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Strategischer Vorteil des BVB (BVB)

Will Kane, Saarbrücken, Sonntag, 15.08.2021, 12:31 (vor 957 Tagen) @ CHS

Wenn man sich die führenden Bundesligaclubs einmal auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu Beginn dieser Saison etwas genauer anschaut, so fällt folgendes auf:

- Pandemiebedingt sind Transfers sowohl auf der Verkaufs- wie auch der Einkaufsseite erschwert. Kaderschwachstellen könnnen nicht unbedingt oder nur eher unbefriedigend behoben werden.

- Zusätzlich zu den pandemiebedingten Einschränkungen sorgt die EM für eine unrunde Vorbereitungsphase, da die EM-Teilnehmer z.T. deutlich später zum Kader stoßen. Einige EM-Teilnehmer müssen darüberhinaus einen Trainingsrückstand wettmachen, da zunächst Verletzungen auskuriert werden mussten.

- Sämtliche Clubs des engeren und weiteren Kreises der Meisterschaftsfavoriten haben einen neuen Trainer: Bayern/Nagelsmann; Leipzig/Marsch; BVB/Rose; Wolfsburg/van Bommel; Frankfurt/Glasner; Leverkusen/Seoane; Gladbach/Hütter. Auch wenn nicht jeder dieser neuen Trainer einen grundsätzlich anderen Fußball implementieren will oder soll, so gibt es z.T. schon gravierendere Unterschiede zum präferierten Fußball des jeweiligen Vorgängers. Aufgrund der o.g. Umstände war es diesen Trainern bislang nur unzureichend bis kaum möglich, ihre Ideen und die dazugehörigen Maßnahmen im Training umzusetzen. Je nachdem, wie stark die einzelnen Clubs betroffen sind, kann dies auch länger dauern. Bis zum Beginn der internationalen Spiele müssen da allerdings einige wesentliche Pflöcke eingeschlagen werden. Denn ab dann ist eine entsprechende grundlegende Trainingsarbeit bis zur Winterpause kaum mehr durchführbar.

Und genau hier hat der BVB einen strategischen Vorteil gegenüber seinen Konkurrenten. Und dieser strategische Vorteil entspringt mAn nicht einem Zufall, sondern war geplant. Wenn nicht als Vorteil (weil man die Trainerplanungen der Konkurrenz nur sehr bedingt oder gar nicht einschätzen konnte), so zumindest als Vermeidung eines Nachteils. Weil man ja selbst sehr genau wusste, dass man einen neuen Trainer verpflichten wollte, der auch einen sehr unterschiedlichen Fußball im Vergleich zum bis dato verantwortlichen Trainer implementieren sollte.

MAn wollte die Clubführung des BVB eigentlich bereits vor der vergangenen Saison eine Abkehr vom eher abwartenden, eher ballbesitzorientierten und mit Konterelementen versehenen Fußball Favres. Man war mit Favre zweimal hintereinander Zweiter geworden und lag damit durchaus im anvisieren Zielbereich, aber es bestand der offensichtliche Wunsch zur Rückkehr zum tempoorientierten Umschaltfußball, zum direkten Spiel, zum höheren Stehen auf dem Spielfeld und aktiven Verteidigen.

Wahrscheinlich schwang dabei nach wie vor die Sehnsucht nach den alten Kloppzeiten mit. Aber dass der Fußball sich seitdem auch weiterentwickelt hat, dürfte auch den Clubverantwortlichen des BVB nicht entgangen sein. Fußball mit ‚Klopp-DNA‘ sollte es schon sein, aber schon auch mit effektiven Ballbesitzphasen. Als Wunschtrainer wurde Marco Rose ausgemacht, in dem man den geeigneten Mann dafür identifiziert hatte.

Nur stand Rose unter Vertrag bei Gladbach und Favres Vertrag lief noch ein Jahr. Die Ausstiegsklausel in Roses Vertrag griff erst in der damals kommenden Saison. Eine für die BVB-Führung schwierige Situation. Eigentlich hätte man Favres Vertrag bei noch einem Jahr Laufzeit auflösen müssen, wenn man ohnehin nicht mit ihm weitermachen wollte. Da aber der Wunschtrainer erst in einem Jahr Jahr zur Verfügung stand, hätte man eine Interimslösung für eine Saison finden müssen oder eben mit Favre in die Saison gehen. Ob man darauf spekuliert hat, dass Rose eventuell bereits zur Rückrunde zur Verfügung stehen könnte, ist schwer einzuschätzen. Gänzlich ausschließen würde ich persönlich es jedenfalls nicht. Ziemlich sicher bin ich mir jedoch, dass man sich konkret Gedanken gemacht hat, was im Falle einer vorzeitigen Demission Faves passieren wird. Justament kam es dann auch genau in dem Augenblick dazu, als man mit dem Wunschtrainer die Dinge unter Dach und Fach gebracht hatte und die vorher bereits schwächelnde Mannschaft (ohne Haaland) ein desaströses Ergebnis gegen einen Aufsteiger erzielte. Terzić ist mMn nicht unvorbereitet und über Nacht zum Cheftrainer geworden. Genauso wenig wie er den Auftrag erhalten hat, fußballerisch eine Kehrtwende hin zum Tempo-/Umschaltfußball mitten in der laufenden Saison zu bewerkstelligen.

In dieser gesamten causa ist man seitens der BVB-Führung nach meiner Einschätzung wahrscheinlich nicht unbedingt fair mit Favre und möglicherweise auch anderen Beteiligten umgegangen. Aber nachdem Terzić in der Anfangsphase seiner Tätigkeit als Chefcoach noch zuviel auf einmal wollte, modifizierte er dann seine Änderungsvorstellungen und brachte somit das Team in die gewünschte Richtung. Natürlich profitierte er sehr stark von der Rückkehr des verletzten Haaland und noch mehr am Ende von der überragenden Form Sanchos. Aber Terzić hat seinen Doppelauftrag auf jeden Fall erfüllt. Die Mannschaft erreichte durch eine hervorragende Saisonschlussphase einen CL-Platz und Terzić und sein Trainerteam haben die angestrebte grundlegende fußballerische Umkehr nicht in vollem Umfang, aber letztlich erfolgreich bewerkstelligt.

Der Boden war somit also bereitet für Rose. Er und sein Trainerteam konnten ihre neue Aufgabe nun auf eine ganz anderen Basis beginnen als wenn der BVB mit Favre weitergemacht hätte. Selbst wenn Favre die gleichen oder sogar bessere Resultate erreicht hätte wie Terzić, die Arbeit Roses hätte auf einer ganz anderen Grundlage starten müssen und es ist davon auszugehen, dass man noch lange nicht so weit wäre mit der Implementierung seine Ideen. Was auch bedeutet, dass er damit weiter ist als es seine Trainerkollegen von den Konkurrenzclubs sind bzw, sein können.

Sicherlich werden sich im Laufe der Saison auch bei den Wettbewerbern die Neuerungen einspielen. Den strategischen Vorteil des BVB, Neuerungen quasi auf einer grundlegend passenden Basis implementieren zu können und damit auch einen zeitlichen Vorsprung zu haben, wird man aber nicht so einfach aufholen können. Vielleicht scheitert auch einer der neuen Trainer, auch weil Umstände und Erwartungshaltungen nicht korrelieren.

Es liegt an Rose und der Mannschaft, diesen strategischen Vorteil weiter zu nutzen. Wobei ich mir diesbezüglich sicher bin. Die Chance auf die Meisterschaft ist da und Rose und die Mannschaft werden diese Chance mAn auch beim Schopfe fassen.


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