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„Der Druck am Ball determiniert das kollektive Verhalten“ (BVB)

Will Kane, Saarbrücken, Dienstag, 11.12.2018, 19:59 (vor 1956 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

So von Lateiner zu Lateiner: Wenn man sich einige Zeit im universitären Kosmos aufgehalten hat, sich selbst und seine eigene Wissenschaftspräferenz dabei nicht allzu sehr als das Maß aller Dinge betrachtet hat, und darüberhinaus in der Lage war, über den Horizont des eigenen Wissenschaftszweiges hinaus schauen zu können, dem wird vielleicht ein spezifisches Phänomen aufgefallen sein. Gerade in jüngeren Wissenschaften, deren Berechtigung als Wissenschaft von traditionellen Wissenschaften eher bezweifelt wird, neigt man zur fast schon extremen Verwendung von Fremdwörten und komplizierten Begriffen. Das hat seine Ursache u.a. darin, dass gerade diese Wissenschaften sich darüber eine wissenschaftliche Berechtigung und auch Gleichberechtigung mit den ‚traditionellen‘ Wissenschaften zueignen woll(t)en. Gleichzeitig will man damit Kompetenz demonstrieren, die andere (vorgeblich) nicht besitzen. Was in der Folge zu einer unbewussten oder bewussten / beabsichtigten elitären Abgrenzung gegenüber denjenigen führt(e), die eben nicht den künstlich geschaffenen Sprachcodes beherrschen.

In meiner Schülerzeit kursierte eine Transferierung des Spruchs von den dümmsten Bauern, welche die dicksten Kartoffeln ernten, in eine solche pseudowissenschaftliche Form. Das fällt mir öfters ein, wenn ich z.B. den aktuellen Trainer Gelsenkirchens reden höre. Das geschilderte Phänomen ist ja keineswegs begrenzt auf die Welt der Wissenschaft. Es begegnet uns überall. Sei es im Berufsleben oder auch im Privatbereich. Und natürlich auch im Sport, und hier eben auch im Fußball. Seit vielleicht zehn Jahren verstärkt. Und auf einer sicherlich verdienstvollen Plattform für Taktikthemen wie ‚spielverlagerung.de‘ ist es mitunter besonders ausgeprägt. Das gilt nicht für alle dortigen Autoren (und auch user) im gleichen Maße, aber ich empfinde es schon als ausgeprägt.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Die wissenschaftliche, die strukturierte Herangehensweise an eine Thematik bringt automatisch eine spezifische Sprache mit sich. Und dies hilft sicherlich auch der Verständigung der mit dieser Thematik Befassten. Aber wie in allen Bereichen gilt auch hier, dass man alles übertreiben kann. Und man kann sich extrem lächerlich machen, wenn ich einen solchen spezifischen Sprachcode in der Kommunikation mit interessierten Laien anwende. „Der Druck am Ball determiniert das kollektive Verhalten“ ist schon ein Granatenspruch. Den muss man in der Sportschau (als Beispiel) erst einmal bringen. Ich möchte keineswegs Tedesco verdächtigen, ein Scharlatan zu sein. Dafür hat er im Nachwuchsbereich in Hoffenheim und in seiner kurzen ZeIt bei Aue qualitativ zu gute Arbeit geleistet. Auch seinen Ansatz in der ersten Saison in Gelsenkirchen kann man durchaus nachvollziehen, wenn man die Spielzeit(en) zuvor betrachtet. Und ich möchte auch keineswegs einer ‚einfachen Sprache‘ das Wort reden. Nur muss man relativ simple Sachverhalte sprachlich nicht unbedingt derart ‚hochsterilisieren‘, dass es eben lächerlich wirkt.

Nur gut, dass unser Trainer dies ganz offensichtlich nicht nötig hat. Dessen fachliche Kompetenz ist vielmehr dort zu bewundern, wo es entscheidend ist: Auf‘m Platz... ;-)


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