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Woher kommt die schlechte Meinung über Klinsmann? (Fußball allgemein)

Will Kane, Saarbrücken, Mittwoch, 27.11.2019, 14:19 (vor 1605 Tagen) @ Netzpirat

Warum wird Jürgen Klinsmann eigentlich von einem Großteil der Gesellschaft belächelt? Er hat bei der Nationalmannschaft damals einen enormen Hype ausgelöst und verkörperte damals absoluten Siegeswillen. Wer erinnert sich nicht, an die Doku über das Sommermärchen?

Bei den Bayern ist er dann "gescheitert". Er hatte damals das Amt von Legende Ottmar Hitzfeld übernommen und an Jupp Heynkes abgegeben. Das sind zwei Trainer, neben den man schon alt aussehen kann. Zumal es seine erste Trainerstation war (Verein).

Klinsmann wird sich weiterentwickelt haben und hat mit der Hertha nun eine entsprechende Kragenweite bekommen. Ich halte ihn für einen super Motivator und einen durchaus intelligenten Trainer.

Als ich kurz vor Weihnachten 2008 das Spiel Bayern - Hoffenheim gesehen habe (muss der 16. Spieltag gewesen sein), habe ich bei mir gedacht, diese beiden Teams werden die Meisterschaft unter sich ausmachen. Dass es dann gänzlich anders kam durch die Entwicklungen in der Rückrunde, hat mich doch etwas überrascht.

Es muss bei Bayern in der Rückrunde einiges passiert sein und ich persönlich gehe davon aus, dass die Demütigung in Barcelona einiges damit zu tun hatte.

Klinsmann war nicht der Wunschkandidat von Uli Hoeneß. Der hatte Klopp als neuen Trainer im Auge und auch bereits ein Gespräch mit ihm geführt. Doch wurde er von der Euphorie im Club über die Chance, Klinsmann zu verpflichten, völlig überrascht. Breitner hatte den Kontakt hergestellt und Rumenigge hatte bereits mit Klinsmann persönlich gesprochen. Hoeneß, damals noch uneingeschränkt mächtigster Mann an der Säbener, konnte da mit einem Zweitligatrainer aus Mainz gegen den Trainer des ‚Sommermärchens‘ nichts ausrichten. Das dürfte dem Uli nicht geschmeckt haben. Später hat er sich einmal (etwas verächtlich) so ausgedrückt, dass die anderen im Club „ganz besoffen“ von einer Verpflichtung Klinsmanns gewesen seien. Und der Uli vergisst nicht.

Zunächst wurden Klinsmann so gut wie keine Neuzugänge zugestanden (außer Borowski), auch in der Winterpause nicht. Die Spieler haben auch mitbekommen, dass Klinsmann nicht der Wunschkandidat von Hoeneß war. Die erste sportliche Schwäche wurde dann von van Bommel und Co auch ausgenutzt, um gegen den Trainer Stimmung zu machen. Die Spirale war in Gang gesetzt und führte dann auch folgerichtig zur Demission Klinsmanns.

Inwieweit Klinsmann unter anderen Voraussetzungen und Bedingungen etwas hätte bewirken können bei Bayern, bleibt offen. Die Tatsache, dass er später dann Nationalcoach der USA geworden ist, deutet für mich darauf hin, dass er sich selbst eher als Trainer einer Auswahlmannschaft und nicht einer Clubmannschaft sieht.

Beim DFB war er 2004 der (ungeliebte) richtige Mann zur richtigen Zeit. Seine große Stärke in den zwei Jahren seiner Tätigkeit war es, verkrustete alte Strukturen konsequent aufzubrechen und ebenso konsequent neue Strukturen einzuziehen. Seine Konsequenz ging dem DFB aber zu weit, sodass die damaligen DFB-Granden gegen den Willen Klinsmanns den arbeitslosen Sammer als Sportdirektor (wofür ihn nichts qualifizierte) installierten, der ihn kurzfristig als Bundestrainer hätte ablösen können. Nur war niemand außer Klinsmann bereit gewesen, den untergehenden Kahn Nationalmannschaft zu übernehmen und Klinsmann hatte auch ansprechende Ergebnisse geliefert. Ganz wesentlich war seine konsequente Umstellung auf ein 4-4-2, was international damals Standard war. Dies bedeutete auch der Abschied von den ‚Manndeckern‘ und die Implementierung eines modernen Spiels der Innenverteidiger in einer Viererkette. Es wurde ‚gescreent’ und Klinsmann entschied sich dabei für Metzelder und den damals fast völlig unbekannten Mertesacker. Er setzte auch auf viele junge Spieler.

Als Klinsmann bei Antritt seiner Tätigkeit als Bundestrainer ankündigte, beim WM-Turnier im eigenen Land Weltmeister werden zu wollen, wurde er von den meisten verlacht. Hinterher haben es natürlich alle gewusst, dass er es fast bis ins Finale schafft. So ist das halt. Später wussten dann auch alle schon vorher, dass das bei Bayern nichts wird. Klinsmann hat über seine gesamte Karriere als Spieler und Trainer immer eine gewisse Häme begleitet. Lag vielleicht auch daran, dass er nicht unbedingt so wir die anderen Fußballer war.

Wenn ich es richtig verstanden habe, dann übernimmt Klinsmann in Berlin interimsmäßig, weil keiner der Wunschkandidaten an hoc zur Verfügung steht. Schaun mer mal. Die Spieler der Hertha sind nun gefragt, sich zu ‚zeigen‘. Das werden sie sicherlich auch tun. Was uns nicht daran hindern sollte, dort zu bestehen.


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