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Armut nach der Karriere - Häufigkeit und Gründe (Fußball allgemein)

Will Kane, Saarbrücken, Freitag, 06.12.2019, 11:17 (vor 1596 Tagen) @ Sascha

Was aber auch daran liegt, dass "Profitum", also Fußball als Beruf, auch lächerlich weit runtergeht. In der aktuellen 11Freunde gibt es einen Artikel über die Insolvenz der SG Wattenscheid, der damit anfängt, dass sich zwei Spieler auf dem Arbeitsamt melden.

Da ist doch das System benagelt, wenn bei einem Viertligisten Leute ausschließlich ihr Geld mit Fußball verdienen. Da kann auf dem Niveau einfach kein Betrag auf der hohen Kante bleiben, der einem mit 35 Jahren groß durchs weitere Leben hilft.

Vor ein paar Jahren stieg Saar 05 Saarbrücken nach einem Durchmarsch von der Kreisliga B durch die jeweiligen nächsthöheren Ligen in die Regionallige Südwest auf. Im Kader befand sich kein einziger Profispieler und man wollte dies auch in der Regionalliga so beibehalten. Nur wer sportlich in der Regionalliga mithalten will, kommt um einen Profikader nicht herum. Saar 05 erlebte eine Saison à la Tasmania Berlin und stieg mit nur zwei Saisonsiegen gleich wieder ab. Von dem Abenteuer hat sich der Verein bis heute nicht erholt und ist nach dem Abstieg in die Oberliga Saarland / Rheinland-Pfalz freiwillig in die sechstklassige Saarlandliga zurückgegangen (wobei man ohnehin bereits als Absteiger aus der Oberliga feststand).

Saar 05 war der einzige tatsächliche Amateurverein in einer Liga, die fast ausschließlich aus Vollprofiteams besteht und die auch unter entsprechenden Bedingungen trainieren. Die Regionalliga war bislang durch die Relegationsspiele immer ein ‚Flaschenhals‘, durch den etliche Teams nach oben strebender Clubs nicht durchkamen. Der Wettbewerb ist knüppelhart und wird auch dadurch nicht anders, wenn nun der Meister direkt aufsteigt. Es tummeln sich ja etliche Traditionsvereine in den Regionalligen, die alle wieder aufsteigen wollen und zudem mit ehrgeizigen ‚Newcomern‘ und Zweitvertretungen von Bundesligaclubs konkurrieren. Mit einem Kader mit ‚Halbprofis‘ oder gar ‚reinen Amateuren‘ hat man da keine Chance. Von Liga zu Liga aufsteigend wachsen auch die Anforderungen des DFB bezüglich der vorzuhaltenden Infrastruktur. Und in diese investiert man nur, wenn auch die Chance auf eine weitergehende sportliche Entwicklung besteht.

An Spielern mangelt es dabei nicht. Die Nachwuchsleistungszentren der Bundesligaclubs sowie der Clubs der 3. Liga und der Regionalligen stoßen jedes Jahr neue Spieler aus, die irgendwo unterkommen wollen. Hinzu kommen Ex-Bundesligaprofis, die sich nach ihrer Karriere in den höheren Klassen noch ein paar Euro verdienen wollen und auch kostengünstige Spieler aus dem Ausland.

Diese Vollprofis müssen auch bezahlt werden. Dies ist einer der wesentlichen Gründe, warum es vielen Clubs in der Regionalliga wirtschaftlich nicht so besonders gut geht oder warum sie sich in großer Abhängigkeit von einem Sponsor befinden. Beim 1. FC Saarbrücken z.B. liegen die Jahresgehälter der Spieler im (durchaus nicht niedrigen) sechsstelligen Bereich. Eine ganze zeitlang wurden die Spieler auch damit gelockt, dass sie im benachbarten Frankreich leben konnten und somit aufgrund der steuerlichen Komponenten ein höheres Nettogehalt erzielen konnten. Wieviel man von solchen Summen als Junggeselle oder Familienvater ‚für später auf die Seite legen‘ kann, ist sicherlich auch eine Frage des jeweiligen Lebensstils, den man pflegt. Und der ist bei einem Großteil der Spieler erstaunlich aufwendig. Klein hingegen ist jedoch der Anteil der Spieler, die sich bereits während ihrer Karriere als Fußballer ernsthaft Gedanken darum machen, was sie konkret nach Beendigung ihrer Fußballerlaufbahn beruflich tun werden. Nur für die allerwenigsten wird sich eine Möglichkeit ergeben, in anderer Funktion weiter im Fußball tätig sein zu können, und das auch zumeist mit teilweise erheblich niedrigerem Einkommen. Wobei es für sehr viele ein offensichtlich sehr großes Problem ist, den eigenen Lebensstil der neuen Einkommenssituation anzupassen.

Soweit ich weiß, hatte Simon Rolfes eine Agentur gegründet, die Fußballern bereits während ihrer Karriere beratend zur Seite stehen sollte, um zum einen den eigenen Lebensstil bereits während der Spielerkarriere der Zeit danach anzupassen und zum anderen Entscheidungen bezüglich der Zukunftsgestaltung zu treffen. Was daraus geworden ist, weiß ich nicht.


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