt man dann ins CL-Finale.

Das eigentliche Problem erscheint also eher, dass Bayern eben einen solchen Neuaufstellungsplan in den letzten zwanzig Jahren nicht gebraucht haben und ich auch nicht sehe, wer vom handelnden Personal einen solchen entwickeln und gegen Widerstände umsetzen soll. Neu ist, dass sie diesmal ein bis zwei Jahre zu lange am absteigenden Kader festgehalten haben (und die zaghaften, zumeist ablösefreien Ergänzungsversuche nicht viel Linderung gebracht haben). Mit Verzögerung lässt sich das aber alles noch beheben. Am Geld wird es nicht scheitern. Wenn die es klug anstellen, wird es nur für uns schwieriger, die Spieler zu holen, die jetzt noch zu uns kommen.


Antworten auf diesen Eintrag:



gesamter Thread:


1232951 Einträge in 13676 Threads, 13773 registrierte Benutzer Forumszeit: 24.04.2024, 03:27
RSS Einträge  RSS Threads | Kontakt | Impressum | Nutzungsbedingungen | Datenschutzerklärung | Forumsregeln