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Welt - kroatische Nationalmannschaft und Nationalismus (Fußball allgemein)

Matse, Dienstag, 17.07.2018, 17:12 (vor 2111 Tagen) @ Alones
bearbeitet von Matse, Dienstag, 17.07.2018, 17:15

Übrigens auch noch etwas zur "sympathischen" kroatischen Präsidentin Grabar-Kitarovic: Die Frau ist Mitglied der HDZ-Partei.

Das ist nicht korrekt. Die Mitgliedschaft in der HDZ hat sie niedergelegt, da die kroatischen Staatsoberhäupter keiner Partei angehören dürfen.

Wer sich mit der Geschichte dieser Partei beschäftigt, wird auf Leute wie Franjo Tudjman stoßen, die mit ihren nationalistischen Fanatismus eine mehr als unglückliche Rolle (vorsichtig formuliert) im Jugoslawien-Krieg gespielt haben. Diese Partei steht ganz in der Tradition von Ustascha, Pavelic & Co. Zeitweise trat die Partei zwar etwas gemäßigter auf, aber mittlerweile liegt man wieder voll auf Linie mit Orban, Seehofer & Co. Wer dieser Frau zujubelt, würde sich bestimmen auch freuen, wenn da Alice Weidel steht und irgendwelche Fußballer knuddelt.

Die politischen Positionen von Grabar-Kitarović dürften sich deutlich von denen der genannten Herren und der Dame unterscheiden. Hierzu sei der englischsprachige Wikipedia-Artikel empfohlen, der ihre Position zu den Themen LGBT, Abtreibung und Klimawandel beschreibt, sowie ihre ablehnende Haltung zum Vorschlag, den Ustascha-Schlachtruf "Za dom spremni" in der kroatischen Armee zu nutzen.

Ansonsten:

Im kroatischen Selbstverständnis war der Krieg in den 90ern ein nationaler Befreiungskrieg. Dass sich mit diesem Verständnis nationalistische Tendenzen herausbilden liegt auf der Hand und ist ähnlich auch beispielsweise in Polen oder Ungarn (nach der Befreiung von der sowjetischen Fremdbestimmung) zu beobachten.

In dem Zusammenhang ist es auch wieder interessant, wie Kroaten im Ausland (vermutlich auch viele Menschen, die damals geflüchtet sind) abstimmen. Zu mehr als 62% wählten sie die HDZ, während es im Land selbst nur rd. 36% waren.

Kroatien also zu einem Land von Faschisten abzustempeln, ist mir persönlich zu kurz gegriffen, auch wenn die wunderbare Schwarzweiß-Sicht es einfach machen würde. Die Menschen in Kroatien haben zu Lebzeiten Erfahrungen mit Krieg und Vertreibung machen müssen. Der Nationalstolz dürfte da ein durchaus verbindendes und womöglich heilendes Element darstellen, da durch die Besinnung auf die Nation zumindest ein Grund für das Leid und die Entbehrungen ersichtlich ist. Die Grenze dürfte aber zumindest dann erreicht sein, wenn der Patriotismus zum Nationalismus wird. Zumindest in Teilen der Nationalmannschaft scheint die Abgrenzung aber sehr schwierig zu sein.


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