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Videoschiedsrichter Perl: "Fahrlässig von mir" (Fußball und Sport allgemein)

uwelito, Wambel forever, Montag, 06.05.2019, 18:49 (vor 2421 Tagen) @ Sascha

Genau. Schiedsrichter verstehen sich in den Profiligen aber nicht als Dienstleister, sondern als Mitspieler oder sogar Spielgestalter. Vielen scheint MEHR auffallen wichtiger, als unauffällig einfach den Regeln Geltung zu verleihen. Deswegen die dauernden nicht nachvollziehbaren Regelauslegungen bei Foul und Handspiel, die dann auch oft noch hanebüchen in Interviews gerade gebogen werden.


Diese Denkweise fand ich ganz auffällig bei der Erklärung zum Handelfmeter. Die Entscheidung soll ja angeblich völlig korrekt und im Einklang mit einer von der Schiedsrichterzunft getroffenen Interpretation erfolgt sein. Die Regel an sich bezieht sich aber allein auf die pure Absicht beim Handspiel und da zeigt es mir schon eine gewisse Hybris seitens der Schiedsrichter, wenn eigenmächtig Interpretationen als gültig und anzuwenden festgelegt werden, die nicht im Einklang mit dem Regelwerk stehen. Die Scheidsrichter sollen der Regel Gültigkeit verschaffen und nicht, sie zurecht biegen.

Fairerweise muss man sich aber auch mit der Frage auseinandersetzen, wie "Absicht" zu qualifizieren ist. Und das ist schwieriger, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Nämlich dann, wenn man den Begriff konzeptualisiert. Zwar gibt es auch die eindeutigen Situationen, wo ein Spieler offensichtlich und bewusst den Ball mit Arm oder Hand zum eigenen Vorteil spielt. Doch das sind im Strafraum ja eher die Ausnahmesituationen. Darüber hinaus finde ich eine Interpretation grundsätzlich legitim, die besagt, dass man ein Handspiel auch dann als strafbar bewerten kann, wenn der Spieler bewusst seine Arme (aus biomechanischer Sicht unnötigerweise) potentiell so als Schild einsetzt, dass sich die Wahrscheinlichkeit erhöht, einen Ball abwehren zu können. Obwohl es dabei keine aktive Bewegung zum Ball gibt. Man könnte von aktiver und passiver Absicht sprechen, den Begriff hier also als Konzept verstehen, der über das gewöhnliche alltägliche Verständnis von "Absicht" hinausgeht. Es wäre aus meiner Sicht zudem sinnvoller von einer "unnötigen" als von einer "unnatürlichen" Verbreiterung der Körperfläche ( oder von einem unnötigen Einsatz der Arme) zu sprechen.

Grundsätzlich muss man kritisieren, dass die Interpretationsrichtlinien und die existierenden Konzeptualisierungen (es muss sie ja in niedergeschriebener Form geben), mit denen die Schiedsrichter arbeiten, nicht öffentlich gemacht werden. Oder zumindest im genauen Wortlaut nicht so einfach zu finden sind. Der DFB z.B. hat auf seiner Webseite im Bereich für die Schiedsrichter öffentlich nur ein Armutszeugnis anzubieten. Die Überschrift ist übrigens kein Gag von mir:

DAS HANDSPIEL IN ALL SEINEN FACETTEN
Wann es einen Einwurf oder eine Ecke gibt, ist wohl jedem Fußballer bekannt. Doch was passiert, wenn ein Auswechselspieler einfach während der Partie auf das Spielfeld läuft und ein Tor verhindert? Warum gibt es nicht für jedes Handspiel eine gelbe Karte? Wie viele Spieler muss eine Mannschaft eigentlich mindestens haben? In der Regelecke werden verschiedene Regeln und deren aktuelle Auslegung anschaulich erklärt. Heute: Das viel diskutierte Handspiel.

Zunächst bietet sich ein Blick in das aktuelle Regelheft des DFB an. Dort ist eine klare Aussage zum Handspiel zu finden.

Dem gegnerischen Team wird ein direkter Freistoß zugesprochen, wenn ein Spieler den Ball absichtlich mit der Hand spielt (gilt nicht für den Torwart im eigenen Strafraum).

Die Voraussetzung für die Beurteilung eines Handspiels ist natürlich die Wahrnehmung durch den Schiedsrichter. Immer wieder kommt es zu Handspielen, die der Schiedsrichter nicht bemerkt und somit auch nicht beurteilen kann. Im Folgenden wird daher davon ausgegangen, dass der Unparteiische die Berührung des Balles mit der Hand erkannt hat. Doch Moment mal: Was ist denn überhaupt die Hand? Wer dies für eine einfache Fragestellung hält, wird bei einem Blick in die Regeln feststellen, dass die Schulmedizin und das Regelwerk hier unterschiedliche Ansichten haben. Ein Handspiel liegt demnach vor, wenn der Spieler den Ball mit der Hand oder dem Arm absichtlich berührt. Es spielt dabei übrigens keine Rolle, ob der Ball womöglich die vorgesehene Flugbahn verändert und ein gegnerischer Spieler dadurch nicht in Ballbesitz gelangt. Einzig und allein die Absicht ist entscheidend.

Absicht oder nicht?
Dieser Bestimmung ist bereits zu entnehmen, was der Schiedsrichter als erstes zu tun hat, wenn er einen Kontakt zwischen Ball und Hand wahrnimmt. Er muss beurteilen, ob diese Berührung absichtlich erfolgt ist oder nicht. Wenn er sie als unabsichtlich einstuft, kann er sie dem Regeltext entsprechend auch nicht bestrafen. Eine Hilfestellung findet der Referee in den Anweisungen der FIFA, die ihm einige Hinweise darauf geben, wann ein Handspiel als absichtlich einzustufen ist. Hier heißt es, dass der Unparteiische auf eine Bewegung der Hand zum Ball achten soll und nicht umgekehrt. Auch die Entfernung zwischen Spieler und Ball ist zu beachten. Im Klartext heißt dies, dass der Schiedsrichter beurteilen muss, ob der Spieler überhaupt eine Chance hatte, dem sich nähernden Ball auszuweichen. Auch die Position der Hand kann eine entscheidende Rolle spielen. Befindet sie sich nämlich in einer unnatürlichen Haltung, muss auch von Absicht ausgegangen werden. Das typische Beispiel hierfür sind Spieler in einer Mauer, die zum Schutz des Gesichtes einen Arm hoch halten. Springt der Ball nun gegen diesen Arm, so liegt zwar sicherlich keine aktive Bewegung zum Ball vor – der Arm hat jedoch dort oben nichts verloren, und deswegen handelt es sich um ein absichtliches Handspiel. Die Regel geht sogar soweit, dass ein Handspiel auch dann absichtlich erfolgt, wenn der Spieler den Kontakt zwischen Ball und Hand zwar vorhersehen kann, ihn aber nicht verhindert.

Quelle: dfb.de/schiedsrichter/aktiver-schiedsrichterin/artikel/das-handspiel-in-all-seinen-facetten-1131/


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