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Baumann bleibt wohl Werder Sportchef (Fußball allgemein)

Will Kane, Saarbrücken, Montag, 24.05.2021, 21:39 (vor 1067 Tagen) @ Eisen

Wie sehr muss man eigentlich in diesem Klub versagen bis man fliegt?

Nur mal zu Vergleich: das Budget von Werder ist geschätzt 4-5 mal höher als das von Bielefeld.

Baumann hat dermaßen versagt, es ist ein Rätsel, dass er nicht schon längst aus Scham von selbst gegangen ist. Werder versucht es mit dem Gegenpol zum HSV, beide Wege sind gescheitert, sowohl permanenter Aktionismus als auch bedingungslose Nibelungentreue...

Des Rätsels Lösung heißt Seilschaften, auch bekannt als ‚Werderfamilie‘.

Als Marco Bode vor 5 Jahren den Vorsitz des Aufsichtsrats übernahm, hatte er erst einmal zugesehen, dass bei der Wahl zum Aufsichtsrat ein Dreierblock (so üblich bei Werder) mit seinen Gefolgsleuten besetzt war und für diesen hat er dann auch Werbung betrieben. Dieser wurde dann auch gewählt. Damit hat Bode in einem sechsköpfigen Aufsichtsrat immer eine Mehrheit. Sollte dennoch einer dieser Gefolgsleute anders stimmen, als es seiner Linie entspricht, greift die doppelte Stimmgewixhtung seiner Stimme als Vorsitzender des Aufsichtsrats. Zwei Mitglieder werden im übrigen vom ‚e.V.‘ entsandt.

Erste Amtshandlung Bodes war es dann, den Geschäftsführer Sport (Thomas Eichin) zu entlassen. Eichin war seinerzeit von Willi Lemke bewusst von außerhalb des Werderkosmos als Nachfolger von Klaus Allofs verpflichtet worden. Allofs war nach dem Verpassen des internationalen Geschäftes schwer in die clubinterne Kritik geraten, weil der Profikader über die letzten Jahre extrem teuer geworden war und die Transfers zuviele teure Fehlgriffe und keine Gewinne mehr beinhalteten. Lemke als damaliger Aufsichtsratsvorsitzender nutzte die Gelegenheit, seinem Intimfeind Allofs dessen Fehler und Versäumnisse intern und in aller Öffentlichkeit vorzuwerfen und ihn dabei auch zu demütigen, als dieser ein Konzept zur Konsolidierung vorlegen sollte. Was Lemke allerdings nicht thematisierte war der Umstand, dass der AR unter seinem Vorsitz die Entscheidungen der Geschäftsführung immer ‚abgenickt’ hatte und der Entwicklung der Verteuerung des Kaders nicht Einhalt geboten hatte. Allofs nutzte dann die Gelegenheit, die sich ihm durch ein Angebot des VfL Wolfsburg auftat, und verließ Werder.

Nachfolger Eichin sollte dann die Grausamkeiten begehen, die sich niemand aus der ‚Werderfamilie‘ zutraute. Als erstes ging es um die Entlassung der Trainerlegende Thomas Schaaf. Dieser hatte nach eine sehr langen Erfolgszeit die fußballerischen Entwicklungen ignoriert und war offensichtlich auch eher ratlos im Abstiegskampf seines Teams. Ohne die überragende Leihgabe Kevin de Bruyne vom FC Chelsea wäre Werder bereits 2013 abgestiegen; erst am vorletzten Spieltag konnte man sich retten.

Eichin hat im sportlichen Bereich Entscheidungen zu verantworten, die man mit ‚Licht und Schatten‘ kennzeichnen kann. Hinsichtlich der Konsolidierungsaufgabe hat er jedoch ausgezeichnete Arbeit geleistet. Am Ende der Saison 15/16 waren die Kaderkosten auf dem angestrebten Niveau angelangt, die Mannschaft hatte die Klasse halten können, man hat in der Konsolidierungsphase keine Kredite aufnehmen müssen und in dieser Saison erzielte Werder erstmals wieder operativen Gewinn. Die Zeichen standen also auf Investition. Mittlerweile war auch Willi Lemke von seinem Amt als Vorsitzender des AR zurückgetreten, da die interne Kritik an ihm immer größer geworden war. Angeblich sei er der Hinderungsgrund für Investoren gewesen, bei Werder einzusteigen.

Eichin wollte nicht mit Skripnik als Trainer in die neue Saison gehen, da er diesen als überfordert ansah. Der gerade als AR-Vorsitzende installierte Bode nutzte diese Gelegenheit, eine Auseinandersetzung mit Eichin zu starten, um diesen loszuwerden. Bode wollte Skripnik halten (was allerdings nur ein vorgeschobener Grund war) und entließ dann Eichin mit Unterstützung seiner AR-Kollegen und ersetzte ihn umgehend durch Frank Baumann, der als einer seiner Buddies gilt. Dieser hatte zwei Jahre lang eine Art Traineeprogramm bei Werder exerziert, um sich auf eine spätere Übernahme der Geschäftsführerposition vorzubereiten, dann aber mit der Einstellung Eichins Werder verlassen.

Bode wies dann Baumann öffentlich an. die Entscheidung bezüglich Skripnik zu treffen. Für die Öffentlichkwit wurde dann ein Gespröxh zwischen Baumann und Skripnik zelebriert, an dessen Ende die Feststellung Baumanns stand, Skripnik sei der richtige Trainer für die Mannschaft und man wolle mit ihm in die Vorbereitung und die neue Saison gehen. Wobei es in Bremen ein offenes Geheimnis war, dass Skripnik in der Tat überfordert war und die Mannschaft ihn schon seit längerem nicht mehr respektierte.

Der Aufsichtsrat gewährte dann Baumann für Spielerverpflichtungen für die neue Saison fast die gleich Summe, die Eichin für die drei Spielzeiten zuvor insgesamt zur Verfügung hatte. Skripnik erwies sich dann aber schnell als nicht mehr tragbar und wurde durch Alexander Nouri (wie Skripnik Trainer der U 23) ersetzt, unter dem die Mannschaft nach einer ersten Erfolgsserie sich dann auch wieder in Richtung Tabellenkeller entwickelte, worauf dann der Wechsel zu Florian Kohfeldt erfolgte (ebenfalls U23 - Trainer). Der dann nach 1,5 guten Spielzeiten zwei desaströs zu verantworten hatte 7nd bekanntlich erst einen Spieltag vor Ende dieser Saison beurlaubt wurde.

Baumann stand neben Kohfeldt und Bode schon lange in der externen Kritik; im Club selbst sitzen seine Kritiker aber nicht an den Schalthebeln der Gremien. Auf Rücktrittsforderungen reagierte zunächst sein Geschäftsführerkollege Hubertus Hess-Grunewald (als Vertreter des ‚e.V. für ‚Organisation‘ zuständig) mit der Aussage, dass Baumann sehr gute Arbeit leiste und genau der Richtige für diesen Job sei. Worauf ihm Klaus Filbry, Vorsitzender der Geschäftsführung und u.a. für Finanzen, Markring, Sponsoren zuständig, mit ähnlichen Aussagen folgte.

Für die Entwicklung der letzten Jahre, insbesondere der letzten beiden Spielzeiten, sind nicht Baumann und Kohfeldt allein verantwortlich, sondern die gesamte Geschäftsführung sowie die Mehrheit im AR unter Bode. Da wundert es nicht, dass der AR nun Baumann als Geschäftsführer Sport bestätigt hat. Alle Mitverantwortlichen bestätigen sich sozusagen gegenseitig. Und bleiben so im Amt, wobei sie aber immer betonen, nicht an ihrem ‚Stuhl zu ‚kleben‘.

Wenn sich also wirklich etwas bei Werder ändern soll, dann müssen die bis dato handelnden Personen zurücktreten bzw. beurlaubt werden. Sie sollten dann aber tunlichst durch kompetente Personen von extern ersetzt werden und nicht durch andere Mitglieder der ‚Werderfamilie‘.

Nur geht die 2. Bundesliga in ziemlich genau zwei Monaten los und man hat weder einen Trainer, noch einen entsprechenden Kader. Dieser Kader sollte dann tunlichst nicht mit alten Zweitligahaudegen bestückt werden, sondern mit jungen und entwicklungsfähigen Spielern, die auch die Zukunft darstellen.

Und unter dem Motto ‚Wer soll‘s denn machen, wenn nicht wir‘ stellen sich dann Baumann und seine Kollegen als diejenigen in der Öffentlichkeit dar, die diese Aufgabe als einzige erledigen können. Verschweigen aber tunlichst dabei, keinen ‚Plan B‘ für den Fall des Abstiegs aufgestellt zu haben.

Ein Trauerspiel, wenn es nicht so lächerlich wäre.


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