3. Oktober. Da war doch was. (Sonstiges)
DieRoteKarteZahlIch, UK, Freitag, 03.10.2025, 21:03 (vor 63 Tagen)
Tag der deutschen Einheit!
In den Nachrichten werden Umfragen präsentiert. "Mehrheit ist mit der Wiedervereinigung zufrieden". Gut. Was seien die positiven Seiten? "Reisefreiheit / Wegfall der Mauer; Vereinigung zu gemeinsamen Volk; Demokratie / politische Freiheitsrechte". Schön.
Ich find es nicht anstößig, wenn jeder zunächst auf seine Situation schaut, und diese mit dem Nachbarn vergleicht. Sachsen-Anhalt hat noch einen langen Weg vor sich, wenn es dahin kommen möchte, wo Bayern bereits ist. Trifft auf Schleswig-Holstein im übrigen auch zu.
Bei den ganzen Vergleichen (die man Tagelang ausdiskutieren kann wenn man mag), sollte der Blick aber auf Europa nicht fehlen. Willy Brandt erkannte schon damals: Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört: Das gilt für Europa im Ganzen.
Hier ein Dank auch an Gorbatschow. Er soll Weizsäcker gegenüber geäußert haben (bzgl. seines angeblichen Zitats "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben"), es seien die Geschichte und das Leben, die die Dinge entscheiden. Wer darauf nicht achte und reagiere, sondern sich selbst zum Herrn der Entwicklung machen wolle, werde dafür bestraft. Seine Sätze behalten auch heute Gültigkeit wie ich finde.
Wir können durchaus Stolz sein, auf die Wiedervereinigung. Es gab der Welt von Asien bis Afrika Hoffnung. Führte zum Euro (auch aufgrund von Bedenken Frankreichs hinsichtlich eines erstarkten Deutschlands). Und zu Frieden in Europa. Es wäre schade, wenn wir uns irgendwann nicht mehr daran erinnern.
3. Oktober. Da war doch was.
RubberDuck77, Dortmund, Samstag, 04.10.2025, 10:17 (vor 62 Tagen) @ DieRoteKarteZahlIch
Ich war damals 12, als ich Mauer fiel und ich kann mich noch gut daran erinnern, da wir Verwandte in Ost-Berlin hatten. Ebenso kann ich mich noch daran erinnern, wie wir damals am Checkpoint-Charlie standen und auch wir haben damals ein Stück Mauer mitgenommen.
Ich finde, dass die ganzen Feierlichkeiten heutzutage einfach zu steif sind. Ist ja alles schön und gut, dass man wie gestern in Saarbrücken ne Feier abhält und auch Macron mit dabei ist, aber glaubt wirklich jemand, dass die junge Generation mit all dem irgendwas anfangen kann?
Ich bin ende 40, aber im Kopf noch jung. Ich bin der Meinung, dass man die jungen Leute mehr mit einbeziehen sollte, was man aber irgendwie nicht schafft. Da werden irgendwelche Orchester aufgespielt und das ganze drum herum wirkt derart langweilig und aufgesetzt, dass man sich das gar nicht angucken möchte. Ein bissl moderner und der Zeit entsprechend, damit auch die Jugend mehr damit anfangen kann.
Wenn ich Berichte lese, wo Passanten in Berlin gefragt werden und sie antworten, dass man quasi gar nichts davon mitbekommt und viel zu wenig getan wird, fasse ich mir an den Kopf. In der Hauptstadt!!
Mag ja sein, dass es gestern in Saarbrücken schön war und ich finde das ja auch gut, aber alles in allem wirkt es jedes Jahr so, als wäre der Stock im ##### jedes Jahr tiefer, sorry. Man muss sich nicht wundern, wenn die Jugend heutzutage mit all dem nichts anfangen kann, denn man nimmt sie nicht mit. Wir brauchen hier kein 4. Juli wie in bei den Amis, aber ein einschläferndes Orchester, wo man nur noch mit den Augen rollen kann, brauchen wir auch nicht. Nur nen bissl modern, der Zeit angepasst. Ein kleines bissl nur weniger den Stock drinnen haben wäre schon schön.
3. Oktober. Da war doch was.
markus, Samstag, 04.10.2025, 11:40 (vor 62 Tagen) @ RubberDuck77
Ich war damals 12, als ich Mauer fiel und ich kann mich noch gut daran erinnern, da wir Verwandte in Ost-Berlin hatten. Ebenso kann ich mich noch daran erinnern, wie wir damals am Checkpoint-Charlie standen und auch wir haben damals ein Stück Mauer mitgenommen.
Ich finde, dass die ganzen Feierlichkeiten heutzutage einfach zu steif sind. Ist ja alles schön und gut, dass man wie gestern in Saarbrücken ne Feier abhält und auch Macron mit dabei ist, aber glaubt wirklich jemand, dass die junge Generation mit all dem irgendwas anfangen kann?
Ich bin ende 40, aber im Kopf noch jung. Ich bin der Meinung, dass man die jungen Leute mehr mit einbeziehen sollte, was man aber irgendwie nicht schafft. Da werden irgendwelche Orchester aufgespielt und das ganze drum herum wirkt derart langweilig und aufgesetzt, dass man sich das gar nicht angucken möchte. Ein bissl moderner und der Zeit entsprechend, damit auch die Jugend mehr damit anfangen kann.
Wenn ich Berichte lese, wo Passanten in Berlin gefragt werden und sie antworten, dass man quasi gar nichts davon mitbekommt und viel zu wenig getan wird, fasse ich mir an den Kopf. In der Hauptstadt!!
Mag ja sein, dass es gestern in Saarbrücken schön war und ich finde das ja auch gut, aber alles in allem wirkt es jedes Jahr so, als wäre der Stock im ##### jedes Jahr tiefer, sorry. Man muss sich nicht wundern, wenn die Jugend heutzutage mit all dem nichts anfangen kann, denn man nimmt sie nicht mit. Wir brauchen hier kein 4. Juli wie in bei den Amis, aber ein einschläferndes Orchester, wo man nur noch mit den Augen rollen kann, brauchen wir auch nicht. Nur nen bissl modern, der Zeit angepasst. Ein kleines bissl nur weniger den Stock drinnen haben wäre schon schön.
Nichts für ungut, aber dass sich junge Leute dafür weniger interessieren, liegt auch daran, dass das alles vor ihrer Zeit war. Das kann man nicht vergleichen mit über 40-Jährigen, die das alles miterlebt haben.
3. Oktober. Da war doch was.
Braumeister, BaWü, Samstag, 04.10.2025, 12:40 (vor 62 Tagen) @ markus
Viele andere Länder - vermutlich fast jedes - bekommt es hin 1x im Jahr sich selbst zu feiern. Feuerwerk in vielen Städten. Große Bühnen. Einfach ein richtiger Feiertag.
Gerade um eine gemeinsame Identität zu stiften und damit Integration zu fördern, würde uns das meiner Meinung nach gut tun.
3. Oktober. Da war doch was.
Garum, Bornum am Harz, Samstag, 04.10.2025, 10:46 (vor 62 Tagen) @ RubberDuck77
Ich war damals 12, als ich Mauer fiel und ich kann mich noch gut daran erinnern, da wir Verwandte in Ost-Berlin hatten. Ebenso kann ich mich noch daran erinnern, wie wir damals am Checkpoint-Charlie standen und auch wir haben damals ein Stück Mauer mitgenommen.
Ich finde, dass die ganzen Feierlichkeiten heutzutage einfach zu steif sind. Ist ja alles schön und gut, dass man wie gestern in Saarbrücken ne Feier abhält und auch Macron mit dabei ist, aber glaubt wirklich jemand, dass die junge Generation mit all dem irgendwas anfangen kann?
Ich bin ende 40, aber im Kopf noch jung. Ich bin der Meinung, dass man die jungen Leute mehr mit einbeziehen sollte, was man aber irgendwie nicht schafft. Da werden irgendwelche Orchester aufgespielt und das ganze drum herum wirkt derart langweilig und aufgesetzt, dass man sich das gar nicht angucken möchte. Ein bissl moderner und der Zeit entsprechend, damit auch die Jugend mehr damit anfangen kann.
Wenn ich Berichte lese, wo Passanten in Berlin gefragt werden und sie antworten, dass man quasi gar nichts davon mitbekommt und viel zu wenig getan wird, fasse ich mir an den Kopf. In der Hauptstadt!!
Mag ja sein, dass es gestern in Saarbrücken schön war und ich finde das ja auch gut, aber alles in allem wirkt es jedes Jahr so, als wäre der Stock im ##### jedes Jahr tiefer, sorry. Man muss sich nicht wundern, wenn die Jugend heutzutage mit all dem nichts anfangen kann, denn man nimmt sie nicht mit. Wir brauchen hier kein 4. Juli wie in bei den Amis, aber ein einschläferndes Orchester, wo man nur noch mit den Augen rollen kann, brauchen wir auch nicht. Nur nen bissl modern, der Zeit angepasst. Ein kleines bissl nur weniger den Stock drinnen haben wäre schon schön.
Bei uns müssen solche Feierzage "tragend" sein. Ich gebe Dir aber vollkommen recht, mehr
Zukunft weniger Vergangenheit.
3. Oktober. Da war doch was.
mrg, Dortmund, Samstag, 04.10.2025, 09:14 (vor 62 Tagen) @ DieRoteKarteZahlIch
Vielleicht will man garnicht dahin wo Bayern ist?
3. Oktober. Da war doch was.
Parotta, Siegen, Freitag, 03.10.2025, 23:26 (vor 63 Tagen) @ DieRoteKarteZahlIch
Ohne die Einheit hätte ich meine Frau nie kennengelernt und unsere wunderbaren Kinder gäbe es nicht. Für uns ist der 3. Oktober ein großer Feiertag.
Bleibt zu hoffen, dass die Spaltung zwischen Ost und West nicht voran schreitet, sondern sich langfristig auflöst.
3. Oktober. Da war doch was.
Dennis-77, Samstag, 04.10.2025, 06:40 (vor 62 Tagen) @ Parotta
bearbeitet von Dennis-77, Samstag, 04.10.2025, 06:46
Also 35Jahre ist jetzt nicht gerade kurzfristig. Da ist keine „Spaltung“, sondern Alles in Allem Einheit. Wir sind und waren immer eins. Hier und da Kontroverse gibt und gab es auch im Rest der Republik und in jedem anderen Land - normal.
Der Tag der Deutschen Einheit aus Sicht eines Ossis :-)
Pa1n, Freitag, 03.10.2025, 23:02 (vor 63 Tagen) @ DieRoteKarteZahlIch
Für mich ist Der Tag der Deutschen Einheit der wichtigste in Deutschland.
Die Deutsche Einheit hat mir Chancen eröffnet, die ich in der DDR nie gehabt hätte. Ich durfte aufs Gymnasium und sogar studieren (und arbeite jetzt in einem Bereich, der nix mit dem Studium zu tun hatte - egal. Ich kann trotzdem einige Skills aus dem Studium mit in mein Arbeitsleben einfließen lassen (Programmierung von Excel Makros zB)).
Die (westliche) Welt ist nicht in Plauen oder in Helmstedt zu Ende, ich kann überall hin wo ich will, auch wenn ich persönlich ferne Urlaubsreisen nicht brauche. Aber allein diese Freiheit zu haben, ist keine Selbstverständlichkeit.
Apropos Reisen...
Ich war für meinen aktuellen Arbeitgeber fast 3 Jahre durchgängig auf Dienstreisen - teilweise auch beim "Klassenfeind" in Hof oder Kaiserslautern. Ich habe da viele nette Menschen und Kolleg*innen von anderen Standorten des AG kennengelernt, ein paar von ihnen wurden Freunde und wir haben noch heute engen Kontakt.
Ich darf frei meine Meinung äußern, ohne Angst haben zu müssen, dass ich dadurch private oder berufliche Nachteile zu befürchten habe, weil jeder potentielle Nachbar oder Kollege mich beim Ministerium für Staatssicherheit verpfeifen könnte.
(Außer meine Meinung bzw. die Art in der ich sie äußerte, wäre so scheiße, dass es dann strafrechtlich relevant würde - aber dann bin ich selbst Schuld. Trotzdem dürfte ich überall frei äußern, dass der aktuelle Kanzler die wohl größte Flitzpiepe ist, den die Union hervorzaubern könnte - wenn ich es wöllte.)
Und diese Meinungen kann ich sogar online äußern, mich mit komplett Fremden debattieren oder streiten, so wie in diesem Forum hier. Hier oder auf anderen Plattformen wie Social Media gehe ich auch nicht unbedingt mit den Meinungen von einigen d'accord - und viele eben auch nicht mit meinen. Dann widerspricht man sich. Das ist ok, muss man aushalten. Meinungsfreiheit bedeutet nicht gleichzeitig auch Widerspruchsfreiheit.
Nun kommt aber leider ein großes Aber - nicht mal unbedingt mich persönlich betreffend.
Im näheren Umfeld wie z.B. Kolleg*innen oder selbst im familiären Umfeld sehen das nicht alle so wie ich. Gerade bei den Älteren gibt es eine romantische Verklärung der DDR, damals ging es allen gut (oder zumindest ihnen selbst) und man hatte keine Angst vor dem, was morgen kommt. Dass es ihnen persönlich besser ging, war sicher auch so - aber ging es tatsächlich ALLEN besser, so wie sie es suggerieren? Wohl eher nicht. Selbst in der eigenen Familie ist das so.
Mein Onkel ist recht AfD-nahe, war gelernter Schlosser, sein Betrieb schloss mit der Wende und er konnte nie wieder in seinem gelernten Beruf arbeiten. Aber da er im Bergbau war, hat er eine mehr als üppige Rente und schimpft trotzdem bei jeder Gelegenheit auf den Drecksstaat und grundsätzlich ist alles, was schiefläuft, erstmal schuld der Grünen..
Mein Vater hingegen wollte gern studieren, Ing-Wissenschaften. Die Partei ließ ihn nicht, weil er nicht zu 100% auf Linie war, er musste Klempner lernen. Auch er hat nach der Wende kaum noch in seinem gelernten Beruf gearbeitet, hat sich stattdessen von schlechtbezahlten Job zum nächsten schlechtbezahlten Job gehangelt - und trotzdem versucht, mir alles zu ermöglichen u.a. das Gymnasium. In Kaufnahme eigener Opfer. Seine Rente ist weit unter der Armutsgrenze - aber er meckert nicht über den (aktuellen) Staat und wählt tatsächlich progressiv.
Ich hoffe sehr, dass ich und wir alle beim 50, Jahrestag der Einheit dann endlich wieder mehr ein Volk sind - egal welcher Herkunft; sei es Ossi, Wessi, Pole, Türke, Russe, Ukrainer, Syrer, Afghane.
Noch habe ich die Hoffnung auf ein geeintes und buntes* Deutschland nicht aufgegeben.
*mit Ausnahme von den Blau(Braunen), die können sich gerne ihren Kreml-Freunden anschließen.
Der Tag der Deutschen Einheit aus Sicht eines Ossis :-)
Foreveralone, Dortmund, Samstag, 04.10.2025, 08:35 (vor 62 Tagen) @ Pa1n
Ich hoffe sehr, dass ich und wir alle beim 50, Jahrestag der Einheit dann endlich wieder mehr ein Volk sind - egal welcher Herkunft; sei es Ossi, Wessi, Pole, Türke, Russe, Ukrainer, Syrer, Afghane.
Wünsche ich mir auch, aber eines welches dann gleichzeitig erkennt, dass sie quasi im selben Boor sitzen und mal anfangen nach oben statt nach links, rechts oder ganz nach unten zu treten.
Manche wünschen sich einfach wohl nur ein geeintes, buntes Deutschland/Europa/Welt welches brav weiter den Reichtum von vor allem ein paar Wenigen begünstigt. Hauptsache Ruhe im Karton.
Der Tag der Deutschen Einheit aus Sicht eines Ossis :-)
markus, Samstag, 04.10.2025, 08:02 (vor 62 Tagen) @ Pa1n
bearbeitet von markus, Samstag, 04.10.2025, 08:09
Danke für die Einblicke. Dieses „Früher war alles besser“ steckt in vielen Köpfen – auch bei Wessis. Darüber hatte ich hier neulich eine Diskussion, als einige tatsächlich meinten, im Jahr 2005 sei das Leben besser gewesen als heute. Die gleichen Stimmen gab es natürlich auch schon 2005: Damals war angeblich 1985 alles besser, als die Kugel Eis nur 50 Pfennig kostete und unsere Eltern noch ein Haus finanzieren konnten. Und noch besser war natürlich 1965, als die Frau noch nicht arbeiten musste, das Einkommen des Mannes ausreichte und Kinder in der Schule geschlagen wurden.
Blöd nur, dass es in Wirklichkeit eher so war: Die Frau durfte nicht arbeiten, Fleisch gab es nur einmal die Woche, und Immobilien waren preisbereinigt teurer als heute (bei deutlich höheren Zinsen).
Viele Menschen haben damit ein Problem, älter zu werden. Wenn die Glanzzeiten der eigenen Zwanziger vorbei sind und mit 40 der erste Lack langsam bröckelt, wird das schwer akzeptiert. Und sowieso ist natürlich alles schlecht, was die heutige Jugend macht: Zum Beispiel TikTok konsumieren. Da gucke ich lieber linear RTL, bleibe im Boomer&Millennial Web 1.0 Forum des Todes, warte auf die nächste Niederlage des BVB, damit ich den angestauten Frust rauslassen kann und fühle mich einfach allen überlegen.
Bei vielen Ossis habe ich den Eindruck, dass sie mit der Freiheit nicht so gut zurecht kommen. Früher hat alles die Regierung geregelt und es wurde einfach alles vorgegeben von „die da oben“. Wer selbst Entscheidungen treffen muss, muss Überlegungen anstellen. Das überfordert viele Menschen, die anders aufgewachsen sind.
Der Tag der Deutschen Einheit aus Sicht eines Ossis :-)
Mario Girotti, London, Freitag, 03.10.2025, 23:55 (vor 63 Tagen) @ Pa1n
Ich glaube dieses „früher war alles besser“ Thema ist kein reines Ostthema. Da kenne ich etliche aus dem „Westen“ die da auch immer drüber jammern.
Ich zitiere da immer gerne Rainald Grebe. Hier zitiere ich es nicht, sondern verweise auf Spotify. In seinem Album „Das Abschiedskonzert (Live)“ müsst ihr mal den Track „So gut wie heute geht‘s uns nie mehr“ hören. Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen.
Sehr schön :)
Dietmarson, Samstag, 04.10.2025, 00:04 (vor 63 Tagen) @ Mario Girotti
ich versuche mich oft in ähnlicher Denkweise (gerade das schnelle Großwerden der eigenen Kinder betreffend oder das eigene Älterwerden) und stelle mir vor, dass es sehr wahrscheinlich sein wird, dass ich in eine paar Jahren Fotos betrachte und Dinge denke, wie: Ach, wie gerne wäre ich nochmal 40, wie schön wäre es, wenn die Kinder nochmal 14 sind etc. Und dann denke ich, wie schön, ich bin jetzt 40... Einfach nur aufsaugen und genießen! Alles!!!
Auf gehts!
Sehr schön :)
Gurke, Wolfen, Samstag, 04.10.2025, 09:30 (vor 62 Tagen) @ Dietmarson
Die schlechten Zeiten von heute, sind die Guten von morgen ;-)
Ich hoffe auf 3 Pkt. heute, dann ist alles gut
Der Tag der Deutschen Einheit aus Sicht eines Ossis II
Dietmarson, Freitag, 03.10.2025, 23:40 (vor 63 Tagen) @ Pa1n
Danke für durchaus private und lesenswerte Einblicke.
Ich selbst war in der zweiten Klasse als die Mauer fiel und ich/wir plötzlich nicht mehr am Samstag in die Schule mussten. Ich erinnere mich an den Geschmack der ersten Kinderschokolade als wäre es gestern gewesen, an die ersten Legokästen wenn wir am Wochenende mit dem Trabi zu 5 (inkl Omi/Opi) nach Kronach gefahren sind. Oder mein erstes Hanuta Sammelalbum WM90 und Gianna Nannini. Bald kam auch der BVB ins Spiel und ich erinnere mich, wie alleine der Klang des Namens Flemming Poulsen mein Kinderfußballherz höher schlagen ließ.
Aber generell erinnere ich mich ungerne an diese Zeit und bekomme auch heute noch einen Kloß im Bauch wenn ich Bilder oder alte V8/VHS Aufnahmen der frühen 90er sehe. Sei es im TV/YT oder die eigenen. Es war eine Zeit großer Unsicherheit. Die Eltern plötzlich arbeitslos und diese Unsicherheit haben wir als Kinder ständig gespürt. Dann der Alte plötzlich auf Montage im Westen und nur noch am Wochenende zu Hause. Wir haben nach meinem Gefühl bis Mitte der 90er gebraucht um uns als Familie wieder zu stabilisieren...Ich denke, so ging es vielen. Manche haben sich davon nicht erholt. Andere haben im Alkohol Trost gesucht. Da hatte wir schon irgendwie auch Glück...
Auch heute fühle ich die Mauer noch in meinem Kopf und ich mich den Menschen im Osten irgendwie mehr verbunden, ich mich in den neuen Bundesländern immer auf eine seltsame Art mehr zu Hause als im "Westen". Und ich bin schon viel rumgekommen. Auch international:) Aber ich versuche dahingehend auch immer bewusst und reflektiert zu sein.
Deinen Hoffnungen für die Zukunft möchte ich mich anschließen.
Gute Nacht
Der Tag der Deutschen Einheit aus Sicht eines Ossis II
schweizer666, Schweiz, Samstag, 04.10.2025, 12:51 (vor 62 Tagen) @ Dietmarson
Auch heute fühle ich die Mauer noch in meinem Kopf und ich mich den Menschen im Osten irgendwie mehr verbunden, ich mich in den neuen Bundesländern immer auf eine seltsame Art mehr zu Hause als im "Westen". Und ich bin schon viel rumgekommen. Auch international:) Aber ich versuche dahingehend auch immer bewusst und reflektiert zu sein.
Ich denke das ist ganz normal. Am Ende ist es doch auch ok dass du eine eigene Herkunft und Geschichte hast, und warum solltest du dich dort nicht tendenziell wohler fühlen. Hat sicher auch einfach mit der Art und Weise wie die Menschen sind und der Mentalität generell zu tun, und man teilt Erlebtes oder Eindrücke.
Genau so gibt es ja Menschen die sich nie wirklich mit ihrer Heimat identifizieren, weil sie sich wo anders einfach wohler fühlen.
In der Schweiz ist es auch so, ein Deutschschweizer wird sich in der Regel (es gibt immer Ausnahmen natürlich) auch in der Deutschschweiz wohler fühlen als in der Westschweiz und umgekehrt.
Oder einer vom Land wird sich höchstwahrscheinlich in der Stadt nicht so Zuhause fühlen.
Die ganzen Länder als Resultat des Zusammenschlusses verschiedener Regionen, Grafschaften oder was auch immer, gibt es ja auch noch gar nicht so lange, historisch betrachtet. Und das bezieht sich nicht nur auf Deutschland, sondern auch auf viele andere Staaten.
Bei uns gibt es auch sowas wie eine politische Mauer, nennt sich der Röstigraben. Ich finde das auch gut, so kann man voneinander lernen und Eindrücke bezüglich unterschiedlichen Meinungen und Lebensweisen zur eigenen Weiterentwicklung nutzen.
Auf jeden Fall alles Gute nach Deutschland, ich hoffe ihr findet den Rank wirtschaftlich und gesellschaftlich gesehen, dann wird sich das auch politisch wieder positiv niederschlagen.
3. Oktober. Da war doch was.
Will Kane, Biosphärenreservat Bliesgau, Freitag, 03.10.2025, 22:49 (vor 63 Tagen) @ DieRoteKarteZahlIch
bearbeitet von Will Kane, Freitag, 03.10.2025, 22:57
Tag der deutschen Einheit!
In den Nachrichten werden Umfragen präsentiert. "Mehrheit ist mit der Wiedervereinigung zufrieden". Gut. Was seien die positiven Seiten? "Reisefreiheit / Wegfall der Mauer; Vereinigung zu gemeinsamen Volk; Demokratie / politische Freiheitsrechte". Schön.
Ich find es nicht anstößig, wenn jeder zunächst auf seine Situation schaut, und diese mit dem Nachbarn vergleicht. Sachsen-Anhalt hat noch einen langen Weg vor sich, wenn es dahin kommen möchte, wo Bayern bereits ist. Trifft auf Schleswig-Holstein im übrigen auch zu.
Bei den ganzen Vergleichen (die man Tagelang ausdiskutieren kann wenn man mag), sollte der Blick aber auf Europa nicht fehlen. Willy Brandt erkannte schon damals: Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört: Das gilt für Europa im Ganzen.
Hier ein Dank auch an Gorbatschow. Er soll Weizsäcker gegenüber geäußert haben (bzgl. seines angeblichen Zitats "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben"), es seien die Geschichte und das Leben, die die Dinge entscheiden. Wer darauf nicht achte und reagiere, sondern sich selbst zum Herrn der Entwicklung machen wolle, werde dafür bestraft. Seine Sätze behalten auch heute Gültigkeit wie ich finde.
Wir können durchaus Stolz sein, auf die Wiedervereinigung. Es gab der Welt von Asien bis Afrika Hoffnung. Führte zum Euro (auch aufgrund von Bedenken Frankreichs hinsichtlich eines erstarkten Deutschlands). Und zu Frieden in Europa. Es wäre schade, wenn wir uns irgendwann nicht mehr daran erinnern.
Ich war heute in Saarbrücken auf dem Bürgerfest zum Tag der deutschen Einheit. So wie vor 16 Jahren bereits.
Insgesamt eine nach meinem Eindruck gelungene Veranstaltung, bei der die deutsch-französische Freundschaft einen besonderen Aspekt darstellte. Was sich aus der spezifischen Geschichte und Lage des Saarlandes erklärt.
Wie schon vor 16 Jahren fand ich es nur schade, dass der Rolle der Opposition in der DDR im Prinzip keine große Bedeutung beigemessen zu werden scheint. Sicher, da gab es den Stand des Stasi-Archivs im Bundesarchiv und der Länderbeauftragten. Und per Zufall entdeckte ich noch den Mini-Stand der Robert-Havemann-Gesellschaft, die sich mit Mühe und Not die Standgebühren leisten konnte. Immerhin konnte ich mit einigen wenigen Standbesuchern interessante Diskussionen führen.
Die Wiedervereinigung am 03. Oktober 1990 und zuvor der Mauerfall am 09. November 1989 haben eine Vorgeschichte, die in Vergessenheit zu geraten scheint. Ich war am 13. November 1976 in Köln in der Sporthalle und am 19. November in der Ruhrlandhalle Bochum bei den Konzerten Wolf Biermanns zugegen. Stunden und Tage, die mein damaliges Linkssein entscheidend beeinflusst haben.
Biermann durfte seit über zehn Jahren wieder vor Publikum auftreten. Nicht in der DDR, in die er als Jugendlicher bewusst gegangen war und die er auch nicht verlassen wollte, sondern beim Klassenfeind in der Bundesrepublik. Die DDR-Führung hatte ihm die Ausreiseerlaubnis für eine Konzertreise erteilt, die auf eine private Initiative bundesdeutscher Universitätsdozenten zurückging. Und die Erlaubnis wurde nicht ohne einen perfiden Plan erteilt.
Zwischen dem Kölner und dem Bochumer Konzert lag die Verkündung der Ausbürgerung Biermanns durch die DDR-Regierung, weil er in Köln während des Konzerts angeblich die DDR verleumdet und ihr Schaden zugefügt habe. Die Inszenierung dieser Ausbürgerung war sorgfältig geplant und vorbereitet. Biermann war geschockt, erhielt Hilfe u.a. von Heinrich Böll. Lange war unklar, ob er in Bochum auftreten würde. Seine vorgesehenen Auftritte an der Ruhr-Uni wurden kurzfristig abgesagt, das Konzert in der Ruhrlandhalle fand dann doch statt. Allerdings war Biermann (verständlicherweise) nicht wiederzuerkennen im Vergleich zu Köln.
In der DDR fand als Reaktion eine so überraschende wie mutige Protestaktion diverser Künstler gegen die Ausbürgerung Biermanns statt. Die Repressalien, Zwang zum Rückruf und Ausweisungen prominenter DDR-Künstler zur Folge hatte. Das Regime hatte sich unbequemer Kritiker entledigt, welche die DDR als ihr Heimatland betrachteten und sie gar nicht verlassen wollten. Aber es war nur ein scheinbarer Sieg. Denn mit dieser Aktion war der Keim der friedlichen Opposition in der DDR gesät.
Ich persönlich habe sie sehr bewundert, diese mutigen Oppositionellen in diesem Unrechtsstaat. Was sie riskiert haben konnten die meisten Bundesrepublikaner gar nicht ermessen. Und manche wollten das auch gar nicht. Ohne diese Oppositionellen, die es ja eigentlich gar nicht hätte geben dürfen, wären die Proteste 1989 nicht denkbar gewesen, die dann zum Fall der Mauer und des DDR-Regimes geführt haben.
Leider haben diese Oppositionellen dann keine oder zumindest keine große Rolle bei der Wiedervereinigung gespielt. Wie sagte eine Frau heute zu mir, mit der ich über dieses Thema gesprochen habe: Vormalige Profiteure des Regimes haben ihre Hälse in jenen Tagen Ende 89 gewendet und haben dann in der größer gewordenen Bundesrepublik Karriere gemacht. In der Politik, in der Wirtschaft, in der Kultur, wo auch immer. Die damaligen Oppositionellen spielten keine Rolle mehr, es sei denn die des Feigenblattes. Und auch die gibt es heute kaum noch.
Tut mit leid, wenn ich ein wenig abgedriftet sein mag. Aber an diese mutigen Oppositionellen in der DDR zu erinnern gerade am heutigen Tag und unter dem Eindruck der Feier und der Diskussionen die ich heute geführt habe und meiner persönlichen Erinnerungen war mir ein Anliegen.
3. Oktober. Da war doch was.
DieRoteKarteZahlIch, UK, Samstag, 04.10.2025, 00:07 (vor 63 Tagen) @ Will Kane
Vielen Dank, für diesen Beitrag (im Sinne des Wortes). Der Opposition in der DDR sollte man in der Tat besonders gedenken. Wer weiß, vielleicht war sogar der ein oder andere Leipzigfan, der an diesem Samstag in unser Wohnzimmer läuft, damals auf den Montagsdemos.
Am 10. November rief ihre Mutter, gerade von der Arbeit zurück, meiner (heutigen) Frau zu, “Los zieh dich an, wir fahren in den Westen”. Rüber ging es an Checkpoint Charlie. Nach einigen Stunden Window-Shopping wurden sie von zwei Damen aus dem Westen zu Essen eingeladen (mit bei denen ins Auto gestiegen und in ein Restaurant). Da hat meine Frau zum ersten Mal Brokkoli gegessen.
3. Oktober. Da war doch was.
Kutte92-, Münster, Freitag, 03.10.2025, 23:49 (vor 63 Tagen) @ Will Kane
Ohne diese Oppositionellen, die es ja eigentlich gar nicht hätte geben dürfen, wären die Proteste 1989 nicht denkbar gewesen, die dann zum Fall der Mauer und des DDR-Regimes geführt haben.
Sorry to say, aber das ist halt kompletter Quatsch und nichts weiter als eine gern genommene, historische Romantisierung.
Die Proteste hätten zu nix, aber auch gar nix geführt, wie in anderen Ostblock-Staaten, wenn den Russen nicht "der Bimbes" (Zitat Birne) ausgegangen wäre. Die Sowjetunion ist wirtschaftlich kollabiert und alles andere war der zufällige Wink der Geschichte.
3. Oktober. Da war doch was.
Schoeneschooh, CDMX, Freitag, 03.10.2025, 22:59 (vor 63 Tagen) @ Will Kane
Tut mit leid, wenn ich ein wenig abgedriftet sein mag.>
Also ich habe das sehr interessiert und gerne gelesen. Danke dir!
3. Oktober. Da war doch was.
Dietmarson, Freitag, 03.10.2025, 23:51 (vor 63 Tagen) @ Schoeneschooh
das geht mir ähnlich.
Heute vor 37 Jahren ....
walli, Langenberg, Freitag, 03.10.2025, 22:36 (vor 63 Tagen) @ DieRoteKarteZahlIch
..... starb F.-J. Strauß und ich würde zur Bundeswehr eingezogen. Ein historischer Tag!
3. Oktober. Da war doch was.
Garum, Bornum am Harz, Freitag, 03.10.2025, 21:26 (vor 63 Tagen) @ DieRoteKarteZahlIch
Tag der deutschen Einheit!
In den Nachrichten werden Umfragen präsentiert. "Mehrheit ist mit der Wiedervereinigung zufrieden". Gut. Was seien die positiven Seiten? "Reisefreiheit / Wegfall der Mauer; Vereinigung zu gemeinsamen Volk; Demokratie / politische Freiheitsrechte". Schön.
Ich find es nicht anstößig, wenn jeder zunächst auf seine Situation schaut, und diese mit dem Nachbarn vergleicht. Sachsen-Anhalt hat noch einen langen Weg vor sich, wenn es dahin kommen möchte, wo Bayern bereits ist. Trifft auf Schleswig-Holstein im übrigen auch zu.
Bei den ganzen Vergleichen (die man Tagelang ausdiskutieren kann wenn man mag), sollte der Blick aber auf Europa nicht fehlen. Willy Brandt erkannte schon damals: Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört: Das gilt für Europa im Ganzen.
Hier ein Dank auch an Gorbatschow. Er soll Weizsäcker gegenüber geäußert haben (bzgl. seines angeblichen Zitats "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben"), es seien die Geschichte und das Leben, die die Dinge entscheiden. Wer darauf nicht achte und reagiere, sondern sich selbst zum Herrn der Entwicklung machen wolle, werde dafür bestraft. Seine Sätze behalten auch heute Gültigkeit wie ich finde.
Wir können durchaus Stolz sein, auf die Wiedervereinigung. Es gab der Welt von Asien bis Afrika Hoffnung. Führte zum Euro (auch aufgrund von Bedenken Frankreichs hinsichtlich eines erstarkten Deutschlands). Und zu Frieden in Europa. Es wäre schade, wenn wir uns irgendwann nicht mehr daran erinnern.
Ich habe dazu heute mehrfach was anderes gelesen und gehört. Eher Unzufriedenheit und Enttäuschung. Quelle taz, spiegelonline.
3. Oktober. Da war doch was.
rudi58, Saarland, Freitag, 03.10.2025, 21:46 (vor 63 Tagen) @ Garum
Wir waren heute mit der ganzen Familie
auf der Einheitsfeier in Saarbrücken.
Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals soviel Menschen bei einer Veranstaltung gesehen zu haben.
Die Besucher kamen aus allen Bundesländern und aus den nahen Nachbarländern und dem fernen Ausland.
Es war eine fröhliche, friedliche,
entspannte, Atmosphäre. Dies wünsche ich mir für ganz Deutschland und darüber hinaus. Trotz aller Probleme
und Widrigkeiten. Lassen wir uns nicht auseinander treiben und spalten, sondern zusamnen an ein gemeinsames Europa arbeiten.
3. Oktober. Da war doch was.
Frankonius, Frankfurt, Freitag, 03.10.2025, 22:09 (vor 63 Tagen) @ rudi58
Lassen wir uns nicht auseinander treiben und spalten, sondern zusamnen an ein gemeinsames Europa arbeiten.
Dem stimme ich zu 100% zu. Leider finden Spalter, die nur das trennende fördern, immer mehr Zulauf. Das gilt nicht nur in Deutschland, sondern in fast allen westlichen Ländern.
Den Erbfeind gibt es zum Glück nicht mehr, jetzt bekämpft man den Feind im Inneren.
3. Oktober. Da war doch was.
DieRoteKarteZahlIch, UK, Freitag, 03.10.2025, 21:34 (vor 63 Tagen) @ Garum
Wenn Du die Umfragen meinst, in jedem Fall wurden Bedenken geäußert. Etwa bzgl. "vergleichbarer Wohlstand" und "gegenseitiges Verständnis". Zum ersten Punkt habe ich indirekt Stellung nehmen wollen, mit den Vergleichen. Wollte aber anmerken, dass für mich die Auswirkung auf das Ganze (Europa) am Ende die größte Bedeutung hat. Kann man natürlich unterschiedlich sehen.