So L‘Équipe nicht ganz unironisch zu den neueren Entwicklungen. Es bleibt interessant.
Sissiko hat ein vehementes statement abgegeben, dass sein Schützling Ous auf jeden Fall bei Barça bleiben wird. Die Halbwertzeit solcher Äußerungen ist sicherlich eher gering, aber leichter machen sie das Zustandekommen des deals auch nicht.
Heute soll Barça ein letztes Angebot vorlegen, um den Transfer doch noch zu ermöglichen. Wenn das dann auch nicht funktioniert, dann haben ja die Clubgrößen heute Abend in Monaco noch die Gelegenheit zu einem Gespräch ‚unter Männern‘.
Neymar soll übrigens am Freitagabend in Metz entgegen den vorher verkündeten Absichten nicht eingesetzt werden. Schade eigentlich, hätte ihn mir gerne noch einmal angeschaut. Aber dürfte wohl ein Fingerzeig sein, dass die Verhandlungen noch bis zur letzten Minute andauern können.
Wenn für den BVB nicht so viel Geld im Spiel wäre mit Dembele und evtl Guerreiro könnte man sich das ja noch viel entspannter angucken. Denn ich hege für keinen der beiden Vereine Sympathien. Wie Barcelona auch nur entfernt auf die Idee kommen kann, den brasilianischen Möchtegerne-Superstaren wieder zu verpflichten, kann mir auch keiner erklären. Aber die hatten ja auch den großartigen Vertrag mit einer Treueprämie mit ihm, die nicht erst nach Transferschluss fällig wurde. :-)
Ich verstehe den Hype um Neymar nicht, denn wirklich Großes hat er noch nicht geleistet.
Was den hype um Neymar anbelangt, so lohnt es sich, einmal die Perspektive zu wechseln. Neymar ist Brasilianer und in Brasilien nimmt der Fußball eine ganz besondere Stellung ein. Sicher genießt der Fußball auch in anderen Ländern hohe Aufmerksamkeit, aber in Brasilien ist die Bedeutung des Fußballs noch einmal eine ganz andere, die sich die meisten Menschen in Europa kaum vorstellen können. Brasilien als fünfmaliger Fußballweltmeister hat immer wieder wunderbare Fußballer hervorgebracht, an erster Stelle ist hier natürlich der einzigartige Pelé zu nennen. Aber auch Zico, Ronaldo und viele andere sind nationale Ikonen. Nur hat die brasilianische Nationalmannschaft seit längerem nicht mehr die Bedeutung wie noch vor einiger Zeit. Und ein Clubteam wie der legendäre FC Santos der 60er, das als beste Clubmannschaft der Welt galt, gibt es schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Was nicht nur, aber auch daran liegt, dass trotz aller Begabungen ein Ausnahmetalent wie Pelé nicht wieder aufgetaucht war.
Bis, ja bis Neymar auf der Bildfläche erschien. Eine großes Talent, aus ärmlichen Verhältnissen stammend, das dann auch noch beim FC Santos spielt, dem Club Pelés. Dass da in Brasilien ein Riesenhype losging, sollte nicht überraschen. Neymar wurde so etwas wie der neue Fußballmessias, der Brasilien wieder an die Weltspitze führen soll. Die Medien in Europa sprangen spätestens auf diesen Zug auf, als es um einen Wechsel Neymars nach Europa ging. Zumal der Junge auch ‚yellow press‘-Qualitäten besitzt.
Ob er die in ihn gesetzten Hoffnungen fußballerisch erfüllt, mag im Auge des Betrachters liegen. In Brasilien liebt man ihn, weil er seinerzeit bewusst auf die Südamerikameisterschaft verzichtet hat, um bei den Olympischen Spielen im eigenen Land die Olympiaauswahl anzuführen. Und er hat ja durchaus einiges zum Gewinn der Goldmedaille beigetragen. Auch sollte man seinen Beitrag zum Triplegewinn in seiner ersten Saison bei Barça nicht zu gering schätzen. Natürlich hatte und hat Barça immer mehrere Ausnahmekönner in der Mannschaft. Aber die Sturmreihe Messi, Suarez, Neymar war schon nicht von schlechten Eltern, auch weil sie fast perfekt miteinander harmonierte. In seinem zweiten Jahr wurde dies durch den Doublegewinn noch untermauert.
Der Wechsel zum PSG, mittlerweile von Neymar selbst als sein größter Fehler bezeichnet, brachte ihm fußballerisch nur Stagnation und hinsichtlich seines Privatlebens und seines Verhaltens auf dem Platz waren die letzten zwei Jahre wenig erbaulich. In Brasilien gibt es eine aufgeregte Diskussion darüber, dass Neymar unbedingt wieder zurück zu Barça müsse, weil er dort fußballerisch und privat ‚gut aufgehoben‘ sei und nicht abzudriften drohe wie in Paris. Es wird diesbezüglich schon ein gewisser Druck auf Neymar aufgebaut.
Gleichzeitig grübelt in Barçelona Messi darüber, wie er noch einmal mit seinem Club die CL gewinnen könne. Es ist kein Geheimnis, dass Messi die Entwicklung der letzten Zeit dort nicht gefällt. Und wenn Massi etwas nicht gefällt, dann bekommen die Verantwortlichen bei Barça Handlungsdruck. Messi gilt als der größte driver des Wechsels von Neymar zurück zum FC Barcelona. Denn er ist wohl zu dem Schluss gekommen, dass die Barça-Offensive mit Neymar am besten funktioniert hat in den letzten Jahren. Zudem war Neymar so etwas wie ein buddy Messis in seiner Zeit dort.
Dass das Ganze für die Medien ein Fest in, gerade in Spanien, liegt auf der Hand. Ich persönlich bin schon der Meinung, dass ein Barça mit Neymar noch einmal eine qualitative Verbesserung darstellt im Vergleich zu einem Barça ohne Neymar.