Mit Rashica wird das letzte bisschen Klasse gehen. Und die Klasse besteht bei ihm eigentlich nur aus einer Schuss- und einer Lauftaste.
Ich fand es aber schon stark, wie er sich beim Relegationsrückspiel aufgeopfert und nach hinten gearbeitet hat.
Rashica war im Prinzip ein typischer Werder-Transfer. Relativ unbekannter Spieler aus einer nicht unbedingt im Blickpunkt stehenden Liga. Wird für relativ wenig Geld verpflichtet, spielt sich bei Werder in den Fokus größerer Clubs und wird nach recht kurzer Zeit mit größerem Gewinn verkauft. Im Prinzip neben den TV-Geldern die wichtigste Finanzierungsquelle Werders. Diese Spieler (u.a. auch Delaney) will (und kann) man gar nicht halten, sondern muss und will sie so teuer wie möglich verkaufen.
Mit Rashica hatte man z.B. auch Ausstiegsklauseln vereinbart, die wohl auf einen möglichen Transfer zu einem PL-Club abzielten. Die Coronakrise hat auch hier solchen Erwartungen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dennoch dürfte man mit Rashica immer noch einen gewissen Transfergewinn erzielen.
Bei Klaassen hatte man ein ähnliches Kalkül. Ein talentierter, woanders ‚gescheiterter‘ Spieler findet bei Werder zu alter Stärke zurück und wird dann ebenfalls mit deutlichen Gewinn verkauft. Auch ein typisches Vorgehen Werders. Nur hat sich Klaassen (auch bedingt durch das System Kohfeldts) nicht ganz so entwickelt wie erhofft. Interessenten für ihn gibt es offensichtlich nicht, vielleicht doch Ajax. Möglicherweise kehrt er ja zu Ajax zurück und kann dort wieder auf seiner Lieblingsposition spielen. Allerdings würde man bei einem Verkauf ‚coronabedingt‘ Minus machen.
Pavlenka wäre in weiterer Kandidat, der einigermaßen Geld einbringen würde, eventuell Augustinsson oder auch Veljkovic. Bei M. Eggestein dürften das Interesse anderer Clubs mehr oder weniger erloschen sein.
Im übrigen sind dies alles Spieler, die verpflichtet wurden, als der vormalige Kaderplaner und Chefscout Tim Steidten nich dafür verantwortlich war. Bei den Verpflichtungen für die gerade abgelaufene Saison war er nicht mehr oder kaum in der Bütt. Vor der Saison ist er zu Leverkusen als Kaderplaner gewechselt.
Für die Saison 19/20 zeichnet hauptsächlich Baumann für die Verpflichtungen verantwortlich, in Absprache mit Kohfeldt. Und Baumann verpflichtete (über Leihgeschäfte mit Kaufverpflichtung) in der Hauptsache ‚gestandene‘, teilweise ältere Bundesligaprofis. Diese waren woanders mehr oder weniger aussortiert, verursachen allerdings in der Ablöse und vor allem im Gehalt hohe Kosten. Und haben, wenn überhaupt, nur einen sehr niedrigen Wiederverkaufswert. Sie haben Kapital gebunden, das nicht mehr für die Verpflichtung von Talenten zur Verfügung steht.
Bei dem Kader bekommt man echt das Gruseln. Wie wollen die in der Konstellation nächstes Jahr in der Liga bleiben? Graupenteams wie Paderborn und Düsseldorf gibt es vermutlich nicht, Union und Bielefeld sehe ich da schon verhältnismäßig stark und gefestigt.
Die Qualität des Kaders sehe ich persönlich als gar nicht so schwach an. Einige Positionen sind definitiv fehlbesetzt bzw. es fehlen backups und insgesamt ist die Kaderzusammensetzung unausgewogen. Allerdings müsste man mMn mit diesem Kader eher im gesicherten Mittelfeld und nicht in der Abstiegszone zu finden sein. Wenn der Verletztenstand niedrig ist.
Baumann hat angekündigt, wieder zum früheren Fokus bei Verpflichtungen zurückzukehren. Es wird Werder auch schlicht gar nichts anderes übrig bleiben. Aktuell geht der Blick z.B. nach Österreich.
Einfach wird der Weg Werders bestimmt nicht.