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Den ‚Morbus Kloppo‘ therapieren (Spieltage)

Will Kane, Biosphärenreservat Bliesgau, Sonntag, 04.04.2021, 13:03 (vor 1726 Tagen) @ Nietzsche
bearbeitet von Will Kane, Sonntag, 04.04.2021, 13:07

Das Fatale ist in meinen Augen, dass die Bayern seit 2012 sehr vieles sehr richtig gemacht haben und sehr wenig wirklich falsch; die anderen Clubs aber selbst dann, wenn Bayern relativ viel falsch gemacht hat, gar nicht so viel richtig machen konnten, um selbst Meister werden zu können.


Das wirklich Fatale ist, dass kein anderer Verein auch nur ansatzweise eine so gute Ratio von guten und schlechten Entscheidungen hat wie Bayern.

Das wirkliche Problem sind doch nicht die doofen Roten, das wirkliche Problem ist die schmerzhaft schlechte Performance von uns. Wie sehr wir unter unseren Möglichkeiten bleiben, ist doch kaum auszuhalten.

Die Übermacht der Bayern schadet uns noch in ganz anderer Weise, weil man sich so schön einreden kann, dass man eh keine Chance gehabt hätte. Als käme es darauf an.

Ein Club, dessen Team aktuell um die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb bangen muss, sollte sich vielleicht weniger damit beschäftigen, wie man den Bayern Paroli bieten kann. Es läge vielleicht näher, sich damit zu befassen, warum man selbst immer wieder aus der Spur gerät, obwohl man immer wieder viel Geld einnimmt und dann auch wieder investiert.

Der für mich persönlich entscheidende Grund für die immer wiederkehrende ‚Entgleisung’ ist, dass unsere Clubführung an ‚Morbus Kloppo‘ leidet.

Der ‚Kloppismus‘ hatte seine Zeit, in der er in eine Lücke stoßen konnte, die schwächelnde Bayern freigemacht hatten. Woraus die Bayern ihre Konsequenzen gezogen haben, die zur vollständigen Dominierung der Liga geführt haben. Mit der Saison 12/13 befand sich der ‚Kloppismus‘ auf dem Rückzug und konnte die Bayern in keiner Weise mehr gefährden. Am Ende war auch die Position als Nr. 2 der Liga nicht mehr zu halten und man schloss die Saison 14/15 als Tabellensiebter mit 33 (!) Punkten Rückstand auf die Bayern ab.

Danach gab es durchaus zweimal erfolgversprechende Ansätze, wieder eine gewisse ‚Tuchfühlung’ mit den Bayern aufzunehmen, die aber unsere Clubführung selbst in ihrer ‚Kloppismus’-Manie beide Male zerstört hat. Beide Ansätze waren fußballerisch mehr oder weniger weit vom Fußball Kloppos entfernt und waren mit den Trainern Tuchel und Favre verbunden.

Seit der Saison 12/13 heißt der Deutsche Meister am Ende immer Bayern München und er wird wohl auch in dieser auch für Bayern sehr schwierigen Saison so lauten. In dieser gesamten Zeit waren in der Endtabelle die geringsten Abstände zum Zweiten zweimal 10 und einmal 2 Punkte. Dies war in der Spielzeit 14/15 einmal Wolfsburg unter Hecking (mit einem alles überragenden de Bruyne) mit 10 Punkten Abstand, dann der BVB in der Saison 15/16 unter Tuchel mit ebenfalls 10 Punkten Abstand und schließlich in der Spielzeit 17/18 unter Favre mit dem knappsten aller Abstände in diesem Zeitraum, nämlich 2 Punkten.

Eigentlich hätte man daher erwarten können und mMn auch müssen, dass die Clubführung des BVB die anderen fußballerischen Ansätze von Tuchel und Favre als die Chance begreifen müsste, die Vorherrschaft der Bayern zumindest für eine Spielzeit einmal zu unterbrechen und diese Trainer in ihrer fußballerischen Ausrichtung voll zu unterstützen. Statt aber die vielversprechende gesamte jeweilige Saisonleistung zu sehen und darauf für die entsprechende kommende Saison aufzubauen, hatte man den Eindruck , dass bestimmte Ergebnisse dieser Spielzeiten herausgepickt wurden und unterschwellig der Eindruck befördert wurde, unter einem Trainer Klopp wären solche Ergebnisse nicht vorgekommen und man hätte am Ende ganz vorne gestanden. Anstatt von der Chance für die nächste Saison zu sprechen, wurde auch bei vielen Anhängern über die verpasste Chance der zurückliegenden Saison lamentiert. Und statt Tuchel und Favre zu unterstützen, wurden ihnen Knüppel zwischen die Beine geworfen und sie wurden immer stärker demontiert. In der scheinbar unstillbaren Sehnsucht nach Klopp-Fußball wurden den Trainern Spieler zur Verfügung gestellt, die kaum zu deren Vorstellungen von Fußball passten. Und am Ende spielte man dann noch Doppelpass mit bestimmten Altstars der Mannschaft gegen den Trainer.

Während man in Leipzig die Sackgasse der Fixierung auf Pressing-/Gegenpressingfußball erkannt hat und man mittlerweile versucht, Elemente des Ballbesitzfußballs zu implementieren, will man beim BVB nun zum wiederholten Male zurück zu dieser Art Fußball. Das hat bei Bosz aus diversen Gründen nicht funktioniert, und ob es bei Rose funktionieren wird, muss sich zeigen. Eine erste erfolgreiche Saison ist ihm nach meiner Einschätzung durchaus zuzutrauen, doch danach dürfte es mMn auch Probleme geben. Es sei denn, dass er den Weg der ideologischen Festlegung verlässt und sich ergänzender/neuer/anderer Elemente des Fußballs offen gegenüber zeigt und sich und die Mannschaft somit weiterentwickelt. Entwicklung bringt dann Fortschritt, wenn sie auch nach vorne gerichtet ist und nicht in die Vergangenheit. Ansätze eine solchen Entwicklung hat Rose in seiner relativ kurzen Zeit bei Gladbach durchaus gezeigt, das muss man konstatieren. Nicht nur, aber auch deshalb hat er in meinen Augen eine faire Chance als neuer Trainer des BVB verdient.

In den letzten Jahren hat die BVB-Führung einiges richtig, allerdings auch so einiges falsch gemacht. Im Endeffekt waren es zu viele Fehler, um die Nr.2 - Position in der Bundesliga zu festigen und zu halten, geschweige denn um dem Anspruch gerecht zu werden, die Bayern ab und an einmal ‚zu ärgern‘. Es ist mAn an der Zeit, dass die verantwortlichen Personen sich in ihrer ‚kloppistischen’ Denke selbstkritisch hinterfragen statt sich teuer ‚strategisch beraten‘ zu lassen.


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