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Höcke (Politik)

pactum Trotmundense, Syburg, Dienstag, 03.10.2023, 17:58 (vor 815 Tagen) @ 1890er

Zu einem Kanzler Höcke wäre es wohl kaum gekommen, da er wohl in Westdeutschland geblieben wäre...

Glaube nicht. Schon eine Woche nach dem Fall der Mauer sind doch alle Nazi-Prominenzen durch die DDR getingelt und haben dort versucht ihre Ideologie an den Mann zu bringen. Es ist kein Zufall, dass die ganzen Nazis von West nach Ost übergesiedelt sind, während umgekehrt ein Brain Drain von Ost nach West stattfand und alle gut ausgebildeten Leute in den Westen gingen, bzw. nach dem Abitur zum Studieren rüber machten und größtenteils blieben. Der Bevölkerungsschwund von Ost nach West hat doch erst Mitte der Nuller-Jahre aufgehört.

Früher oder später wäre auch ein Höcke in die DDR gegangen um unter seinesgleichen zu leben und Erfolg zu haben. Im Westen wollte keiner die Nazis. Sie wurden ausgegrenzt und hatten niemanden zum Spielen. (Jaja, ich weiß, dass es durchaus auch Probleme gab, insbesondere im Ruhrgebiet, Hamburg und München. Hotspots gab es immer, jedoch keine gesamtgesellschaftliche Relevanz.) Im Osten störte sich die Gesellschaft jedoch nich an ihnen und sie konnten schön ihren Weg durch die Instanzen gehen. In manchen Gegenden dort war die CDU so braun wie die AfD heute. DVU und NPD in Landesparlamenten waren kein Zufall und kein Unfall. Es war abzusehen. Zumal vom anderen extremen Rand der Gesellschaft auch schön die "der Westen hat uns betrogen"-Leier gespielt wurde, untermalt von der "in der DDR war nicht alles schlecht"-Verklärung. Die PDS hat mit dieser eigennützigen Geschichtsklitterung, die die eigene SED-Vergangenheit verharmlosen sollte, die fatale Grundstimmung aufrecht erhalten, die die Nazis dankbar nutzten um ihr Gift in die Köpfe zu spritzen.

Man sollte auch dabei nicht vergessen, dass die DDR selbst ein ziemlich nationalistischer Staat war. Man propagierte zwar den Antifaschismus als Staatsdoktrin, aber sowas wie eine gesellschaftliche Aufarbeitung der Vergangenheit wie sie in der BRD ab Ende der 1960er bis weit in die 1980er stattfand, hat es in der DDR nie gegeben. Während in der BRD nach und nach alles auf den Tisch kam, Politiker, Behörden, Unternehmen, Verwaltungen, gesellschaftliche Multiplikatoren, Organisationen, etc. pp. durchleuchtet und auf Nazi-Vergangenheit abgeklopft wurden, gab es all das in der DDR nicht. Dort gab es dafür rassistische Gesetze, die Studenten und Arbeitern aus Kuba, Vietnam, etc. viele Bürgerrechte vorenthielten, sie von der Bevölkerung so gut es ging fern hielten und sollte eine Frau aus Vietnam und Co. mal schwanger werden, musste sie abtreiben oder zurück. Es gab dennoch Berührungspunkte und oft kam es zu Gewalt von Deutschen an Ausländern, was aber von Volkspolizei und Stasi gezielt zu Gunsten der DDR-Bürger geregelt wurde.

Doch, doch. Ich glaube schon, dass ein Höcke früher oder später in die DDR ausgewandert wäre, wenn diese nicht 1990 in die Bundesrepublik eingegliedert worden wäre. Er hätte dort auch Karriere gemacht. Vielleicht nicht zum Staatschef. Das wären andere geworden, die noch alte Seilschaften hätten nutzen können. Aber irgendein Rad im faschistischen Getriebe wäre der geworden.


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