schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
A- A+
schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
Startseite | FAQ | schwatzgelb.de unterstützen
Login | Registrieren

Nun (Fußball allgemein)

Will Kane, Saarbrücken, Samstag, 26.09.2020, 14:55 (vor 1306 Tagen) @ HollyB

Man muss die heute noch gebräuchlichen Bezeichnungen vor dem historischen Hintergrund der Entwicklung der Verwaltungseinteilungen Dortmunds vom 19. Jahrhundert (nach Ende der napoleonischen Zeit, insbesondere aber im Kaiserreich) bis in die Weimarer Republik (Gebietsreformen des Freistaats Preußen, speziell die Kommunalreform von 1928 die Stadt und den Landkreis Dortmund betreffend) betrachten.

Hintergrund ist die regelrechte Bevölkerungsexplosion (u.a. durch Zuzug z.B. aus den Ostgebieten Preußens bzw. des Deutschen Reiches) und damit auch die immer weitere Ausdehnung der einzelnen Orte infolge der Industrialisierung.

Meine Großeltern und Eltern wurden z.B. noch in Lütgendortmund geboren, was eine Verwaltungseinheit im Landkreis Dortmund war und neben dem eigentlichen Lütgendortmund Orte wie Eichlinghofen, Bövinghausen oder Castrop umfasste. 1928 wurde der Landkreis Dortmund aufgelöst und dessen bisherige Verwaltungseinheiten zum größten Teil der Stadt Dortmund zugeordnet. Einige Bereiche wurden auch anderen Kreisen/Städten zugeschlagen bzw. wurden zu neugebildeten Städten.

Das alles stieß nicht nur auf Zustimmung und Wohlwollen in der Bevölkerung. Insbesondere unter den Bewohnern des vorher amtsfreien Hörde wurde der Verlust der Eigenständigkeit noch über Jahrzehnte hinweg bedauert und die Ablehnung der Zuordnung zur Stadt Dortmund war groß.

Meine Großeltern benutzten bis zu ihrem Ableben nach wie vor den Begriff ‚Dorf‘, wenn sie den Ortskern Lütgendortmunds um den Marktplatz herum meinten. Und man fuhr nach Dortmund, wenn man die Innenstadt meinte. Selbst bei meinen Eltern blieben diese Bezeichnungen gebräuchlich.

Wenn nun heute nach wie vor der Begriff ‚Nordstadt‘ gebräuchlich ist, dann ist damit schlicht der nördliche Teil der früheren Stadt Dortmund gemeint, wie sie vor 1928 bestand. Dieser Teil der Stadt war gekennzeichnet durch viele Mietshäuser im Gründerzeitstil, die für die insbesondere in der Stahlindustrie benötigten Arbeiter erbaut wurden.

Die nördlich davon gelegenen heutigen Stadtteile wie Eving, Brechten oder Derne gehörten vor 1928 nicht zur Stadt Dortmund, sondern zu verschiedenen Verwaltungseinheiten des Landkreises Dortmund und wurden auch nach der seinerzeitigen Kommunalreform in der Wahrnehmung der Bevölkerung nicht als ‚Nordstadt‘ betrachtet, höchstens vielleicht als ‚nördliche Stadtteile‘.

Dortmund in seiner heutigen Gestalt und mit seiner großen Flächenausdehnung ist halt im Prinzip eine Ansammlung vieler Dörfer um einen Innenstadtbereich herum und ist nicht so ‚ineinandergewachsen‘ wie die Städte des zentralen und westlichen Ruhrgebiets.


Antworten auf diesen Eintrag:



gesamter Thread:


1233302 Einträge in 13679 Threads, 13776 registrierte Benutzer Forumszeit: 25.04.2024, 00:36
RSS Einträge  RSS Threads | Kontakt | Impressum | Nutzungsbedingungen | Datenschutzerklärung | Forumsregeln