Ricola1
Ort
22.03.2022, 19:41
(vor 789 Tagen) @ ergo
bearbeitet von Ricola1, Dienstag, 22.03.2022, 19:46
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Hat er doch gesagt, warum. Weil wir medial auf die Fresse bekommen und zum Gespött werden. Unsere Verantwortlichen können das zum Glück besser einschätzen als die Fans und wissen genau, das der Kader nicht gut genug ist, um Meister zu werden. Das ist genau die gleiche Kacke wie "Wir brauchen Kämpfer", nein, brauchen wir nicht, wir brauchen Spieler, die Fußball spielen können.
Nochmal, was wäre der Unterschied zu jetzt? Wir bekommen medial auf die Fresse, sind das Gespött "BVB Running Gag", "Täglich grüßt das BVB-Tier"," Scheinriese" , ob dann noch "Wollten Meister werden, schaffen es aber nicht" hinzukommt, juckt doch dann auch niemanden mehr.
Ambitionierte Mannschaften geben ambitionierte Ziele aus, ob diese dann erreicht werden, steht auf einem anderen Blatt, aber mal aus der Deckung kommen hat noch niemanden geschadet.
Es wird auch niemand sagen, wir werden Meister, sondern wollen es werden, wollen um den Titel mitspielen, was dann nochmal ein kleiner feiner Unterschied ist und nicht arrogant wirkt.
Das unterstreiche ich. Ziel ist es - jetzt -, Meister zu werden ist eine andere Aussage als die, "wir werden Meister".
Dass es "medial" auf die Fresse gibt, wenn das misslingt, wird so sein. Aber der Anspruch eines BVB sollte es umgekehrt sein, sich nicht so sehr damit zu befassen, ob der DoPa oder Sport1 oder auch mal der "Spiegel" 1,2 Tage lang am Stammtisch quatschen oder schreiben. Es spielt keine Rolle, ob Leute wie Basler, Matthäus oder der Herr Fuß den Unterschied in den Aussagen nicht verstehen.
Der BVB kann nicht danach trachten, von Sport1 und Co. tagein, tagaus gelobt zu werden.
Mit einem entsprechenden Ziel aber könnte der BVB andere Gruppen adressieren. Zum einen Fans, die wissen wollen, warum sie noch in den Tempel pilgern oder viel Geld und Zeit für die nächste Fahrt nach Stuttgart verlieren sollten; zum anderen auch die Mannschaft selbst - und künftige Spieler.
Warum sollte Haaland bei einem Klub bleiben wollen, der ihm signalisiert, dass es noch nicht einmal ein Ziel ist, die Liga zu gewinnen? Warum sollte der nächste Haaland kommen, wenn der Klub seltsam ambitionslos agiert? Ja, er erhält Spielzeit. Die erhält er aber offenbar künftig in München auch, wenn die letzten Mohikaner dort nach und nach gehen. Der Anspruch des BVB kann derzeit nicht sein, Meister werden zu müssen. Das Ziel aber sollte man schon formulieren dürfen. Man kann es gerne einordnen - also meinethalben mit Prozentzahlen. Man blamiert sich auf keinen Fall, wenn man das "Ziel" verpasst, weil man den eigentlichen Erfolg (2. Platz) ohnehin sicher hat. Es ist eher unwürdig für den BVB, vorher abzuschenken. Die größten Erfolge (Europacup Pokalsieger, CL, DFB-Pokal 1989, Klopp-Titel) hat man sicher nicht als Favorit eingefahren.
Ok, warum sagen unsere verantwortlich nicht "Wir wollen Meister werden"
Die mediale Schelte wurde bereits erwähnt, ist aber nicht der Hauptgrund, sondern weil sie realistisch sind und wissen, das Bayern einen Umsatz von 611 Mios hat und wir nur 338 Mios, also was willst du damit aufrufen, geschweige denn angreifen?
Was haben die Ziele denn mit der Leistung zu tun? Glaubst du, die spielen besser oder schlechter aufgrund des Ziels? Zumal Haaland bleibt, wenn du ihm ein Vertrag mit 30 Mios Jahresgehalt vorlegst und btw wir haben vor kurzem schon mal vor der Saison die Meisterschaft ausgerufen und was hat es gebracht? Absolut gar nichts.
Was hat denn der Umsatz damit zu tun, ob man zum Beispiel 7 Spieltage vor Saisonende bei 6 Punkten Rückstand zum Ziel erklärt, man will noch Meister werden? Man kann ja dazu sagen, dass man die Chance bei nur 10 % sieht, 20 %, 25 % - kann ja jeder so einschätzen wie er will. Alles andere finde ich im Sport komisch.
Ziele haben sehr wohl etwas mit Leistung zu tun, das kenne ich jedenfalls aus meiner beruflichen Vita. Das funktioniert natürlich nicht mechanisch. Aber es gibt Leute, denen alles am Arsch vorbei geht und Leute, die nimmersatt sind - auch im nicht-sportlichen Berufsleben. Erst recht aber sicher im Sport. Es gibt Leute, die rennen und brennen (damit meine ich nicht nur Kimmich, Müller oder Lewandowski. Ich finde, auch Mats sieht man den Ehrgeiz an und hört das auch, wenn er allen anderen die Schuld gibt. Zeigt ja, dass er nicht besonders gut verlieren kann. Marco Reus dito, auch wenn er manchmal so unscheinbar wirkt; Jude sieht auch nicht so aus, als würde er sich über Platz 2 nur freuen). Und dann gibt es die Julian Brandts dieser Welt, den ich im übrigen sympathisch finde. Aber wenn den Brandts dieser Welt die Orientierung gegeben wird, dass der 2. Platz hier das Ziel ist, dann fehlt am Ende etwas. Und so spielt der auch oft - wie einige andere auch.
Flick hat jetzt beim DFB offenbar die WM (Titel) als Ziel ausgerufen. Jeder sieht, dass die eigentlich zu schlecht sind. Waren bei der EM um Längen schlechter als die Spitze und 3 Jahre zuvor ohnehin. Die haben keinen richtigen Mittelstürmer und Leute wie Ginter (und Rüdiger) für die Abwehr. Ich finde das Ziel honorig - auch wenn sie sicher nicht der Favorit sind und wahrscheinlich auch nicht den Titel holen werden. Die ganze Veranstaltung bekommt ein anderes Gesicht, wenn man so etwas ausruft.
Übrigens zu Haaland:
Wenn Haaland hier 30 Mio. bekäme, würde der dennoch nicht mehr bleiben wollen. Dessen bin ich mir ziemlich sicher. Die 30 Mio. sind für den und diese Art von Leuten die Randbedingung, die erfüllt sein muss. Ich werde die These nicht belegen können, weil der BVB (mit Recht) diese Summe nicht anbieten wird. Er bekommt aber genug Geld, um nicht sagen zu müssen, dass er "jedes Spiel" vom FC Bayern schaut, "sie sind ein fantastisches Team" - vor ungefähr einem Jahr. Dieser Spielertyp will offensichtlich gewinnen, gewinnen, gewinnen.
Das kann man alles ohnehin natürlich anders sehen. Wir diskutieren ja miteinander. Aber ich persönlich bin bis auf 1,2 Tage Enttäuschung nicht frustriert, wenn man am Ende diesen oder einen anderen Titel nicht holt. Es ist nur wenig erfreulich, 10 Monate vorher schon die Waffen zu strecken. Weil der BVB einfach viel zu stark und konstant stark geworden ist, als dass der Klub das nötig hätte.
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