Eigene Erfahrungen mit Faschos rund um den BvB (BVB)

Auf der Süd, im Mai letzten Jahres. Da war ich mit meinem Sohn (12). Das Spiel war so mehr so geht so (ein klassischer Nicht-Fleisch-Nicht-Fisch-Kick halt). Neben uns einer der Sympathie-Träger, der dauernd insbesondere über das Spielverhalten von Ousmane Dembélé geätzt hat. Und das mit den übelsten diffamierenden Vokabeln. Es kam dann der junge dunkelhäutige Bierverkäufer mit dem Fässchen auf dem Rücken durch den Gang - und der wurde mit einem: "Ey, Bimbo, mach' mir noch'n Bier!" angesprochen. Wahrscheinlich war das zu viel. Mein Sohn drehte sich zu dem Typen und sagte: "Dein scheiß rassistisches Gelaber geht mir echt auf die Nerven." - Kurzes Schweigen. Die Umstehenden, die es mitbekommen haben, schauen abwartend. Der Typ guckt meinen Sohn an, sagt so etwas wie "Kleiner Pisser" - und geht.

Ich war einerseits schockiert und dachte, dass der Typ meinem Kind eine reinsemmelt (er sah so aus, als würde er das ernsthaft in Erwägung ziehen). Andererseits war ich bestürzt, dass ein Kind das aussprechen muss, was vielleicht auch andere gedacht haben. Der, der neben uns stand, hat jedenfalls meinem Sohn auf die Schulter geklopft und ihm gesagt, dass das cool war, dass er das aber in ein paar Jahren besser bleiben lässt.
Scheint also so eine Art "Demarkationslinie" für Zivilcourage zu geben.
Ich würde mir übrigens auch sehr wünschen, dass die Süd schon eines der näcshten Heimspiele für ein deutliches Zeichen nutzt, dass Nazis nichts in unseren Reihen zu suchen haben. Weil das ganz sicher nicht an Einzelpersonen hängen kann.

Ist schon 2,3 Jahre her. Süd im Oberrang. Während des Spiels hatte eine Person schon die eine oder andere antisemitische Beschimpfungen abgelassen. Was um ihn herum schon ein eher negatives Echo hervorrief.
Beim Sieg-Stakkato kurz vor Schluss , meinte er dann den Hitlergruß zu zeigen und Heil hinterherzurufen. Nach dem er eine deutliche Ansage von jmd. bekam, hat er einfach weitergemacht und dann 2 kräftige Backpfeifen kassiert.
Daraufhin eilte ein Ordner herbei, ließ sich das kurz erzählen und schmiss den rechten kurzer Hand raus.
Erschreckend fand ich wie wenig Leute das interessiert hat und war sehr froh das aber zumindest ein paar richtig reagiert haben.

Im Vergleich zu den anderen Erfahrungen sehr harmlos, aber ein Indiz dafür, wie sehr ein bestimmtes Gedankengut in manchen Köpfen steckt: Korso (ich glaube 2012 war es), müsste an der Kampstraße gewesen sein. Ich war mit meiner Freundin dort und ein Grüppchen neben uns (fünf oder sechs Jungs Anfang 20) trällerte das U-Bahn Lied.

Von außen betrachtet keine Hools oder Nazi-Skins. Eher gutbürgerliche Bübchen. Die du praktisch bei jedem Spiel siehst - durchschnittliche Fans.

Nach einem Heimspiel zum Ende der letzten Saison. Wir waren noch ein Bierchen im Gänsemarkt trinken. Da beobachtete ich am Nachbartisch, wie drei, vier Jungs Mitte 20 einen Neuling "bearbeiteten". Es war so eine Mischung aus Einschüchtern und ihm das Gefühl zu geben dazuzugehören. "Sieg Heil" und Hitlergruß beim Anstoßen. Ich war echt schockiert. Am Schlimmsten war das Gefühl da jetzt nichts gegen unternehmen zu können.

Heimspiel, diese Saison. Rückfahrt über Hagen. Im Zug ein besoffener Typ mit seiner Gesellschaft Marke jung,dumm und blau. Auch ne Frau dabei. Hatten sich mit einem Pärchen so halb in der Wolle. Kaum legte es sich wieder kam es aus ihm raus. "Scheiss Juden. Alles Juden". Ich spare mir die Varianten dieser Ausführungen und weiteren Weltansichten...

Vorfall in London beim CL Finale 2013.

Ich war mit einigen Kumpels nach London geflogen um das Finale vor Ort sehen zu können. Wir hatten keine Tickets, sind daher in einem nahegelegenen Pub am Stadion untergekommen. Der Laden war bis oben hin voll! Wir kamen dort mit verschiedenen Personen ins Gespräch. Unter anderem mit einem Typen, mittellangeshaar, normale Statur, unscheinbares Aussehen. Er wollte uns in der Halbzeit eine Runde Jägermeister spendieren. Wir kamen daraufhin im Gespräch darauf, woher er denn sei und wer er ist. Er käme es Dortmund, und wäre aktiv bei der Bewegung Borussenfront unterwegs.

Wir teilten dem Typen mit, dass er sich seine Getränke in den Arsch schieben könne. Mit Nazis trinken wir nicht. Der Kerl wurde stinksauer, handgreiflich und daraufhin rausgeworfen. Noch während der Halbzeitpause patroullierte er draußen mit zwei bis drei Glatzen und wartete auf uns.

Da wir an diesem schönen Tag absolut keinen Bock auf Stress hatten, suchten wir friedlich draußen das Gespräch. Klappte gut, hätte ich nicht gedacht. War doch irgendwie eine recht angespannte Situation.

Ich bin kein Freund davon, sich überhaupt mit diesem Gesocks zu unterhalten. Wir gingen daher auch keine Diskussion ein, entschuldigten uns nur kurz für unsere Wortwahl und meinten, dass wir einfach alle hier den Abend genießen sollten.

War ne komische Situation damals dort. Die Glatzen sprachen kein Wort deutsch. Lediglich gebrochenes Englisch mit osteuropäischen Akzent. Würde die eher als Typ Auftragsschläger bezeichnen. Denen war das alles völlig egal.

Ein mexikanischer Freund von mir ist Fußballtrainer und hat vor ca. 3 Jahren ein paar Wochen in Dortmund verbracht. Eigentlich eine tolle Erfahrung für ihn, wir haben auch ein Spiel gemeinsam besucht. An einem Tag wurde er auf dem Rückweg in sein Hotel in Dortmund jedoch im Bus von drei Jungs angepöbelt. Sie verlangten wohl von ihm, dass er seine BVB Kleidung auszieht und wurden handgreiflich. Als er flüchtete, wurde zum Glück nur noch nach ihm getreten und er nicht weiter verfolgt. Er war sich zu 100% sicher, dass es sich um ein rassistisches Motiv der Jungs handelte, auch wenn er kaum was verstanden hat.

Das ist ja zum Glück nochmal glimpflich ausgegangen. Ich kenne das, mit etwas zuviel Bier im Kopp hab ich manchmal auch eine etwas zu große Fresse.

Ich kann mich noch erinnern wie ich dem Typen im Stadion der vor mir am Bierstand mit Thor Steinar Hose und Kategorie C Sweater im weggehen ein "Scheiss Nazi" zugeraunt habe. Bei dem Blick den er mir hinterherwarf konnte ich vermutlich froh sein, dass die Masse der Menschen unter der Süd gut zum untertauchen geeignet ist. Auch da ist nichts schlimmes passiert, es wäre aber wohl trotzdem weniger gefährlich gewesen wenn ich meine Fresse gehalten hätte. Aber damals hatte ich auch noch nicht auf dem Schirm dass verurteilte Totschläger in der Szene auch im Stadion unterwegs sind.

2 Vorfälle.

Der erste ereignete sich an der Reinoldikirche nach nem Heimspiel. Besoffene jugendliche kamen auf mich und einen Freund (Bundeswehr) zu und forderten uns auf ihnen die Hand zu geben. Da sah ich bei 2 der 4 Jungs das BorussenfrontLogo auf der Brust. Ich weigerte mich, war wohl durch den Alkohol etwas mutig geworden, und die Situation drohte zu eskalieren. Zum Glück konnte mein Kollege mit der Aussage er wäre Berufssoldat schlimmeres verhindern. Einer spuckte auf meine Schuhe und dann verschwanden sie.

Zweiter Vorfall hatte nur indirekt mit Borussia zu tun.
Ich war im Weihnachtsrummel vor 3 Jahren auf dem Weg in die Stadt um meiner Mutter ein Geschenk zu kaufen. Dabei trug ich damals einen Jutebeutel mit der Aufschrift : Still not loving police.
An der Ubahn Kampstrasse holte ich mir im Kiosk ne Schachtel Kippen, um beim herausgehen von zwei stabilen kahlgeschorenen Typen mit den Worten: Ey Zecke, bleib mal stehen, angehalten wurde.
Wo habe ich den Rucksack her, fahre ich zum Fußball, gehöre ich zu TU oder Jubos (nein), dann sollte ich meine Jacke öffnen, was ich tat, und musste dann noch den Abiturpullover meiner Schule rechtfertigen. Ich geriet in Panik, rannte los und bekam zum Glück nur einen Streiftritt ab. Verfolgt wurde ich nicht.

Ich wünsche niemandem in so eine Situation zu geraten.