Ego: Die Ich-AG-Götze identifiziert sich offensichtlich sehr mit dem Verein, der ihn in Watte packte und langsam aufbaute und aus seinem Loch holte. So sehr, dass Gehaltsvorstellungen utopisch wurden. Das ist Dankbarkeit, so wie ich sie mag. *kotz*
Dieses These "Götze verlängert nicht, weil er mehr Geld will" ist aber genau das. Eine These einer großen Boulevardzeitung. Die auch einem Spieler unterstellt, er wäre eigentlich jemand anderes und würde mit falschen Namen spielen und leben in Deutschland. Wie sich herausstellte: Man lag falsch.
Er nagt sicherlich nicht am Hungertuch. Er hat so gar nichts gelernt.
Götze kann man vieles unterstellen. Und man kann auch einiges an ihm kritisieren. Und keiner muss ihn wirklich lieben/mögen. Aber du urteilst recht hart, ohne zu wissen, ob die Grundlage deines Urteils überhaupt zutrifft.
Und du blendest jeden weiteren möglichen Faktor aus. Götze hat 5 Jahre des Niedergangs hinter sich. Mit leichten Ausschlägen nach oben und stärkeren nach unten. Einige Monate hat er bei uns (letzte Rückrunde) dann sogar mehr als ordentlich agiert und war noch einer der besseren.
Allerdings war die Art, wie er die Sturmposition spielt und interpretieren kann, eben für die gesamte Mannschaft er suboptimal. Dafür kann er dann aber nichts.
Unter dem Strich ist er nicht erste Wahl als Stürmer; bei keinem derjenigen, die sportlich bei uns etwas zu beurteilen haben. Im Mittelfeld ist er für die Außenbahnen einfach körperlich inzwischen zu sehr limitiert. Im Zentrum wäre auch eine Option, aber dort ist Marco Reus dann eher gesetzt. Bliebe eine defensivere Rolle neben Witsel.
Allein dass die möglichen Optionen zwischen Stürmer und zentralem defensiverem Spieler variieren, zeigt, wie sehr er da im Grunde gar keinen echten Platz hat. Resultiert in erster Linie auch aus seinen herausragenden fußballerischen Fähigkeiten, die er ja zweifellos hat. Aber es gehört eben auch noch mehr dazu, um bei einer CL Mannschaft dann in der ersten 11 zu stehen.
Und so muss Mario Götze jetzt einfach auch eine Entscheidung für sich treffen. Will er weiter eher im "Zwischenmaß" herumdümpeln, dafür zwar gutes Geld bekommen, aber eben deutlich weniger als viele Jahre lang? Will er die letzten Jahre seiner Karriere in der Form verbringen? Glaubt er, noch einmal voll angreifen zu können und sich einen Stammplatz (auf welcher Position auch immer) erkämpfen zu können? Mit all der medialen Begleitmusik?
Oder sagt er sich dann jetzt vielleicht, zwar erst 28 Jahre jung, aber eben auch schon mehr als 10 Jahre dabei, mit haufenweise Titeln dekoriert, dass er einfach einen anderen Weg einschlägt und sich mehr darauf konzentriert, zufrieden auf einem Level zu agieren, wo er wieder als großer Star gefeiert wird und relativ leicht auch als Stammkraft (im Zweifel sogar auf der von ihm absolut präferierten Position) spielen wird? Ohne ständig medial hören zu müssen "Das Wunderkind von einst, der gescheiterte, der WM Siegtorschütze, schafft es nicht mehr über die Rolle eines Ersatzspielers hinaus"...
Wer Götze da nicht verstehen kann und weiterhin von "Ihm fehlt Dankbarkeit" spricht, muss sich schon auch fragen lassen, ob er überhaupt sachlich die Dinge beurteilen will. Wie gesagt, Götze ist sicherlich jemand, der polarisiert(e) und der auch Kritik hervorruft. Er ist auch einfach selten gut beraten worden und dummerweise ist er dabei auch eher leicht zu beeinflussen in dem, was er dann als Analyse vornimmt und an Entscheidungen trifft.
Aber defacto ist er jetzt an einem Punkt seiner Karriere, wo ein "Ich verlängere da mal für 4 Jahre nochmal" irgendwie schwierig ist. Klar, würde man ihm wieder 10 Mio. EUR Gehalt bieten, würde es ihm vielleicht etwas leichter fallen zu sagen, dass seine jetzige Rolle schon für ihn okay sei. Aber wer daraus einen Vorwurf ableitet, der will es halt auch einfach nicht anders einsortieren.
MFG
Phil