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Neu auf schwatzgelb.de: Warum es richtig ist... (BVB)

Born-to-run, Samstag, 04.07.2020, 00:37 (vor 1386 Tagen) @ Rupo

Hallo Thomas!

Nun ja, die Klopp-Ära als Beleg für die Notwendigkeit des Hinausposaunen von Saisonzielen, die sich an konkreten Tabellenplätzen orientieren, halte ich doch für fragwürdig. Seine Zielsetzung bezogen sich eher darauf, wie sich sein Team im Spiel präsentieren sollte.

Das Ziel, dass er sich zu Beginn seiner Amtszeit vorgenommen und auch formuliert hatte, waren die vielzitierten "Vollgasveranstaltungen". Die Fans sollten verlässlich eine Mannschaft auf dem Feld sehen, die "alles raushaut". Tabellenplatz mehr nebensächlich. Das wurde auch überwiegend erfüllt, wenn auch in 2008/2009 nicht jedes Spiel für sich bereits ein Leckerbissen war, sondern trotz ausreichend Einsatzwillen waren noch etliche "zähe" Partien und Phasen darunter. Mehr gab der Kader wohl auch nicht her.

Im darauf folgenden Jahr habe ich als Zielformulierung in Erinnerung >> die Zahl der Spiele, nach denen die Fans im Gefühl "wie geil war das denn?" nach Hause fahren, dramatisch zu erhöhen << mit Platz 5 in 2010 zeigte man sich da schon auf einem ganz guten Weg. "Dramatisch" wurde die Verbesserung dann in der folgenden Saison.

Was Klopp aber selbst als Herbstmeister mit deutlichem Vorsprung beharrlich vermieden hat, war die Meisterschaft als öffentlich erklärtes Ziel zu benennen. Offiziell waren wir da nur auf einem guten Weg im Abstiegskampf.

Ich kann mich auch nicht an eine einzige Aussage erinnern, wonach die Titelverteidigung für 2012 als Ziel ausgegeben wurde. Wer da besseres weis, mag mich belehren. Und an forsch formulierte Kampfansagen in Richtung Bayern sind mir auch nicht im Gedächtnis geblieben. Im Gegenteil. Das Zitat von den "schottischen Verhältnissen" stammt ja auch von Klopp selbst. Meines Wissens anlässlich irgendeiner PK kurz nachdem auch Lewas Wechsel zu den Bayern feststand, und auch für ihn immer klarer wurde wie schwierig es in künftigen Jahren werden würde diesen nochmal wirklich gefährlich nahe zu kommen.

Das Zitat, wonach entweder viele Dinge (ich meine es waren viele"Köpfe") die sich ändern (bzw. rollen) müssten oder er sich (bzw. "sein Kopf") entsprang ja wohl auch der Erkenntnis, das mit dem ihm zur Verfügung stehenden Personal ein neuerlicher Angriff auf die "forever-number-one-bayern" illusorisch schien.

Meine Interpretation seines damals angekündigten Rückzugs ist, dass er sich zum Einen selbst scheute, einen harten personellen Schnitt im Kader vorzunehmen, bei dem er verdiente Spieler "seiner Ära" (Schmelle, Pischzu, Sahin, Subotic, Großkreutz ), denen er den Sprung auf das nächste Level, welches nötig gewesen wäre um wieder auf Tuchfühlung zu den Bayern zu kommen, nicht zugetraut hat, hätte absägen müssen. Zum Anderen der Zweifel ob die notwendige "Kaderauffrischung" mit Spielern, in denen er dieses Potential gesehen hätte, vom Verein hätte gestemmt werden können.

Die Situation, die er nach dem BVB in Liverpool vorgefunden hat, war ungleich komfortabler, da hier die finanziellen Mittel gegeben waren um sich mal eben für zig Millionen einen neuen Torwart, Innenveteidiger, Stürmer oder was auch immer zu holen. Damit möchte ich seine Leistung dort nicht schmälern. Er hat zumindest bewiesen, dass er zumindest dann, wenn "Waffengleichheit" besteht er auch mit dem anderen Übertrainer Pep mithalten, bzw. ihn sogar schlagen kann. Auch auf die lange Distanz.

Hilft uns aber im Moment für den BVB und der Situation in der Bundesliga auch nicht weiter. Waffengleichheit herrscht nicht. Also müsste das her, was Klopp damals geliefert hat: eine neue (überlegene) Spielidee. Die werden, glaube ich nur alle paar Jahre, und von besonderen Trainern kreiert. Zudem sollten diese Trainer die Gelegenheit haben, sich für diese Spielidee die passende Mannschaft zu formen und sie auch zu entwickeln.

Beides erscheint mir für einen Club die den BVB unter den gegebenen Umständen schwierig. Obwohl ich Favre durchaus für einen "besonderen" Trainer halte, wenn auch auf eine ganz andere Art wie Klopp. Wenn er in aller Stille so vor sich hinbastelnd dürfte, könnte er, glaube ich, für überraschende Ergebnisse sorgen. Aber die Zeit, und die Postion "unter dem Radar", wie Klopp sie in seinen ersten 3 Jahren vorgefunden hat, wird Favre nicht wirklich zugestanden. Dieser in großen Teilen ähnlich junge Kader, wie der 2009, müsste die Chance bekommen 2 Spielzeiten zu reifen, ohne den Verlust von Leistungsträgern hinzunehmen. Oder zumindest erst dann, wenn sie auf ihrem höchsten Leistungslevel angekommen sind und dies hier wenigstens eine Saison einbringen konnten.

So war es zumindest bei Sahin, Kagawa, Lewandowski und eigentlich auch Götze.

Sancho, Haaland, Morey, Zagadou, Reyna usw. sind dies aber alle noch nicht. Hakimi und Pulisic auch noch nicht - und die sind schon wieder weg.

Das ist für mich der wesentlich gewichtigere Faktor, beim Versuch mal wieder was zu gewinnen. Vielleicht sogar ohne das die Bayern wirklich schwächeln. Denn das haben sie 2012 auch nicht. Da waren wir tatsächlich personell auf Augenhöhe. Weswegen das Imperium ja auch so unbarmherzig zurück geschlagen hat, um der real drohenden Wachablösung zu entgehen.

Ob und welche Ziele wir öffentlich formulieren, spielt da glaube ich nur eine untergeordnete Rolle.

Einen schönen Abend noch,

Daniel


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